Willkommen zur philosophischen Diskussion
über
Gerold Prauss, Metzler-Verlag Stuttgart, ISBN 3476006972
Mit dem ersten Band „Die Welt und wir“
betritt ein Gigant unter den Denkern des 20. Jahrhundert die uralte Baustelle
„Gnothi
seauton“, und beginnt zuerst damit, den peinlichen Müll und Schutt von
3000 Jahren beiseite zu räumen, das heißt, darüber aufzuklären, um dann unendlich mühsam die ersten
elementaren Strukturen jeder menschlichen Erkenntnis und Aussage offen zu
legen.
Dazu
kann dann erst das unbrauchbare antike Zeitmodel einer statischen
„Zeitlinie“ mit einem „Jetztpunkt“ irgendwo, durch ein
dynamisches Zeitmodell ersetzt werden, wodurch erst ein allgegenwärtiger Raum
widerspruchsfrei denkbar wird, der dann erst als „Jetzt“ und
„Hier“ jeder Erkenntnis auch ein Selbstbewußtsein ermöglicht, das
eine Erkenntnis haben kann.
Natürlich sind auch Einblicke in die
Struktur menschlicher Erkenntnisse „nur“ menschliche Erkenntnis,
bei der wir zumindest Widerspruchsfreiheit anstreben sollten, wodurch sich erst
auch empirische Erkenntnis erweitert, was sich durch falschen – eben
empiristischen – Dogmatismus solches selbst verbaut.
(Rezension bei Amazon)
60 Jahre Grundgesetz neu Jan.2009
gegen die
Relativierung des ersten Artikels z.B. durch Herdegen
Zitat „Moral und Recht als Aufklärung“
Willensfreiheit für jesus.de neu März 2012
Das Subjekt und sein Körper neu Jan 25. Jan 2010
zu Frege Würdigung Prauss Marginalien zu Band 1 , Marginalien zu Band 2 Band 2 Vorschau, Webseiten zu Gerold Prauss
www.kommentare-zu-gerold-prauss.de/Vernunft.htm Das Kontinuum bei Kant und Aristoteles
www.kommentare-zu-gerold-prauss.de/Recht.htm
www.kommentare-zu-gerold-prauss.de/Recht.pdf
Der
problematische Punkt bei Prauss ( Dez. 01)
Das Zeitmodell von Gerold Prauss
Steinbruchbeispiel: Was ist ein Satz?
Die Zeit (als Thema) aus dem dafür neu
einzunehmenden Blickwinkel: , neu 17. Juni
2006
Erkennen und Handeln als ein
zusammenhängendes Verhalten, neue Begriffe, Band 2/2, Seite 502-533, , 20.12.06
Würdigung für Bd. 2/2 bei Amazon.de, neu 27. Juni, 2007
Febr. 2008, Deutsche Philosophen zur Reproduktions- und Gentechnik: Gentechnik-Ethik, Logik von
Gerold Prauss, als
PDF
contra: Jürgen Habermas, Ludger Honnefelder, Hille Haker, Otfried Höffe, Vittorio Hösle, Gerold Prauss, Robert Spaemann
pro: Peter Sloterdijk, Reinhard Merkel, Norbert Hoerster, Bettina Schöne-Seiffert, Walter Zimmerli,Volker Gerhard
Marginalien zu Band
2 (Sept. 01) : 14. Okt.
03: kein Absturz des Ikarus: B.II/1, Seite 278-298, 19.
Jan.04:Seite 264-267,
Bd.2/2 Seite
644, Herleitung des Rechts bei Kant und Prauss
Das Zeitmodell in
letzter Formulierung, neu Jan 2009
(nur vorübergehend zur Diskussion!)
http://brrrrrrrrrr.blog.de/2009/10/04/credo-ut-intellegam-7093917/ neu 4.10.09
http://mitglied.lycos.de/FriedhelmSchulz/Punkt.htm
von der Interobjektivität zwischen
Menschen zur Intersubjektivität, 19. August 07, als
PDF nur wenige Tage zur Diskussion
in Philowelt.de. und im EKD-Forum und http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/board.fpl?op=Anzeige&ThemenID=170
Wo sind meine Farben, 31. Okt. 2007
Substanz und Eigenschaft bei Gerold
Prauss.
oder http://people.freenet.de/Praussdiskussion,
Erkennen und Handeln als ein zusammenhängendes Verhalten, neue Begriffe, Band 2/2, Seite 502-533, neu, 20.12.06
„Die Welt und wir“ Bd. 2/II, Metzler, Okt. 2006
Das Unterbewußtsein bei Freud.
Autor der Seite ist Friedhelm Schulz, Mail-Art-Museum, An der Kirche 12, 37574 Einbeck, mailto: FriedhelmSchulzMailArt@t-online.de/
Kommentare zur Philosophie von Gerold Prauss
,,Prauss has succeeded in making a highly
instructive and subtle proposal …whoever is interested in the development
of transcendental philosophy. . . may do well to use it. —Reinhold
Ashenberg, Philosophy and History
GEROLD PRAUSS is professor of philosophy at
GARY STEINER is associate professor of
philosophy and JEFFREY S.
TURNER is associate professor and chair of
the Department of
Philosophy at
Der Menschheit gelang damit ein Schritt über die cartesianische und Kantsche Aufklärung hinaus zu einem neuen Ansatz.
Es ergeben sich daraus tausend Themen, die neu zu diskutieren sind.
Ich möchte im Internet jeden zu dieser Diskussion einladen. Beiträge zu der Arbeit von Prauss
Gerold Prauss "Die Welt und wir" Metzler Verlag, Stuttgart
werde ich zunächst chronologisch nach Eingang hier veröffentlichen, wenn nicht anders gewünscht und auf einer CD archivieren und später auch nach Autoren und Themen und mit Links auf besonderen Webseiten veröffentlichen.
Zusendungen bitte an:
Friedhelm Schulz, An der Kirche 12, 37574
Einbeck, Germany;
E-mail: FriedhelmSchulzMailArt@t-online.de
Marginalien
zu Prauss Band I, © Friedhelm Schulz
Band 2
Band I/1, Seite 1
Im Buchtitel „Die Welt und wir" wäre das „und" in der
Bedeutung als Summe eine Verdoppelung, da »wir« ohnehin zu Welt gehören - wie
die Welt zu uns, was sich als das eigentliche Thema erweisen wird.
Prauss behauptet einleitend, daß sich hinter der Vielheit aller Dinge und
Ereignisse der Welt eine Einheit und Einfachheit befindet, die nur
philosophisch und nicht empirisch zu erschließen ist.
Seite 2, letzter Abschnitt
Wenn wir uns vorstellen, daß wir alle empirischen Informationen über alle
Gegenstände und alles Geschehen in der Welt bereits hätten, wobei es sich immer
um Dinge und Eigenschaften wie um Ereignisse und Veränderungen zwischen diesen
Dingen mit Eigenschaften handelt, dann könnte ich anschließend noch einmal mit
der Frage beginnen: was ist ein Ding mit seiner Eigenschaft?
Seite 44
Tafel der Kategorien: Seite 118-119
Band 3, Kritik der reinen Vernunft, Seite 118-119,B106/A80
Der Quantität
Einheit
Vielheit
Allheit
2
Der Qualität
Realität
Negation
Limitation
3
Der Relation
der Inhärenz und Subsistenz
(substantia et accidens)
der Kausalität und Dependenz
(Ursache und Wirkung)
der Gemeinschaft (Wechselwir-
kung -zwischen dem Handeln-
den und Leidenden)
4
Der Modalität
Möglichkeit - Unmöglichkeit
Dasein - Nichtsein
Notwendigkeit - -Zufälligkeit
Jene beiden mathematischen Kategorien
1+2 sind nach Kant konstitutiv
1.
Der Quantität
Einheit
Vielheit
Allheit
2
Der Qualität
Realität
Negation
Limitation
die beiden dynamischen Kategorien 3+4
sind nach Kant regulativ.
3
Der Relation
der Inhärenz und Subsistenz
(substantia et accidens)
der Kausalität und Dependenz
(Ursache und Wirkung)
der Gemeinschaft (Wechselwir-
kung -zwischen dem Handeln-
den und Leidenden)
4
Der Modalität
Möglichkeit - Unmöglichkeit
Dasein - Nichtsein
Notwendigkeit - -Zufälligkeit
In der dritten Gruppe hat Kant „Ursache und Wirkung" erst hinter
„Inhärenz und Subsistenz" gesetzt, weil etwas Vorhandenes immer schon
aus Substanz + Akzidenz bestehen muß um eine Relation eingehen oder haben zu
können, was man eben so wenig von Substanz sagen kann, die es ohne Eigenschaft
nicht geben kann, wie es auch keine Eigenschaft ohne Substanz geben könnte, so
daß wir es hier nicht mit zwei Dingen zu tun haben, die miteinander bereits ein
Verhältnis im Sinne von Ursache und Wirkung haben könnten.
Marginalien 172 ( Textmarke a) bis 182 Textmarke b
Marginalien 499(Textmarke c) bis 809 Textmarke d) (nicht vollständig!)
Margin2
Seite 172-174, Kritik .
I. Die hier als Argument - für was? - eingeflochtene Definition einer
Erkenntnis als das, was einer Aussage vorweggeht, und nach Prauss dann
gesprochen werden "muß"(?), begründet sich auf eine allerorts
eingenommene Ansicht, daß der Mensch nur in Sprache denkt, was meiner Ansicht
nach einfach nicht stimmt. Selbst wenn man hier zugesteht, daß das Folgende
sich nur auf solcher Art Erkenntnis beziehen soll, die der Mensch in
Sprache denkend denkt, so ist doch selten (- wenn überhaupt jemals -) das
Gesprochene mit dem dabei Gedachten identisch, womit wir bei einer möglichen
Vorstellung von der Funktion der Sprache angelangt sind, und ja zuerst
klären müßten, wie der heim Hören einer Aussage hervorgerufene Gedanke, nämlich
zuerst bei dem angesprochenen Gesprächspartner zu unterscheiden ist von
dem Gedanken des Sprechenden. Immerhin liegt hier ein Akzent der Definition von
Subjekt oder allgemein von Subjektivät dann ja darauf, daß ein 2. Subjekt
Vorbedingung von möglicher Subjektivität überhaupt ist.
Prauss kann diesen Problemkomplex hier nicht thematisieren und läuft aber genau
dadurch hier Gefahr, daß man seine nun angestrebten Schlußfolgerung nicht für
zwingend hält.
II. Mir legen sich diese beiden Argumente quer, von denen das erste also als
Voraussetzung von mir nicht akzeptiert werden könnte, wenn es als eine
allgemeine Prämisse für das Folgende gelten sollte, - wobei das zweite Argument
ganz aus dem Thema herausführt.
I. Ohne Zweifel ist die weltanschauliche Haltung oder Argumentation eines
Menschen, also irgend eine Veranlassung, zu irgend etwas zuzustimmen oder
Argumente gegen etwas zu suchen, von der Aussage eines anderen Menschen
einerseits bestimmt oder beeinflußt, aber auch von seiner eigenen Art oder Mentalität
oder Denkweise oder eben veranlagte Tendenz, etwas zu sehen. Gedanken und
Argumente, also Sprache des einen Menschen rufen Gedanken und Argumente, also
Sprache, des anderen Menschen hervor, ein Prozess, der sicher für die
geistige Entwicklung eines Menschen oder der Menscheit entscheident war und
ist.
Man könnte die Ausschließlichkeit der Ansicht, Denken sei immer das
Vorhergehende einer Aussage, unterstreichen oder verteidigen durch das
Argument, daß wir von einem unausgesprochenen Gedanken und also auch von keiner
verschwiegenen Erkenntnis wissen und also von einer solchen auch nicht sprechen
können. Dem und auch solcher Gesamtdefinition kann man aber mit
unwiderlegbaren Argumenten entgegenhalten, daß der Lügner offensichtlich
nicht das spricht, was er denkt, daß im Gegenteil die
Möglichkeit der Lüge als negative Möglichkeit eines Nichtübereinstimmen von
Erkenntnis und Aussage und neben dieser im positiven Sinn die Weisheit des
Menschen, nicht alles auszusprechen, was man denkt und erkennt, souveräne,
freie, nichtdeterminierte Subjektivität erst ausmacht, und in gleicher Weise
siehe Seite174 (Mitte).
Soll man nun hier an dieser Stelle Prauss zur Rede stellen, wie dieses jetzt
oder allgemein gemeint ist?
Wir erleben aus dem Vorhergegangenen jedoch deutlich, daß Erkenntnistheorie in
solcher Konsequenz nahezu alle Bereiche menschlicher Existenz tangiert, d.h.
alle Denkbarkeiten berührt, die nicht alle gleichzeitig zur Sprache kommen
können.
Seite l74 (Verteidigung)
Zudem ist es ja auch unmöglich, womit sich ein weiterer Gedanke querlegt,
sich Sprache als Zeitpunktgebilde vorzustellen, da an Sprache ja nichts
so augenfällig ist, als der mit ihr verknüpfte Zeitaufwand. Man
kann sich solches nur als derart gemeint denken, als daß das, was an Erkenntnis
ausgesprochen wird, ja zumindestens solange irgendwo sein muß, bis der Satz
oder das Wort ausgesprochen ist. Und in dieser Konzeption stehen die obigen
Einwände der folgenden Schlußfolgerung schließlich auch nicht im Wege, wie
immer Prauss darauf antworten würde
Es verlangt hier geradezu Humor, wenn wir sehen, daß bei der Aussage über das,
was hier Prauss mit Erkenntnis meint, nämlich nicht die Sprache oder den
Begriff selbst in der akustischen oder graphischen Manifestation, sondern die
Erkenntnis in dem Gesprochenen oder das Gedachte, das einer Aussage vorweggeht
und zu einer Aussage führt, zugleich die ganze Problematik menschlicher
Existenz implizit seiner sozialen Situation nicht nur berührt, sondern immer
auch droht, in eine mißverständliche Definition zu zwingen.
So man dagegen diese Argumente so versteht, daß hier Sprache nicht als ihre
ganze Wirklichkeit gemeint ist sondern als Möglichkeit, wobei sich das
Sichbewußtwerden einer Erkenntnis in der Aussprechbarkeit deutlich macht,
oder als etwas, das man in Erinnerung behalten kann, und damit
durchaus ein Zeitpunktgebilde ist, (Zusatz, daß durch die Funktionsweise
unseres Gedächtnisses länger aufbewahrt werden kann??!!) das zu
formulieren man unter Umständen Jahre benötigt, kann man darin natürlich auch
die Art von Erkenntnis einbeziehen, die nicht einer Formulierung in Sprache
vorhergeht, oder der nicht das Aussprechen der Erkenntnis folgt.
In jedem Fall geht aber dem tatsächlich gesprochenen Wort etwas voraus, das zu
einer Aussprache führt.
II. Man kann nachträglich sagen, daß dieses dann etwas war, daß zu einer
Aussage führen mußte, und zwar mit dem Argument, weil es zu einer Aussage
führte. Aus dem vorhergehenden geht allerdings nicht hervor, wo der Wille eines
Menschen ansetzt, wenn er etwas sagen will. Ich nehme an, daß sich die
Philosophen darüber einig sind, wie man sich dieses zu denken hat.
II. Es ist das, worunter Humboldt (Seite 173, unten) eigentlich das
Denken meint, wenn er von Sprache spricht, worunter Kant Sprache meint, wenn er
von Denken spricht, was sich hier wie verschiedene Koordinaten ausmacht, die
sich in einem Punkt finden, der bei Prauss so einerseits zur Definition und zur
Verdeutlichung des Gemeinten angeführt wird, von dem wir hier auszugehen haben,
in dem sich jedoch andererseits der Stand des bisherigen Denkens über dieses
Phänomen der Erkenntnis zeigt und zusammenfaßt, von dem aus die folgenden
Untersuchungen auszugehen haben. Wir sehen damit im Folgenden also nicht irgend
eine These oder Idee, sondern die unausweichliche Schlußfolgerung, die sich aus
den Formulierungen "Einheit oder Einfachheit" des Gedankens ergibt,
in der zwingenden Kontinuität bisheriger Philosophie.
Man kann sich solches behelfsmäßig auch so vorstellen, daß die "wahre oder
falsche" Erkenntnis der Aussage immer irgendwann während des Sagens
erkennbar wird, und zwar nicht langsam, sondern zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Und man muß hier den obigen Einwänden - hier ebenfalls behelfsmäßig -
entgegenhalten, daß ja auch die Zeit des Sprechens, die wir als mögliches
Gegenargument anführten, ein Objekt der Erkenntnis ist, für das dann die
Aufmerksamkeit vom Gesprochenen weg und auf die Sprechzeit gerichtet werden
müßte, und darüber hinaus zugleich immer auch das Ergebnis, das Produkt der
Erkenntnis ist, einer anderen Erkenntnis nämlich, um die es hier nicht geht,
wobei natürlich das Gesagte auch auf diese andere Erkenntnis zutrifft. Mit
anderen Worten: Die Erkenntnis, daß jemand für einen Satz lange Zeit benötigt,
was sich oben performatorisch trefflich darstellt, ist eine andere Erkenntnis
als die, die mit diesem Satz ausgesprochen wurde. (An irgend einer anderen
Stelle hat Prauss dieses an einem Beispiel verdeutlicht)
In jeder normalen Rede ist eine Mitteilung in ihren Kontext eingebettet eine
Summe von vielen Aussagen mit denotativen und konotativen Mitteilungen, oft
mehr als tausend, ein Phänomen der Kommunikation, das hier nicht das Thema ist.
Prauss betreibt Grundlagenforschung am Beispiel der elementaren Erkenntnis, die
jeder weiteren Erkenntnis zugrundeliegt.
Seite l74, letzter Abschnitt "Erklärung"
Um das, wogegen sich die obigen Argumente richten, geht es Prauss hier
aber eben nicht, sondern um das Entstehen oder Erreichen von Gegenwart als der
einzig möglichen Weise von Wirklichkeit, was ja immer nur Zeitpunkt sein kann,
das apriorische Vorbedingung von Erkenntnis und zugleich auch immer von Subjekt
ist, als sei mit bewußter Erkenntnis das Auftauchen des Menschen in der
Wirklichkeit von "Selbstsein", von Subjektivät oder von Aufwachen als
einem Phänomen verbunden, das einmal nur in solcher Einheit möglich ist
und zum anderen zugleich nur in der dem Menschen erkennharen Welt
mit seiner Zeit, mit seinem Raum, seinen Farben, Gerüchen,
Temperaturen und logischen Zusammenhängen.
II. Wir haben hier die Grundlage für eine einfache Denkformel:
1. Der Verstand, die Erkenntnis, die Gegenwart, die Wirklichkeit, das
Bewußtsein ist immer als Jetzt etwas, daß wir im Folgenden als Zeitpunkt
bezeichnet finden, unabhängig davon, wie und ob man sich einen Zeitpunkt
vorstellen kann.
2. Sinnlichkeit erkennt Zeit als Zeitspanne, also als ein Kontinuum, als eine
Ausgedehntheit.
I. Wie schon eingangs beschrieben, ist nur Gegenwart und damit nur Wirklichkeit
derjenige Existenzbereich, in dem wir auch bewußt sein können. Zukunft und
Vergangenheit sind uns verschlossen, wenn wir sie auch als Ahnung, Planung oder
Ziel, bzw als Erinnerung in unser Denken und Erkennen einbeziehen. Das Wissen
oder Erkennen darum, kann aber immer nur in der Gegenwart stattfinden.
(So ist die Erkenntnis als Subjektivität zwar ein Auftauchen in die
Zeit und damit in der Zeit und damit zugleich als Entstehen oder
Verwirklichen eines neuen Zeitraums mit der Freiheit einer indeterminierten
Denk- und Handlungsmöglichkeit, aber eben auch gebunden an seinen, dem
menschlich-subjektiven Zeitraum mit allen seinen Grenzen, die im Folgenden erst
deutlich werden, über die hinaus nur der Glaube an Gott hinausweist und
hinausführt.
Zwei Fragen an Gerold Prauss: Die Null, die Grammatik und der Punkt. (Jan. 2002)
Seite l86.
Dieses Auftauchen in die Gegenwart durch Erkenntnis und als Erkenntnis
schafft zwar ein menschlich zeitliches und menschlich räumliches
Erkennenkönnen, darf jedoch nicht so konkret bildlich verstanden werden, als
sei diese Ebene objektiv vorhanden und würde durch Erkenntnis damit
beschritten, vielmehr wäre hier der Vergleich angebracht mit dem Wachstum
einer Pflanze, die aus der Erde heraus zwar den Luftraum erreicht, für
den Menschen sichtbar wird, selbst jedoch das Hervorragende, Raumergreifende
nur ist, nicht aber erkennt. In anderer Weise könnte man unser Erkennen und das
Erkannte vergleichen mit der einzigen Bewegung, die eine Pflanze dadurch
ausführt, daß die Pflanze durch ihr Wachsen erst entsteht, wobei man also
die Aktivität der Pflanze als Bewegung verstanden zugleich als das Entstehen
dessen sehen muß, dem man die Aktivität zuschreibt.
D.h.: Wenn wir uns also unser Bewußtsein als Selbsterkenntnis, und zwar als
Wissen um sich selbst, als "Ich weiß, daß ich weiß", denken, und zwar
verbunden mit einem "Jetzt" und "Hier", dann wäre analog zu
unserem Pflanzenbeispiel unser Erkennen mit der Bewegung zu vergleichen, wobei
das, was da erkennt identisch ist mit dem, was da erkannt wird, (wenn man an
diesem Bild einschränkt, daß man die Erkenntnis eines Objekts in der Außenwelt
immer noch unterscheiden muß von dem Objekt selbst, das natürlich von ganz
anderer Art ist, als das Bild unserer Erkenntnis.)
Offen bleibt hier vorerst das Problem, wie wir ein Erkennen von Zeit mit dem
Ergebnis einer "Zeiterkenntnis" zu unterscheiden haben von der
Erkenntnis eines Steines z.B., als "Steinerkenntnis", was
Seite 175 ( Mitte)
nur undeutlich als Umschreibung der ganzen Komplexität erkenntlich wird.
II. Das bewußte Erkennen des Steines ist natürlich immer eine Selbsterkenntnis
und eigentlich viel mehr eine solche, als ein Erkennen des Steines, der uns als
Objekt nicht zugänglich ist. Ich erlebe mit der Erkenntnis mich, und erkenne,
wie ich dort und jetzt einen Stein erkenne. Aber nicht nur das, sondern der
Mensch " wird sich" dabei erst selbst. In der Fußnote wird diese
Aktualität als "eine Verschärfung bis zum Äußersten" beschrieben.
I. Wenn wir uns vorstellen, daß die Pflanze um für Tier und
Mensch entsprechend sichtbar zu sein, also auf zweckmäßige Sichtbarkeit
konstruierte Farben benutzt und damit entsprechende Erfahrungen besitzt,
so würde eine Logik der Pflanze solche Erfahrungen nicht auf die Farbe zurückführen,
von der sie nichts wissen kann, weil sie keine Augen hat, sondern eine
Kausalität auf chemische Prozesse zurückführen, die einerseits der
Wahrheit viel näher kommen, als es die Wahrheit des Menschen mit der
Erkenntnis tut, daß nämlich ein Schmetterling die weiße oder rote Farbe sieht
und davon angelockt wird, während andererseits die menschliche Erkenntnisebene
der Farbigkeit als Faktor der Befruchtungsfunktion zwar menschlich subjektiv
ist und bleibt aber doch auch eine transzendente Ebene von Wahrheit schafft,
die für Tier und Pflanze unerreichbar ist, bzw. dann wäre, so daß wir
davon sprechen könnten, wenn beide über ein zusätzliches menschliches
Bewußtsein verfügten.
Hier wäre dann aber der Denkansatz der Pflanze ähnlich dem des Philosophen: Wer
unsere Erkenntnis als substanzielle Wirklichkeit und damit als
"Platonisch-substanziell-Reales" nimmt und nicht als sekundäre
Indikation einer solchen, lebt damit in einer Scheinwelt, als es die Farbe der
Blume faktisch an der Blume ja auch nicht gibt.
"Wahr oder falsch" jedoch ist und bleibt für den Menschen, daß
jeweils diese oder jene Farbe von der Blume produziert und vom Tier gesehen
wird, wobei die Wirklichkeit der Farbe nicht von gleicher
objektiver und materieller Art ist, wie wir sie empirisch meßbaren
Ereignissen zuschreiben.
Natürlich ist der folgende, hier naheliegende Vergleich gefährlich
spekulativ in der Denkmöglichkeit, die jedoch zugleich faszinieren muß, als
wäre die menschliche Realität das Jenseits der Pflanze, so als wäre die
schöne Farbe der Blume und seine lebende Umgebung, die ja nur für den Menschen
erkennbar ist und nicht für die Blume selbst, die wahre Wirklichkeit der Blume,
so daß analog zu unserem Beispielvergleich von Bewegung und Bewußtsein die
"wahre" Realität des Menschen für ihn selbst nicht, sondern nur von
einer höheren "transzendenten" Stufe erkennbar ist, die nur Gott oder
seine Engel und Geister sehen könnten, -
spekulativ aber deswegen, weil man bei einem solchen Vergleich übersieht, daß
ja auch unser Denken von Gott erst Realität wäre durch den menschlichen
Glauben, durch den oder über den er ja "seine" Erkenntnis von Gott
für wahr hält.
Seite 175.
Aufgrund solcher Denkmodelle sind nun viele verschiedene Weltbilder und Theologien
denkbar, die jeden Science-fiction-Fan begeistern würden. Wir stehen, wie
Prauss warnend bemerkt, geradezu in einem Labyrinth von Irrwegmöglichkeiten.
Ganz frei von solchen pekulativen Ausschweifungen benutzt Prauss die
Begriffe Kants und schränkt dessen Überlegung ein, daß jenes Phänomen des
gegenwärtigen Augenblicks als Zeitpunktgebilde im Erkennen durch
den Verstand nicht Zeit bedeutet im Sinne von etwas unendlich klein
Ausgedehntes, wobei es ja dann ein essenzielles Etwas wäre das hier oder dort
nur für einen Augenblick existierte,- wie Zeit ja dem Zenonschen
Paradoxon zugrundeliegt - wärend sinnliche Wahrnehmung das Objekt in
zeitlicher Ausdehnung erfaßt, worin Prauss eine unhaltbare Annahme sieht,
denn für ihn ist in diesem Kontext jedenfalls die verstandesmäßige
Erkenntnis etwas, was der sinnlichen Wahrnehmung vorausgehen muß: wenn
ich nicht erkenne, was ich sinnlich wahrnehme, kann ich nicht von
Sinnlichkeit sprechen, woraus sich ganz logisch ergibt, daß Objektivität
mit räumlicher und zeitlicher Ausdehnung z.B. eines Steines erst aus dem
unzeitlichen oder zeitpunktförmlichen Gebilde der Erkenntnis erwachsen kann und
mit ihr in Abhängigkeit stehen muß.
Seite 176
Dieses Verhältnis von Zeitspanne und Zeitpunkt, wie es bei Zenon zu den
bekannten Paradoxien führt, soll man sich nicht vorstellen, wie ein Geschehen
oder wie eine Struktur, das sich, um wahrgenommen werden zu können, (- wie etwa
die Bewegung in einem Film aus vielen Punkten oder Einzelbildern besteht, von
denen wir über unseren Verstand wissen müssen) nur aus der Summe solcher
Zeitpunktgebilde zu einer sinnlichen Wahrnehmbarkeit wird. Solche Punkte sind
wie bei Zenon denkbar und führen zu Paradoxien, wenn man das Gedachte als
sinnlich wahrnehmbares Äquivalenz zum Sinnlichen nimmt; aber es ist ja nicht
die Bewegung, die die Erkenntnis ist, - wie es scheinen könnte, diese ist das
Sinnliche! - das, was in diesem Zeitlichen zu verstehen, zu erkennen ist,
nämlich das, was entweder wahr oder falsch ist, ( ist ja vielleicht etwas die
Zeit betreffendes, was hier leicht verwirren könnte,) ist aber selbst nichts
Zeitliches, sondern klammert zeitliche Ausdehnung geradezu aus, worauf es
Prauss ankommt, deutlich zu machen.
Die erkannte Handbewegung ist als Erkenntnis ja nicht von der Bedeutung, daß
sie aus Punkten zusammengesetzt sei oder nicht, sondern es ist ja die Bewegung,
auf die sich bezieht, wenn etwas wahr oder falsch sein kann.
Seite 178
Seite l76-l78
Mit dem Konzept, Verstand und Sinnlichkeit, die miteinander untrennbar
verwoben sind, zuerst getrennt voneinander "zu erwägen", wie Prauss
sich vorsichtig ausdrückt, beginnt Seite l78 nicht nur ein neues Kapitel und
ein weiterführendes Thema "Wir als Einheit von Verstand und
Sinnlichkeit", und nicht nur ein Ansatz zu Überlegungen, die über
Kant hinaus gehen, sondern, und dieses zeigt das ungeheure Wagnis des
Folgenden, es beginnt ein neuer Abschnitt menschlichen Denkens überhaupt.
Seite l78- 82 (Darstellung des neuen Denkansatzes)
Die von mir eindeutig spekulativ bereits als methaphysische Dimension
ausgemalte Gegenwärtigkeit des Gedankens als ein nahezu außerzeitliches
Zeitpunktgebilde, von dem sich erst im Nachhinein die Ausdehnung von Raum
und Zeit unserer Sinnlichkeit, und wonach erst über diese Sinnlichkeit die Objekte
als zeitlich und räumlich erscheinen, was Prauss die
"Wirksamkeit" jener rezeptiven (also nur scheinbar passiven)
Sinnlichkeit bezeichnet, woraus der Begriff "Spontaneität" als
Kennzeichen der zeitpunktförmigen Struktur der Erkenntnis vorerst noch
unverständlich bleibt, und damit eigentlich nur die eine Seite des
empirisch Unfaßbaren einer Erkenntnis darlegt, - denn wie sollte etwas
empirisch zu erkennen sein, wenn es nur unendlich kurze Zeit existiert? - so
beginnt jener zweite Teil dieses Buches mit der Kennzeichnung einer
Erkenntnis als Aktivität des Subjekts zuerst in der Unterscheidung von der
scheinbaren Passivität der Sinnlichkeit als Rezeptivität des Subjekts, wobei
sich beides jedoch durch ein ebenfalls empirisch unfaßbares Phänom von
den empirisch wahrgenommenen Objekten der Außenwelt, z.B. der empirisch
faßbaren Aktivität eines fallenden Steines dadurch unterscheidet, daß sie
aus sich heraus, also aus dem Subjekt heraus aktiv ist und nicht als
Folge auf eine andere Ursache zurückzuführen ist, wie der fallende Stein der
Erdanziehungskraft und eines Anstoßes bedarf.
Während die Gegenwärtigkeit der Zeitpunktförmigkeit der Erkenntnis eigentlich
jede Zeitlichkeit ausschließt und deswegen empirisch nicht faßbar ist,
erweist er sich nun auch als Aktivität ohne äußere Ursache als ein
Phänomen der Realität - denn Erkenntnis ist ja ohne Zweifel Realität - das sich
der empirischen Meßbarkeit entzieht.
Mag sein, daß diese bereits von Kant vorgedachten und als transzendent
gezeichneten Merkmale ursprünglich bei Prauss nur die Philosophie als eigene
Wissenschaft für einen Bereich unserer Realität rechtfertigen sollte, die der
rein logischen Wissenschaft, die der Mathematik, und der empirischen
Wissenschaft, wie der Physik nicht zugänglich sein kann. Mit dem Gelingen
dieser Rechtfertigung wird jedoch nun nicht nur die Philosophie rehabilitiert,
begründet, gerechtfertigt, sondern die Philosophie erscheint damit plötzlich in
einem fast erschreckenden Ausmaß auch die neue Dimension unserer elementaren,
alltäglichen Wirklichkeit, die darzustellen es Prauss in diesem Buch geht. Es
erscheint damit neben der mathematischen seit Pythagoras und der physikalischen
seit Newton nun mit Prauss im 20. Jahrhundert eine neue Dimension
menschlichen Denkens und Bewußtseins, deren Ausmaß und mögliche Weiterführung
bis jetzt nur erahnt werden kann, - . Da nun Philosophie im alten Sinne wohl
weiter bestehen bleibt in ihrer unsicheren Selbstdefinition, wäre für den
Prausschen neuen Ansatz eine grundsätzlich Unterscheidung angebracht.
War die Mathematik innerhalb der Philosophie zuerst eher ein Spiel mit
seltsamen Effekten, die als Logik eher spekulative, weltanschauliche oder
religiöse Bedeutung hatte, wie nicht anders die Physik und Chemie, die
sich erst mit Newton als die eine Struktur aller Wirklichkeit in
Übereinstimmung und Ergänzung mit der Mathematik, so zeigt sich nun diese
Möglichkeit der Philosophie, die bis dahin eher allgemein, intuitiv, ethisch,
moralisch, religiös oder spielerisch, weil nicht erechenbar und meßbar,
existierte, nicht nur als ergänzende bislang übersehene oder nicht
erkannte Notwendigkeit, sondern als ein drittes Komplementär, wenn nicht als
das fehlende Fundament jeder Wissenschaft. Die Mathematik könnte man als
das Fundament der Physik bezeichnen, wobei die Bestätigung der Mathematik als
Wissenschaft erst durch die Anwendbarkeit in der Physik gelang.
Wie soll das aber gehen?
Nun erscheint in der Erkenntnistheorie Wahrnehmung des Physikalischen als eine
als Rezeptivität mißverstandene Sinnlichkeit, der die gedankliche Erkenntnis
zugrundeliegt, die zwar den Regeln der Logik gehorcht, denen aber nicht die
physikalischen Grundvoraussetzungen zugrundeliegen, die bis zur modernen Physik
immer räumlich und zeitlich meßbar waren, sondern deren Basis in der
Subjektivität des Menschen einerseits außerzeitlich und andererseits Wirkung
ohne Ursache von Außen ist. Ob nun Mathematik oder Physik liegt beidem ja
nicht nur Erkenntnis zugrunde, was sich ja nun nicht nur als eine Seite oder als
ein Aspekt dieser Wissenschaften bezeichnen oder gar abtun läßt, sondern diese
Wissenschaften sind ja nichts anderes als Erkenntnis, und wären nach
jeder Wissenschaftstheorie damit eigentlich nicht existent, d.h. sie sind
in einer bisher nicht wissenschaftlichen also eigentlich nur naiven Weise
existent, einer Weise, die sie einerseits ohne Erkenntnistheorie in die
Ungültigkeit verweist, andererseits nur durch Erkenntnistheorie im Prausschen
Ansatz zu ergründen und zu rechtfertigen vermag. Damit ist ja nicht etwa
nur das Risiko der Fragwürdigkeit empirischer Erkenntnis gegenwärtig, sondern
im Gegenteil eine Möglichkeit gegeben, sie aus dem Spekulativen herauszuführen
und über die Subjektivität der Erkenntnis in der einzig legitimen Weise zu
rechtfertigen und zu begründen. Dabei wird das, was wir im Überbegriff als
Gedanke oder Erkenntnis und bei Prauss zudem noch als Satz oder Begriff
bezeichnet wird, als ein Etwas betrachtet, wie wir einen Stein oder ein Stück
Holz als Gegenstand betrachten können, indem wir z. . Farbe, Gewicht,
Festigkeit, Temperatur, Geruch und Ausmaß bestimmen, ohne dabei zu
berücksichten, aus was dieser Gegenstand besteht, wobei wir praktisch
Erkenntnis betrachten, ohne das darin enthaltene Erkannte, das dieses der
jenes sein könnte, zu berücksichtigen, wobei wir allerdings Gefahr laufen,
Erkenntnis als etwas ähnlich Substantielles aufzufassen, was Prauss
Platonismus nennen würde, womit wir dann völlig auf den Holzweg gerieten.
Denn damit unterläge die Erkenntnis ja wiederum einer physikalischen
Determination und der Illusion einer empirischen Greifbarkeit.
Natürlich werden hier die Skeptiker voraussagen, daß man eines Tages
mittelt bestimmter Kurven den Gedanken eines Menschen unmittelbar aufzeichnen
kann, ohne daß jener Mensch ihn auszusprechen braucht. Es ist sicher bereits in
absebbarer Zeit möglich, mittels eines besonders konstruierten
Elektroenzyphallogramms zu messen, wann ein Mensch die Farbe Grün und
wann die Farbe Rot sieht, wann er Liebe oder Haß empfindet, wobei aber das
Grüne selbst, oder der Hass, die Angst, der Schmerz von den
Meßingenieuren nur privat gemeint und erkannt sein kann.
Seite 172-174 Kritik Die hier als Argument - für was? - eingeflochtene
Definition einer Erkenntnis als das, was einer Aussage vorweggeht, und nach
Prauss dann gesprochen werden "muß'(?), begründet sich auf eine
allerorts eingenommene Ansicht, daß der Mensch nur in Sprache denkt, was meiner
Ansicht nach einfach nicht stimmt. Selbst wenn man hier (an den Anfang- wo
Pflanze als Beispiel oder Analogon angeführt wird) wobei man die
Aktivität der Pflanze als Bewegung verstanden zugleic als das Entstehen dessen
sehen muß- dem man die Aktivität zuschreibt
Seite 172-174 Kritik Die hier als Argument - für was? - eingeflochtene
Definition einer Erkenntnis als das, was einer Aussage vorweggeht, und nach
Prauss dann gesprochen werden "muß'(?), begründet sich auf eine
allerorts eingenommene Ansicht, daß der Mensch nur in Sprache denkt, was meiner
Ansicht nach einfach nicht stimmt. Selbst wenn man hier zugesteht, daß das
Folgende sich nur auf solcher Art Erkenntnis heziehen soll, die der Mensch in
Sprache denkend denkt, ist doch selten das Gesprochene mit dem dabei Gedachten
identisch, womit wir bei einer Funktion der Sprache angelangt ja zuerst klären
müßten, wie der heim Hören einer Aussage hervorgerufene Gedanke, nämlich
erst bei dem angesprochenen Gesprächspartner zu unterscheiden ist von dem
Gedanken des Sprechenden. Immerhin liegt hier ein Akzent der Definition von
Subjekt oder allgemein von Subjektivität darauf, daß ein 2. Subjekt
Vorbedingung von möglicher Subjektivität überhaupt ist; und ohne Zweifel ist
die weltanschauliche Haltung oder Argumentation eines Menschen, also seine
Veranlassung zuzustimmen oder Argumente gegen etwas zu suchen, von der Aussage
eines anderen einerseits bestimmt oder beeinflußt, aber auch von seiner eigenen
Art oder Mentalität oder Denkweise oder eben veranlagte Tendenz, etwas zu
sehen. Gedanken und Argumente, also Sprache, des einen rufen Gedanken und
Argumente, also Sprache, des anderen hervor, ein Prozess, der sicher für die
geistige Entwicklung der Menscheit entscheident war und ist. Man könnte die
Ausschließlichkeit der Ansicht, Denken sei immer das Vorhergehende einer
Aussage, unterstreichen durch das Argument, daß wir wir von einem
unausgesprochenen Gedanken und also auch von keiner verschwiegenen Erkenntnis
wissen. Dem und auch solcher Gesamtdefinition kann man aber mit unwiderlegbaren
Argumenten entgegenhalten, daß der Lügner offensichtlich nicht das spricht, was
er denkt, daß
im Gegenteil die Lüge und neben dieser im posivitiven Sinn die Weisheit
des Menschen, nicht alles auszusprechen, was er denkt und erkennt, souveräne,
frei, nichtdeterminierte Subjektivität erst ausmacht, und in gleicher Weise
siehe Seite ...
Seite l74 Verteidigung
Zudem ist es unmöglich, sich Sprache als Zeitpunktgebilde vorzustellen, da an
Sprache ja nicht so augenfällig ist, als der mit ihr verknüpfte Zeitaufwand.
So man dagegen diese Argumente so versteht, daß hier Sprache nicht als ihre
Wirklichkeit gemeint ist sondern als Möglichkeit, wobei sich das
Sichhewußtwerden einer Erkenntnis in der Aussprechbarkeit deutlich macht, oder
als etwas, as man in Erinnerung behalten kann, und damit durchaus ein
Zeitpunktgebilde ist, das zu formulieren man unter Umständen Jahre benötigt,
kann man darin natürlich auch die Art von Erkenntnis einheziehen, die nicht
einer Formulierung in Sprache vorhergeht, oder der nicht das Aussprechen der
Erkenntnis folgt.
Seite l74 letzter Abschnitt "Erklärung"
Um das, wogegen sich die obigen Argumente richten, geht es Prauss hier aber
eben nicht, sondern um das Entstehen oder Erreichen von Gegenwart, was ja immer
nur Zeitpunkt sein kann, das apriorische Vorbedingung von Erkenntnis und
zugleich auch immer von Subjekt ist, als sei mit bewußter Erkenntnis das
Auftauchen des Menschen in der Wirklichkeit von "Selbstsein",
von Subjektivität oder von Aufwachen als einem Phänomen verbunden, das einmal
nur in solcher Einheit möglich ist und zum anderen zugleich nur in der dem
Menschen erkennharen Welt mit seiner Zeit, mit seinem Raum, seinen
Farben, Gerüchen, Temperaturen und logischen Zusammenhängen. So ist
die Erkenntnis als Suhjektivität zwar ein Auftauchen in die Zeit
und damit in der Zeit zugleich als einem neuen Zeitraum mit der
Freiheit einer indeterminierten Denk und Handlungsmöglichkeit, aber eben
auch gehunden an seinem, dem menschlichsubjektiven Zeitraum mit allen seinen
Grenzen, über die hinaus nur der Glaube an Gott hinausweist und hinausführt.
Seite l86
Dieses Auftauchen in die Gegenwart durch Erkenntnis und als Erkenntnis schafft
zwar ein menschlich zeitliches und menschlich räumliches Erkennenkönnen, darf
jedoch nicht so konkret bildlich verstanden werden, als sei diese Ebene
objektiv vorhanden und würde durch Erkenntnis damit beschritten, vielmehr wäre
hier der Vergleich angehracht mit dem Wachstum einer Pflanze, die aus der Erde
heraus zwar den Luftraum erreicht, für den Menschen sichtbar wird, selhst
jedoch das Hervorragende, Raumergreifende nur ist, nicht aber erkennt.
(Einfügung!!!) Wenn wir uns vorstellen, daß die Pflanze für Tier
und Mensch auf zweckmäßige Sichtbarkeit konstruierte Farben benutzt und
damit entsprechende Erfahrungen besitzt, so würde eine Logik der pflanze solche
Erfahrungen nicht auf die Farbe zurückführen, von der sie nichts wissen kann,
sondern eine Kausalit't auf chemische Prozesse zurückführen, die einerseits der
Wahrheit näher kommen, als es die Wahrheit des Menschen mit der Erkenntnis tut,
daß ein Schmetterling die weiße oder rote Farhe sieht und davon an elockt wird,
während andererseits die menschliche Erkenntnisebene der Farbigkeit als Faktor
der Befruchtungsfunktion zwar menschlich subjektiv ist und bleiht aher doch
auch eine transzendente Ehene von Wahrheit schafft, die für Tier und Pflanze
unerreichhar ist. Für die Pflanze wie auch für Prauss lebt somit der Mensch
nämlich dann in einer Scheinwelt, wenn er seiner Erkenntnis etwas
"platonischsuhstanziellesreales' unterstellt, als ob es die Farbe der
Blume faktisch auch nicht gibt. Wahr oder falsch jedoch ist, daß jeweils diese
oder jene Farbe von der Blume produziert und vom Tier gesehen wird, wobei die
Wirklichkeit der Farbe nicht
von gleicher ohjektiver und materieler Art ist, wie wir sie empirisch
meßbaren Ereignissen zuschreiben. Natürlich ist solcher Vergleich gefährlich
spekulativ, in der Denkmöglichkeit, als wäre das Jenseits der Pflanze die
menschliche Realität, wie Gott dann erst Realität wäre durch den Menschlichen
Glauben. Ganz frei von solchen spekulativen Ausschweifungen henutzt Prauss die
Begriffe Kants und schränkt dessen Überlegung ein, daß jenes Phänomen des
gegenwärtigen Augenblicks als Zeitpunktgebilde im Erkennen durch den
Verstand nicht Zeit bedeutet als etwas unendlich klein Ausgedehntes, wohei es
ja dann ein essenzielles Etwas wäre das hier oder dort nur für einen Augenblick
existierte,- wie Zeit ja dem Zenonschen Paradoxon zugrundeliegt - wärend
sinnliche Wahrnehmung das Objekt in zeitlicher Ausdehnung erfaßt, worin Prauss
eine uinhaltbare Annahme sieht, denn für ihn ist in diesem Kontext jedenfalls
die verstandesmäßige Erkenntnis etwas, was der sinnlichen Wahrnehmung
vorausgehen muß: wenn ich nicht erkenne, was ich sinnlich wahrnehme, kann ich
nicht von Sinnlichkeit sprechen, woraus sich ganz logisch ergibt, daß
Objektivität mit räumlicher und zeitlicher Ausdehnung z.B. eines Steines erst
aus dem unzeitlichen oder zeitpunktförmlichen Gebilde der Erkenntnis erwachsen
und mit ihr in Abhängigkeit stehen muß. Seite l76-l77 Mit dem Konzept, Verstand
und Sinnlichkeit, die miteinander untrennbar verwoben sind, zuerst getrennt
voneinander "zu erwägen", wie Prauss sich vorsichtig ausdrückt,
beginnt Seite l78 nicht nur ein neues Kapitel und ein weiterführendes Thema
"Wir als Einheit von Verstand und Sinnlichkeit", und nicht nur ein
Ansatz zu Überlegungen, die üher ant hinaus gehen, sondern, und dieses
zeigt das ungeheure Wagnis des Folgenden, es beginnt ein
neuer Abschnitt menschlichen Denkens überhaupt.
Seite l78-l82 (Darstellung des neuen Denkansatzes) Die von mir eindeutig
spekulativ hereits als methaphysische Dimension ausgemalte Gegenwärtigkeit des
Gedankens als ein nahezu außerzeitliches Zeitpunktgebilde, von dem sich erst im
Nachhinein die Ausdehnung von Raum und Zeit unserer Sinnlichkeit, und wonach
erst über diese Sinnlichkeit die Objekte als zeitlich und räumlich erscheinen,
was Prauss die "Wirksamkeit" jener rezeptiven (also nur scheinbar
passiven) Sinnlichkeit bezeichnet, woraus der Begriff "Spontaneität"
als Kennzeichen der zeitpunktförmigen Struktur der Erkenntnis unverständlich
bleibt, und damit eigentlich nur die eine Seite des empirisch (Unfaßbaren einer
Erkenntnis darlegt, - denn wie sollte etwas empirisch zu erkennen sein, wenn es
nur unendlich kurze Zeit existiert? - so beginnt jener zweite Teil dieses
Buches mit der Kennzeichnung einer Erkenntnis als Aktivität des Subjekts
zuerst in der Unterscheidung von der scheinbaren Passivität der Sinnlichkeit
als Rezeptivität des Subjekts, wobei sich beides jedoch durch ein ebenfalls empirisch
unfaßbares Phänome von den empirisch wahrgenommenen Objekten der Außenwelt,
z.B. der empirisch faßbaren Aktivität eines fallenden Steines dadurch
unterscheidet, daß sie aus sich heraus, also aus dem Subjekt heraus aktiv ist
und nicht als Folge auf eine andere Ursache zurückzuführen ist, wie der
fallende Stein der
Erdanziehungskraft und eines Anstosses bedarf. Während die
Gegenwärtigkeit oder Zeitpunktförmigkeit der Erkenntnis eigentlich jede
Zeitlichkeit ausschließt und deswegen empirisch nicht faßbar ist, erweist er
sich nun auch als Aktivität ohne äußere Ursache als ein phänomen der Realität -
denn Erkenntnis ist Ja ohne Zweifel Realität - das sich der empirischen
Meßbarkeit entzieht. Mag sein, da diese bereits von Kant vorgedachten und als
transzendent bezeichneten Merkmale ursprünglich bei Prauss nur die Philosophie
als eigene Wissenschaft für einen Bereich unserer Realität rechtfertigen
sollte, die der rein logischen Wissenschaft, wie der Mathematik, und der
empirischen Wissenschaft, wie der Physik nicht zugänglich sein kann. Mit dem
Gelingen dieser Rechtfertigung wird jedoch nun nicht nur die Philosophie
rehabilitiert, hegründet, gerechtfertigt, sondern es erscheint damit plötzlich
in einem fast erschreckenden Ausmaß auch eine neue Dimension unserer
Wirklichkeit, die darzustellen es Prauss in diesem Buch geht. Es erscheint
damit neben der mathematischen seit Pytagoras und der physikalischen seit
Newton nun mit Prauss Im 20. Jahrhundert eine neue Dimension menschlichen
Denkens und Bewußtseins, deren Ausmaß bis jetzt nur erahnt werden kann. War die
Mathematik innerhalb der Philosophie zuerst eher ein Spiel mit seltsamen
Effekten, die als Logik eher spekulative, weltanschauliche oder religiäse
Bedeutung hatte, wie nicht anders die Physik und Chemie, die sich erst mit
Newton als die eine Struktur aller Wirklichkeit in Übereinstimmung und
Ergänzung mit der Mathematik, so zeigt sich nun Philosophie, die bis dahin eher
allgemein, intuitiv, ethisch, moralisch, religiös oder spielerisch, weil nicht
berechenbar und meßbar, existierte, nicht
nur als ergänzende hislang übersehende Notwendigkeit, sondern als ein
drittes Komplementär, wenn nicht als das fehlende Fundament jeder Wissenschaft.
die Mathematik könnte man als das Fundament der Physik bezeichnen, wobei die
Bestätigung der Mathematik als Wissenschaft erst durch die Anwendbarkeit in der
Physik gelang. Nun erscheint in der Erkenntnistheorie Wahrnehmung des
Physikalischen als eine als Rezeptivität mißverstandene Sinnlichkeit der die
gedankliche Erkenntnis zugrundeliegt, die zwar den Regeln der Logik gehorcht,
denen aher nicht die physikalischen Grundvoraussetzungen zugrundeliegen, die
bis zur modernen Physik immer räumlich und zeitlich meßbar waren, sondern deren
Basis in der Subjektivitët des Menschen einerseits außerzeitlich und
andererseits Wirkung ohne Ursache von Auen ist. Ob nun Mathematik oder Physik
liegt beidem ja nicht nur Erkenntnis zugrunde, was sich ja nun nicht nur als
eine Seite oder als ein Aspekt dieser Wissenschaften bezeichnen oder gar abtun
läßt, sondern diese Wissenschaften sind ja nichts anderes als Erkenntnis, und
wären nach jeder Wissenschaftstheorie damit eigentlich nicht existent, d.h. sie
sind in einer bisher nicht wissenschaftlichen Weise existent, einer Weise, die
sie einerseits ohne Erkenntnistheorie in die Ungültigkeit verweist,
andererseits nur durch Erkenntnistheorie im Prausschen Ansatz zu begründen und
zu rechtfertigen vermag. Damit ist ja nicht etwa nur das Risiko der
Fragwürdigkeit empirischer Erkenntnis gegenwärtig, sondern im Gegenteil eine
Möglichkeit gegehen, sie aus dem Spekulativen herauszuführen und über die
Subjektivität der Erkenntnis in der einzig legitimen Weise zu rechtfertigen und
zu begründen.
Dabei wir das, was wir im Überbegriff als Gedanke oder Erkenntnis und bei
Prauss zudem noch als Satz oder Begriff bezeichnet wird, als ein Etwas betrac
tet, wie wir einen Stein oder ein Stück Holz als Gegenstand betrachten können,
indem wir z. . Farbe, Gewicht, Festigkeit, Temperatur, Geruch und Ausmaß
bestimmen, ohne dabei zu berücksichten, aus was dieser Gegenstand besteht,
wobei wir praktiscb Erkenntnis betrachten, ohne das darin enthaltene Erkannte,
das dieses oder jenes sein könnte, zu berücksichtigen, wobei wir allerdings
Gefahr laufen, Erkenntnis als etwas ähnlich Substantielles aufzufassen, was
Prauss Platonismus nennen würde, womit wir dann völlig auf den olzweg
gerieten. Denn damit unterläge die Erkenntnis ja wiederum einer physikalischen
Determination und der Illusion einer empirischen Greifbarkeit. Natürlich werden
hier die Skeptiker voraussagen, daß man eines Tages mittelt bestimmter Kurven
den Gedanken eines Menschen unmittelbar aufzeichnen kann, ohne daß jener Mensch
ihn auszusprechen braucht. Es ist sicher bereits in absebbarer Zeit möglich,
mittels eines besonders konstruierten Elektrenzyphallogramms zu messen, wann
ein Mensch die Farhe Grün und wann die Farbe Rot sieht, wann er Liebe oder Haß
empfindet, wobei aber das Grüne selbst nur von den Meßingenieuren
zugesteht, daß das Folgende sich nur auf solcher Art Erkenntnis heziehen
soll, die der Mensch in Sprache denkend denkt, ist doch selten das Gesprochene
mit dem dabei Gedachten identisch, womit wir bei einer Funktion der Sprache
angelangt ja zuerst klären müßten, wie der heim Hören einer Aussage hervorgerufene
Gedanke, nämlich erst bei dem angesprochenen Gesprächspartner zu
unterscheiden ist von dem Gedanken des Sprechenden. Immerhin liegt hier ein
Akzent der Definition von Subjekt oder allgemein von Subjektivität darauf, daß
ein 2. Subjekt Vorbedingung von möglicher Subjektivität überhaupt ist; und ohne
Zweifel ist die weltanschauliche Haltung oder Argumentation eines Menschen,
also seine Veranlassung zuzustimmen oder Argumente gegen etwas zu suchen, von
der Aussage eines anderen einerseits bestimmt oder beeinflußt, aber auch von
seiner eigenen Art oder Mentalität oder Denkweise oder eben veranlagte Tendenz,
etwas zu sehen. Gedanken und Argumente, also Sprache, des einen rufen Gedanken
und Argumente, also Sprache, des anderen hervor, ein Prozess, der sicher für
die geistige Entwicklung der Menscheit entscheident war und ist. Man könnte die
Ausschließlichkeit der Ansicht, Denken sei immer das Vorhergehende einer
Aussage, unterstreichen durch das Argument, daß wir wir von einem
unausgesprochenen Gedanken und also auch von keiner verschwiegenen Erkenntnis
wissen. Dem und auch solcher Gesamtdefinition kann man aber mit unwiderlegbaren
Argumenten entgegenhalten, daß der Lügner offensichtlich nicht das spricht, was
er denkt, daß
im Gegenteil die Lüge und neben dieser im posivitiven Sinn die Weisheit
des Menschen, nicht alles auszusprechen, was er denkt und erkennt, souveräne,
frei, nichtdeterminierte Subjektivität erst ausmacht, und in gleicher Weise
siehe Seite ...
Seite l74 Verteidigung
Zudem ist es unmöglich, sich Sprache als Zeitpunktgebilde vorzustellen, da an
Sprache ja nicht so augenfällig ist, als der mit ihr verknüpfte Zeitaufwand.
So man dagegen diese Argumente so versteht, daß hier Sprache nicht als ihre
Wirklichkeit gemeint ist sondern als Möglichkeit, wobei sich das
Sichhewußtwerden einer Erkenntnis in der Aussprechbarkeit deutlich macht, oder
als etwas, as man in Erinnerung behalten kann, und damit durchaus ein
Zeitpunktgebilde ist, das zu formulieren man unter Umständen Jahre benötigt,
kann man darin natürlich auch die Art von Erkenntnis einheziehen, die nicht
einer Formulierung in Sprache vorhergeht, oder der nicht das Aussprechen der
Erkenntnis folgt.
Seite l74 letzter Abschnitt "Erklärung"
Um das, wogegen sich die obigen Argumente richten, geht es Prauss hier aber
eben nicht, sondern um das Entstehen oder Erreichen von Gegenwart, was ja immer
nur Zeitpunkt sein kann, das apriorische Vorbedingung von Erkenntnis und
zugleich auch immer von Subjekt ist, als sei mit bewußter Erkenntnis das Auftauchen
des Menschen in der Wirklichkeit von "Selbstsein", von
Subjektivität oder von Aufwachen als einem Phänomen verbunden, das einmal nur
in solcher Einheit möglich ist und zum anderen zugleich nur in der dem Menschen
erkennharen Welt mit seiner Zeit, mit seinem Raum, seinen Farben,
Gerüchen, Temperaturen und logischen Zusammenhängen. So ist
die Erkenntnis als Suhjektivität zwar ein Auftauchen in die Zeit
und damit in der Zeit zugleich als einem neuen Zeitraum mit der
Freiheit einer indeterminierten Denk und Handlungsmöglichkeit, aber eben
auch gehunden an seinem, dem menschlichsubjektiven Zeitraum mit allen seinen
Grenzen, über die hinaus nur der Glaube an Gott hinausweist und hinausführt.
Seite l86
Dieses Auftauchen in die Gegenwart durch Erkenntnis und als Erkenntnis schafft
zwar ein menschlich zeitliches und menschlich räumliches Erkennenkönnen, darf
jedoch nicht so konkret bildlich verstanden werden, als sei diese Ebene
objektiv vorhanden und würde durch Erkenntnis damit beschritten, vielmehr wäre
hier der Vergleich angehracht mit dem Wachstum einer Pflanze, die aus der Erde
heraus zwar den Luftraum erreicht, für den Menschen sichtbar wird, selhst
jedoch das Hervorragende, Raumergreifende nur ist, nicht aber erkennt.
(Einfügung!!!) Wenn wir uns vorstellen, daß die Pflanze für Tier
und Mensch auf zweckmäßige Sichtbarkeit konstruierte Farben benutzt und
damit entsprechende Erfahrungen besitzt, so würde eine Logik der pflanze solche
Erfahrungen nicht auf die Farbe zurückführen, von der sie nichts wissen kann,
sondern eine Kausalit't auf chemische Prozesse zurückführen, die einerseits der
Wahrheit näher kommen, als es die Wahrheit des Menschen mit der Erkenntnis tut,
daß ein Schmetterling die weiße oder rote Farhe sieht und davon an elockt wird,
während andererseits die menschliche Erkenntnisebene der Farbigkeit als Faktor
der Befruchtungsfunktion zwar menschlich subjektiv ist und bleiht aher doch
auch eine transzendente Ehene von Wahrheit schafft, die für Tier und Pflanze
unerreichhar ist. Für die Pflanze wie auch für Prauss lebt somit der Mensch
nämlich dann in einer Scheinwelt, wenn er seiner Erkenntnis etwas
"platonischsuhstanziellesreales' unterstellt, als ob es die Farbe der
Blume faktisch auch nicht gibt. Wahr oder falsch jedoch ist, daß jeweils diese
oder jene Farbe von der Blume produziert und vom Tier gesehen wird, wobei die
Wirklichkeit der Farbe nicht
von gleicher ohjektiver und materieler Art ist, wie wir sie empirisch
meßbaren Ereignissen zuschreiben. Natürlich ist solcher Vergleich gefährlich
spekulativ, in der Denkmöglichkeit, als wäre das Jenseits der Pflanze die
menschliche Realität, wie Gott dann erst Realität wäre durch den Menschlichen
Glauben. Ganz frei von solchen spekulativen Ausschweifungen henutzt Prauss die
Begriffe Kants und schränkt dessen Überlegung ein, daß jenes Phänomen des
gegenwärtigen Augenblicks als Zeitpunktgebilde im Erkennen durch den
Verstand nicht Zeit bedeutet als etwas unendlich klein Ausgedehntes, wohei es
ja dann ein essenzielles Etwas wäre das hier oder dort nur für einen Augenblick
existierte,- wie Zeit ja dem Zenonschen Paradoxon zugrundeliegt - wärend
sinnliche Wahrnehmung das Objekt in zeitlicher Ausdehnung erfaßt, worin Prauss
eine uinhaltbare Annahme sieht, denn für ihn ist in diesem Kontext jedenfalls
die verstandesmäßige Erkenntnis etwas, was der sinnlichen Wahrnehmung
vorausgehen muß: wenn ich nicht erkenne, was ich sinnlich wahrnehme, kann ich
nicht von Sinnlichkeit sprechen, woraus sich ganz logisch ergibt, daß
Objektivität mit räumlicher und zeitlicher Ausdehnung z.B. eines Steines erst
aus dem unzeitlichen oder zeitpunktförmlichen Gebilde der Erkenntnis erwachsen
und mit ihr in Abhängigkeit stehen muß.
Seite l76-l77 Mit dem Konzept, Verstand und Sinnlichkeit, die miteinander
untrennbar verwoben sind, zuerst getrennt voneinander "zu erwägen",
wie Prauss sich vorsichtig ausdrückt, beginnt Seite l78 nicht nur ein neues
Kapitel und ein weiterführendes Thema "Wir als Einheit von Verstand und
Sinnlichkeit", und nicht nur ein Ansatz zu Überlegungen, die üher
ant hinaus gehen, sondern, und dieses zeigt das ungeheure Wagnis des Folgenden,
es beginnt ein
neuer Abschnitt menschlichen Denkens überhaupt.
Seite l78-l82 (Darstellung des neuen Denkansatzes) Die von mir eindeutig
spekulativ hereits als methaphysische Dimension ausgemalte Gegenwärtigkeit des
Gedankens als ein nahezu außerzeitliches Zeitpunktgebilde, von dem sich erst im
Nachhinein die Ausdehnung von Raum und Zeit unserer Sinnlichkeit, und wonach
erst über diese Sinnlichkeit die Objekte als zeitlich und räumlich erscheinen,
was Prauss die "Wirksamkeit" jener rezeptiven (also nur scheinbar
passiven) Sinnlichkeit bezeichnet, woraus der Begriff "Spontaneität"
als Kennzeichen der zeitpunktförmigen Struktur der Erkenntnis unverständlich
bleibt, und damit eigentlich nur die eine Seite des empirisch (Unfaßbaren einer
Erkenntnis darlegt, - denn wie sollte etwas empirisch zu erkennen sein, wenn es
nur unendlich kurze Zeit existiert? - so beginnt jener zweite Teil dieses
Buches mit der Kennzeichnung einer Erkenntnis als Aktivität des Subjekts
zuerst in der Unterscheidung von der scheinbaren Passivität der Sinnlichkeit
als Rezeptivität des Subjekts, wobei sich beides jedoch durch ein ebenfalls
empirisch unfaßbares Phänome von den empirisch wahrgenommenen Objekten der
Außenwelt, z.B. der empirisch faßbaren Aktivität eines fallenden Steines
dadurch unterscheidet, daß sie aus sich heraus, also aus dem Subjekt heraus
aktiv ist und nicht als Folge auf eine andere Ursache zurückzuführen ist, wie
der fallende Stein der
Erdanziehungskraft und eines nstoes bedarf. Während die Gegenwärtigkeit
oder Zeitpunktförmigkeit der Erkenntnis eigentlich jede Zeitlichkeit
ausschließt und deswegen empirisch nicht faßbar ist, erweist er sich nun auch
als Aktivität ohne äuBere Ursache als ein phänomen der Realität - denn
Erkenntnis ist Ja ohne Zweifel Realität - das sich der empirischen Meßbarkeit
entzieht. Mag sein, da diese bereits von Kant vorgedachten und als transzendent
bezeichneten Merkmale ursprünglich bei Prauss nur die Philosophie als eigene
Wissenschaft für einen Bereich unserer Realität rechtfertigen sollte, die der
rein logischen Wissenschaft, wie der Mathematik, und der empirischen
Wissenschaft, wie der Physik nicht zugänglich sein kann. Mit dem Gelingen
dieser Rechtfertigung wird jedoch nun nicht nur die Philosophie rehabilitiert,
hegründet, gerechtfertigt, sondern es erscheint damit plötzlich in einem fast
erschreckenden Ausmaß auch eine neue Dimension unserer Wirklichkeit, die
darzustellen es Prauss in diesem Buch geht. Es erscheint damit neben der
mathematischen seit Pytagoras und der physikalischen seit Newton nun mit Prauss
Im 20. Jahrhundert eine neue Dimension menschlichen Denkens und Bewußtseins,
deren Ausmaß bis jetzt nur erahnt werden kann. War die Mathematik innerhalb der
Philosophie zuerst eher ein Spiel mit seltsamen Effekten, die als Logik eher
spekulative, weltanschauliche oder religiäse Bedeutung hatte, wie nicht anders
die Physik und Chemie, die sich erst mit Newton als die eine Struktur aller
Wirklichkeit in Übereinstimmung und Ergänzung mit der Mathematik, so zeigt sich
nun Philosophie, die bis dahin eher allgemein, intuitiv, ethisch, moralisch,
religiös oder spielerisch, weil nicht berechenbar und meßbar, existierte, nicht
nur als ergänzende hislang übersehende Notwendigkeit, sondern als ein
drittes Komplementär, wenn nicht als das fehlende Fundament jeder Wissenschaft.
die Mathematik könnte man als das Fundament der Physik bezeichnen, wobei die
Bestätigung der Mathematik als Wissenschaft erst durch die Anwendbarkeit in der
Physik gelang. Nun erscheint in der Erkenntnistheorie Wahrnehmung des
Physikalischen als eine als Rezeptivität mißverstandene Sinnlichkeit der die
gedankliche Erkenntnis zugrundeliegt, die zwar den Regeln der Logik gehorcht,
denen aher nicht die physikalischen Grundvoraussetzungen zugrundeliegen, die
bis zur modernen Physik immer räumlich und zeitlich meßbar waren, sondern deren
Basis in der Subjektivitët des Menschen einerseits außerzeitlich und
andererseits Wirkung ohne Ursache von Auen ist. Ob nun Mathematik oder Physik
liegt beidem ja nicht nur Erkenntnis zugrunde, was sich ja nun nicht nur als
eine Seite oder als ein Aspekt dieser Wissenschaften bezeichnen oder gar abtun
läßt, sondern diese Wissenschaften sind ja nichts anderes als Erkenntnis, und
wären nach jeder Wissenschaftstheorie damit eigentlich nicht existent, d.h. sie
sind in einer bisher nicht wissenschaftlichen Weise existent, einer Weise, die
sie einerseits ohne Erkenntnistheorie in die Ungültigkeit verweist, andererseits
nur durch Erkenntnistheorie im Prausschen Ansatz zu begründen und zu
rechtfertigen vermag. Damit ist ja nicht etwa nur das Risiko der Fragwürdigkeit
empirischer Erkenntnis gegenwärtig, sondern im Gegenteil eine Möglichkeit
gegehen, sie aus dem Spekulativen herauszuführen und über die Subjektivität der
Erkenntnis in der einzig legitimen Weise zu rechtfertigen und zu begründen.
Dabei wir das, was wir im Überbegriff als Gedanke oder Erkenntnis und bei
Prauss zudem noch als Satz oder Begriff bezeichnet wird, als ein Etwas betrac
tet, wie wir einen Stein oder ein Stück Holz als Gegenstand betrachten können,
indem wir z. . Farbe, Gewicht, Festigkeit, Temperatur, Geruch und Ausmaß
bestimmen, ohne dabei zu berücksichten, aus was dieser Gegenstand besteht, wobei
wir praktiscb Erkenntnis betrachten, ohne das darin enthaltene Erkannte, das
dieses oder jenes sein könnte, zu berücksichtigen, wobei wir allerdings Gefahr
laufen, Erkenntnis als etwas ähnlich Substantielles aufzufassen, was Prauss
Platonismus nennen würde, womit wir dann völlig auf den olzweg gerieten.
Denn damit unterläge die Erkenntnis ja wiederum einer physikalischen
Determination und der Illusion einer empirischen Greifbarkeit. Natürlich werden
hier die Skeptiker voraussagen, daß man eines Tages mittelt bestimmter Kurven
den Gedanken eines Menschen unmittelbar aufzeichnen kann, ohne daß jener Mensch
ihn auszusprechen braucht. Es ist sicher bereits in absebbarer Zeit möglich,
mittels eines besonders konstruierten Elektrenzyphallogramms zu messen, wann ein
Mensch die Farhe Grün und wann die Farbe Rot sieht, wann er Liebe oder Haß
empfindet, wobei aber das Grüne selbst nur von den Meßingenieuren
Aber zurück zu dem geraden Weg, den Prauss unbeirrt von allen Holperstellen weitergeht:
Von Seite 499 ( Band I, Seite 359 - 360 siehe 808)
an zeigt Prauss, in welcher Weise bisherige Philosophie bis heute in eine
unlösbare Problematik von Form und Inhalt geriet, die wir bereits auf den
ersten Seiten des 1. Bandes (Seite 31 bis 50) kennenlernten, die sich jetzt nach
der Einsicht in die Systemstelle "Raum" der Raumerzeugung "mit
einem Schlag" als Problem auflöst:
Nach einem langen Weg, auf dem wir anfangs das vertrackte scheinbar
unverständliche Verhältnis von Ding und Eigenschaft sahen, können wir erst
jetzt, nachdem mit der Raumerzeugung das Subjekt überhaupt erst in der Lage
ist, ein Ding oder etwas, was es nicht selbst ist, wahrzunehmen und damit
überhaupt erst Sprache und auch ein Selbstbewußtsein zu entwickeln, sind wir
inzwischen von der Fixierung auf das Objekt ganz beim Subjekt angelangt, das
ein Ding und seine Eigenschaften, ehe es über ihr Verhältnis nachdenken kann,
ja erst mal wahrnehmen muß. Auch hier steckte die Philosophie bis heute in
scheinbar unlösbaren und meist selbstgemachten Schwierigkeiten.
Hier unterschied Kant zwischen dem inneren Sinn, den Gefühlen wie Schmerz und
dem äußeren Sinn, dem Gesichtssinn, also dem Auge. Mißverständlich blieb dieses
bei Kant, so als ob der Mensch durch das Auge den Raum wahrnehme, während die
anderen Sinne sich allein mit dem Apriori Zeit verknüpften.
Nach der Zeit- und Raumdefinition sind die einzelnen Gedanken der folgenden 20
Seiten einfach zu verstehen und sie wirken einmal verstanden wie reife Früchte,
die einem nun in den Schoß fallen. Die Schwierigkeit dieser 20 Seiten ist aber
gerade deswegen, den roten Faden in der Hand zu behalten, an dem Prauss sehr
schnell und zielgerichtet bereits auf den "Begriff" zusteuert. Es ist
schwierig und deswegen notwendig, die einzelnen Aussagen noch einmal selbst zu
denken, sich zu eigen zu machen, sonst hat man am Ende eine Summe von einzelnen
Gedanken, die wie die Sprossen einer auseinandergenommenen Leiter zwar alle auf
einem Haufen liegen, aber ohne daß man sie zu einer Stiege benutzen könnte und
weiterkäme. Denn am Horizont erscheint bereits jener Doppelpunkt, wenn zuerst
auch nur als verwirrendes Problem:
Seite 507:
Die Objektbezugaufnahme (2. Absatz) besteht logischer Weise nach dem bisher
gesagten aus Zweierlei so man falsch versteht: (3. Absatz)
1. Die Form von sinnlichem Gehalt, die ja in jedem Fall in der Zeit auftritt
(Außereinander als Nacheinander) ist das Subjekt selbst, und damit zugleich
punktförmig,
2. müßte auch noch als Raum und Räumliches und zwar als Selbstverwirklichung
des Subjekts Form des Subjekts sein,
falsch nämlich deswegen, weil das Subjekt dieses Räumliche als etwas anderes seiner selbst nicht ist sondern dieses Räumliche nur hat.
Man begeht diesen Fehler nicht ( es sei denn ), wenn man
folgendes, nämlich folgende Bedeutungen voll unterscheidet:
1. Raum als Form eines Objekts der Außenwelt
2. Raum als Form eines Gehalts der Sinnlichkeit,
die ja beide miteinander verbunden sind.
Bei dem Ansatz von Überlegung, was sich an beiden unterscheidet und was dieses
nun nicht bedeutet, nämlich obiges: Irgend ein Gegenstand der Außenwelt kann
nicht zugleich das Subjekt sein, weil sonst ein Erkennen des Objekts nicht
möglich ist, entdeckt man hinter dem Negativen durchaus auch etwas Positives:
Seite 508
"ein ganzes Feld von bisher noch ungeklärter Fakten findet dadurch wie auf
einen Schlag seine Erklärung.":
Bei der Unterscheidung dessen, was an jener Form des Objekts reine Sinnlichkeit
und was daran Außenwelt ist, geht Prauss hier an den Punkt zurück, wo Kant
ungenau wurde:
Kant verglich ein Dreieck, das sich jemand vorstellt und ein Dreieck, das er
z.B. aufgezeichnet sieht.
Seite 509
In beiden Fällen besteht die Ausdehnung, bzw. Eingrenzung des Dreiecks in Form
von Sinnlichkeit des selbst gemachten Raumes, wobei natürlich nicht beide
gleich sind, , weil das gesehene, d.h. affizierte schon in Farbe und Ausdehnung
von Außen zugleich bestimmt wird.
Unsinn wäre also anzunehmen, das auch letzteres ganz und gar vom Menschen
selbst erschaffen würde.
Ein weiterer Unterschied besteht zwischen dem vorgestellten Dreieck und dem
gesehenen Objekt.: Kant meint bes. im Fall eines nur gedachten Dreiecks eine
zweidimensionale Fläche, während aber im Unterschied dazu das gesehene Dreieck
immer bereits durch die Farbe schon ein dreidimensionaler Körper ist, wenn auch
deren Oberfläche. Wobei aber indirekt Kant in einer Beziehung richtig liegt,
insofern, als in der Anschauung Raum gegen Punkt um eine Dimension verringert
wird und wir von einem Körper z.B. immer nur die Oberfläche sehen bzw. bilden.
Seite 511
Eine weitere Irritation besteht in dem weiteren gravierenden Unterschied
zwischen der Vorstellung von einem Dreieck und der Apprehension: Wir sehen in
der Praxis dieses Dreieck wie auch jede andere Oberfläche niemals oder nur im
Ausnahmefall in der tatsächlichen Form, sondern immer von dem jeweiligen
Blickwinkel aus verzerrt, -
Seite 512 erster Abschnitt
was aber natürlich nicht derart mißverstanden werden darf, wie es scheinen
könnte, als ob das gesehene Dreieck in jener Ausdehnung und Farbe dort in der
Außenwelt diese oder jene Form habe, sondern es wird nur als Außenwelt gesehen,
- wie immer auch hervorgerufen, - und in der Anschauung in uns erst gebildet
und zwar als diese verschiedenen Ansichten.
Seite 513
Man darf das Bild von den losen Sprossen bei Prauss dabei nicht aus dem Auge
lassen: An weiteren Fallgruben vorbei geht Prauss hier bereits in eine
bestimmte Richtung. Es handelt sich bei den weiteren Fehlerquellen also nicht
um eine reine zufällige Aufzählung, sondern um eine Weiterführung, - was man bei
der jeweiligen Schwierigkeit der einzelnen Gedanken leicht übersieht:
Eine alltäglich Selbstverständlichkeit, die unsere Wahrnehmung täglich
zigtausendfach leistet, nämlich von den unzähligen gesehenen verzerrten Formen
eines Objekts wie einer runden Tischplatte aus auf die richtige kreisrunde Form
zu schließen, die konkret wohl niemals wahrgenommen wird. Tatsächlich sehen wir
verschiedene Ovalformen, die aber eindeutig nicht die Formen des Tisches sind,
was ein Denkfehler wäre, obwohl es ja tatsächlich wahrgenommene Formen sind.
Und es wäre ein noch schlimmerer Denkfehler, anzunehmen, diese subjektive Sicht
bedeute, daß es sich bei den Ovalformen um Formen des Subjekts handele, denn
die veränderten, wahrgenommenen Ovalformen bleiben ja auf den Tisch bezogen.
Und nun, bevor Prauss die bereitstehende Lösung aufzeigen kann, wird es
geradezu faszinierend, den bewundernswerten Scharfsinn vergangener Philosophie
von Plato über Aristoteles und seine Interpreten bis zu Kant kennenzulernen,
einem Scharfsinn, dem man natürlich mit eigener Konzentration erstmal folgen
muß, und zwar bis zu den Stellen, wo der Scharfsinn schließlich bei allen
irgendwo letztlich doch Ungenauigkeiten und Denkfehlern aufsaß, die wir, von
Prauss an der Hand geführt, auffinden und durch größere Präzision und
Genauigkeit überwinden, und wir wie bei der Mondbesteigung Neuland an Präzision
auch der normalen Logik betreten, wobei zum anderen Plato und Aristoteles auch
unter Vermeidung ihrer Ungenauigkeiten nicht weitergewußt hätten und im Metaphorischen
hätten bleiben müssen, so sie nicht die Entwicklung von Zeit und Raum im oder
zum Subjekt gekannt hätten.
Es geht also vorerst nicht um die Informationen über Richtig und Falsch,
sondern um genaues Denken, das man nur durch eigenes genaues Denken begreift.
Es ist auch nicht ganz klar, ob jene Denkfehler der Vergangenheit durch die
Ahnung des Unvermögens einer Lösung verursacht wurden; und es ist nicht klar,
ob der bei Prauss mögliche Scharfsinn bezüglich der Klärung dieser
Ungereimtheiten durch die Sicherheit oder die überlegene Warte einer
bereitstehenden Lösung erst möglich wurde, - oder ob es der größere, an aller
Vergangenheit zudem geschulte Scharfsinn ist, der nicht nur die Ungereimtheiten
sondern eben auch die Lösung durch das Zeit-Raumverhältnis ermöglichte. Sicher
spielt der heutige Lebensstandard und die moderne Informationstechnik keine
geringe Rolle dabei.
Zurück zu der Denkfalle: Wo die seitlich gesehene Ovalform eines runden Tisches nun aber nicht die Form des Tisches also des Objekts ist, würde man fälschlich sagen können, daß die Ovalform subjektive Sicht sei: Wenn also nicht zum Tisch gehörend, aber als Form immer Form von etwas ist, dann eben zum Subjekt gehörend, also Form des Subjektes.
Natürlich weist man sofort die scheinbar dumme Unterstellung zurück, als
meine man damit, daß sich der Mensch als das Subjekt jeweils in die
verschiedene Ovalformen oder Farben verwandle. Die Verfehlung liegt aber genau
in der Ungenauigkeit dessen, was wir den inneren subjektiven Eindruck nennen,
wenn wir von der Seite aus der subjektiven Sicht heraus die runde Form des
Tisches oval, nämlich als Subjekt oval wahrnehmen. Denn tatsächlich, d.h.
faktisch geschieht dabei nämlich unbemerkt, und das heißt, seit Jahrtausenden
unbemerkt, daß mit dieser Zuweisung das Ovale, wenn schon nicht als Form zum
Objekt, dann eben als zum Subjekt gehörend betrachtet wird.
Und der grundsätzliche Fehler, den hier Prauss als Reflektionsverfehlung
bezeichnet, viel schlimmer noch als der empirische Fehler, wenn man einen
runden Tisch irrtümlich für einen ovalen hielte, ist nämlich der, das man dabei
das Subjekt wie ein räumliches Objekt einstufte, also erst mal gar nicht so
sehr, daß man dieses Subjekt für oval hielte, was natürlich gänzlicher Unsinn
wäre.
Aber das hieße faktisch darüber hinaus, daß die Ovalform weiterhin oder
überhaupt die Form eines Objekts sein müsse.
Seite 514
Prauss spricht am Ende der Seite von einem aufschlußreichen Unsinn. Denn
offensichtlich ist an dieser üblich Art der Zuweisung des Ovalen oder Farbigen
überhaupt etwas grundsätzlich falsch, wie er an absurden Beispielen
demonstriert, (Absatz 2)
Was verstehen wir überhaupt unter Ovalerscheinung, oder Ovalempfindung, die ja
irgendwohin gehören müssen, wobei wir auch von Ovalerscheinung sprechen
können?, was nicht nur Ungenauigkeit, sondern auch noch folgenden Unsinn
beinhaltet, weil solcher Gehalt an Oval- oder Rotempfindung oder Erscheinung,
eben dann auch rote Erscheinung wie ovale Erscheinung sein müsse, "wie
Rotwein", und dem Subjekt zugeschrieben wie ein rotes Subjekt.
Seite 515
Und man könnte den Unsinn noch verdeutlichen, wenn man auch noch von
Tischerscheinung spräche.
Mit der Plausibilisierung des Unsinns durch die Beispiele ist aber noch immer
nicht klar, was bei solcher Zuordnung falsch läuft, und Prauss wäre nicht
Prauss, wenn er nicht das Problem am Schopf zu fassen bekäme, womit wir dann zu
jener bereitstehenden Lösung gelangen: "Und das heißt nichts geringeres,
als jenen Sinn zu finden, in dem nicht erst ein Objekt, sondern auch schon ein
Subjekt als Raum auftritt." Das ist also der Lösungsschlüssel im
Hintergrund.
Vorerst gilt es aber, noch größere Genauigkeit darüber zu bekommen, was denn
das Problem ist, wenn man von der Form eines Objekts spricht, das z.B.
tatsächlich rund oder oval ist, wobei wir uns nur scheinbar wieder vom Subjekt
zum Objekt begeben:
Seite 516
Die geforderte Genauigkeit besagt nämlich, daß man, wenn man von seiner
Rundform spricht, wenn es sich tatsächlich um eine Rundform handelt, eben nicht
von diesem Objekt sondern von seiner Rundform spricht, - und das sollte dann
auch klarmachen, daß Rundform eben nicht das Objekt selbst ist, sondern etwas,
das dieses Objekt nur hat.
Umgekehrt heißt dieses, daß nur das rund oder oval ist, was diese Rundform oder
Ovalform hat. Der Knackpunkt dabei ist,
(1. Gedankenschritt):
daß nicht die Rundform selbst das Objekt ist, so daß die Rundform nun rund
wäre,
denn, wenn die Rundform rund wäre, dann wäre auch deren Rundform wieder rund
u.s.w. also ein unendlicher Regreß. Vielmehr ist die Rundform nicht etwas wie
ein Objekt, das diese Rundform nur hat, sondern das sie ist. Das ist in der Tat
schwierig und muß selbständig durchdacht werden, - denn wir lösen uns damit
bereits wieder vom Objekt und sehen genau dabei den bisher verworrenen
Zusammenhang von Form und Objekt in besserer Genauigkeit, und zwar nicht nur
sprachlich sondern gedanklich.
Seite 516 dritter Abschnitt:
Es bedeutet nämlich, daß ein Objekt, welches eine Form nur hat, diese auch
verlieren und eine andere bekommen kann, so daß, - und dieses ist nun wichtig
und schwierig, daß ein rundes Objekt auch entstehen oder vergehen kann, wenn
aus einem ovalen Objekt z.B. ein rundes wird. Wobei der Übergang von einem zum
anderen bei einem Gummitisch z.B. "ein Kontinuum von Zwischenformen zu
durchlaufen hätte, deren Zahl wir nicht aufzählen könnten"
Die Form "rund" selbst aber kann nicht auch noch wie ein Objekt noch
einmal rund oder oval sein, sondern die Form ist das Runde.
(2. Gedankenschritt)
Und das ist dann der nächste Schritt der Überlegung: Die Form kann auch nicht
rund oder oval werden. " nur das, was rund oder oval ist, kann auch das
sein, was oval oder rund wird, nämlich das Objekt, das diese Form nur hat und
nicht die Form selbst, was wieder ein unendlicher Regreß wäre. "Hier gibt
es einen ersichtlichen, unklösbaren Zusammenhang."
Seite 517
So wenig weltbewegend dieses scheinen mag, unterläuft einem dieser Fehler
bereits, wenn man einfach von einem Dreieck wie von einem Objekt spricht, das
sich z.B. berechnen, teilen, wenden läßt. Die Ungenauigkeit in dieser
Gewohnheit läßt sich klarer nicht herausstellen, als es auf der Seite 517
geschieht. Würde nämlich ein Kreis oval, dann ergäbe dieses einen ovalen Kreis;
und dergleichen geschähe bei jeder Formveränderung.
Hier führt also das sogenannte abstrakte Denken, das wir in der Schule fleißig
und unreflektiert üben, - und was ja auch gut ist, - durch die Gewöhnung zur
einer Art Blindheit für diese Ungenauigkeit(eine Art abstrakten Denkens, das
wahrscheinlich mit Pythagoras und damals noch von religiöser Doktrin bestimmt,
begann,), einer Blindheit aber, die dann leider, wie schon gesagt, auch zu
einer weltanschaulichen Borniertheit verführen kann.
Seite 518
Wenn wir also bei der grundsätzlichen Frage nach dem Verhältnis von Form und
Inhalt diesen Denkfehler vermeiden und nicht in diese Sackgasse oder diese
Fallgrube geraten, sondern genau wissen, in welchem eingeschränkten
Gültigkeitsbereich wir uns bewegen, wenn wir von einem Dreieck sprechen, das
sich wenden, drehen, dehnen, teilen und berechnen läßt, und daß wir uns dabei,
nämlich in der Geometrie weltanschaulich gesehen auf brüchigem Sumpfgebiet
befinden,
(3. Gedankenschritt)
dann bleibt als einzige Möglichkeit nur der Weg übrig, den wir nun aber auch
gehen können, daß bei einer Veränderung der Objektform, die Form jeweils nur
ausgewechselt wird.
(4. Gedankenschritt)
Wieder müssen wir an einer Denkfehlerquelle, an einer Fallgrube vorbei: Die
Formen, die bei einer Veränderung des Objekts nun jeweils ausgewechselt werden,
können nicht vorher schon irgendwo dafür bereitgestanden haben, wo sie dann
nachher, wenn sie wiederum ausgewechselt werden, wie Gegenstände wieder
abgestellt werden. Dieses wäre Platonismus oder der ursprüngliche Idealismus.
Also müssen sie jeweils entstehen und vergehen.
(5. Gedankenschritt)
Eine erneute Denkfehlerquelle:
Dieses Entstehen und Vergehen kann aber auch nicht bedeuten, daß sie aus etwas
entstehen und in etwas vergehen, wie bei einem Objekt, bei dem aus einem
Holzklotz ein Tisch entsteht und aus einem Tisch dann Brennholz wird, oder daß
hier ein Kreis zu einer Ovalform würde und umgekehrt.
(6. Gedankenschritt)
Daraus folgt, daß jenes Entstehen ein Entstehen aus dem Nichts und jenes
Vergehen ein Vergehen ins Nichts bedeutet. Eine negative Aussage insofern, als
dieses heißt, "nicht aus etwas".
Seite 519
Genau das Verbleiben in solcher negativen Aussage verführt am Ende selbst
Aristoteles, in diese platonische Fallgrube zu geraten, insofern, als er
letztlich doch an die Unvergänglichkeit der Spezies glaubt.
Seite 520
"Und in der Tat ist dieses Problem der Form die ein Gegenstand tatsächlich
hat, wie auch der Form, wie wir sie jeweils wahrnehmen bis heute
ungelöst." Aristoteles scheitert, weil er am Objekt haften bleibt und
dabei die Seite des Subjekts vernachlässigt,
Fußnote beachten !
(7. Gedankenschritt )
wie es später Kant anbietet, - was aber bis heute nicht recht zur Kenntnis
genommen wird - , daß es nämlich die "nichtempirisch-innere Struktur des
Unterschiedes zwischen Materie und Form" zu reflektieren gilt.
Seite 521
... denn "dieser Unterschied von Ding und Eigenschaft geht in der Tat auf
das Subjekt zurück.", weil eben nicht, wie in der naiv-empirischen
Konzeption vorausgesetzt, von der Anschauung als einem Abbild eines tatsächlich
derart existierenden Dings der Außenwelt ausgegangen werden darf, wie wir uns
das Entstehen eines Fotos vorstellen (keiner weiß, was dort wirklich ist),
sondern von der beschriebenen Art, wie Erkenntnis davon in einem Menschen durch
Bildung von Zeit und Raum erst zustande kommen kann. Mit dem Verständnis dieser
Erkenntnisstruktur ist dann auch das problematische Verhältnis von Ding und
Eigenschaft zu erklären.
____________________________________________________________________
Seite 521, 3. Absatz
Form steht also in dem gleichen Verhältnis zum Objekt wie der Raum zum Objekt.
Das Objekt kann nur in der Form von Raum bzw. der Eingrenzung von Raum
auftreten, wobei der Raum bzw. die Form oder die räumliche Eingrenzung selbst
natürlich nicht zugleich jenes Objekt sein können.
Raum wie Form ist also nur erst sich selbst verwirklichende Subjektivität.
Seite 522
Genauer heißt dieses hinterfragt:, Wie verhält sich dieser Raum zu jener Zeit?
Prauss geht auf einem neuen Denkansatz zu, auf den wir schon lange warten,
indem er zunächst "von dem Faktum der Erfahrung", wie wir z.B. die
jeweilige Ovalform eines runden Tisches je nach Blickwinkel kaum als eine
jeweilige Veränderung des Tisches oder an diesem Tisch denken, sondern als
etwas sehen, das einmal so und einmal anders nur aussieht, wobei die eine Form
mal so da ist, dann wieder weg ist und eine neue Form erscheint, je nach
Blickwinkel, z.B. beim Vorbeigehen.
Wie eingangs bereits bemerkt (zu Seite 416) ist der Einstieg in die Reflexion
als das eine Standbein immer das Faktum der Erfahrung, das oft die Konsequenz
des Systems bestimmt, wo wir lieber auch solche Konsequenz aus der Logik des
Systems heraus hätten, - wie ganz besonders bei jener dreifachen Negation in
der Ableitung der Dimensionen.
Seite 523
Nur wer mit solchen Formen unbedingt etwas Objekthaftes verbindet, hat dann
unweigerlich Schwierigkeiten, sich vorzustellen, daß die jeweiligen Ovalformen
aus dem Nichts entstehen und ins Nichts wieder vergehen. Wer aber zugleich auf
das sehende Subjekt mitreflektiert, kommt zu einem besseren Verständnis dessen,
was dabei im Subjekt und von da aus, was dabei am Objekt passiert. Alles sehr
einleuchtend und scheinbar selbstverständlich. Die Tragweite dieses Ausfluges
aber liegt darin, daß sich genau damit diese sonst und bis heute unerklärliche
Erscheinung in das bisher entwickelte System nun einfügen läßt. Nämlich sowohl
der Raum, in dem sich der Tisch befindet wie auch die Begrenzung des Raumes,
der als jeweilige Form des Tisches vom jeweiligen Blickwinkel aus wahrgenommen
wird, hat als etwas, das dieses Subjekt aus sich selbst heraus erstmal
entwickeln muß, sowohl also zum Subjekt und damit ebenso zur Zeit das gleiche
Verhältnis.
Seite 523, dritter Absatz
Und hierbei könnte nun ein Mißverständnis auftauchen, daß den weiteren
Gedankengang blockiert: Wenn wir nämlich diese Eingrenzung des Raumes als die
Tischform bereits als das erzielte Objekt, nämlich als diesen Tisch selbst
mißverstünden. Aber noch nicht einmal soweit nur geht hier die Möglichkeit
eines Mißverständnisses, sondern, wenn wir auch nur den Raum, den der Tisch
einnimmt, der also durch seine Form entsprechend begrenzt wäre, bereits als
etwas anderes als das Subjekt hielten. (Einem philosophisch ungeschulten Leser
muß an dieser Stelle ganz unverständlich und schleierhaft, ja gespenstisch
vorkommen, wie Prauss diese feine gedankliche Variation überhaupt sprachlich zu
fassen bekommt, und an ihr dann einen der fundamentalen Gedanken festzumachen,
der auf der nächsten Seite entwickelt wird, der das Phänomen der Dauer des
Raumes und des darin befindlichen Gegenstandes thematisiert. Man muß aber
wissen, daß über dieses Phänomen Ding und Eigenschaft seit 3000 Jahren
diskutiert und geschrieben wird, und daß damit im Folgenden ein neuer Denkansatz
in der Philosophie nicht nur versucht wird, sondern auch gelingt.)
Wenn als Nichtnacheinander der Raum auch etwas grundsätzlich anderes als das
Nacheinander der Zeit ist, so kann sich dieser Raum jedoch nicht wie eine
Kopfgeburt vom Subjekt losmachen, durch das er ja geschaffen wird, und nun wie
ein selbständiges Objekt unabhängig irgendwie existieren, sondern er bleibt
auch als Raum immer weiter nur Subjekt, nur daß es sich "einmal zur Zeit
und zum anderen zu Raum noch selbst verwirklicht". Wenn, wie wir gesehen
haben, der Raum nur aus der Zeit heraus verständlich ist und aus seiner
Entstehung mit ihr verknüpft bleibt. Sowohl das Außeinander Zeit, wie das
Auseinander Raum geschieht immer letztlich aus jenem Punkt heraus, der aber
eben auch Punkt der Zeit ist, ein immer anderer Punkt, - und jetzt kommt des
Pudels Kern - also auch ein immer anderer Raum, eine immer andere Begrenzung
des Raumes in der Form.
Wobei jetzt der Raum eine noch größere Dynamik erhält, als ein
Nichtnacheinander, das immer mit jedem Zeitpunkt vergeht und neu entsteht und
somit Subjektivität ist und bleibt. womit zugleich die Dauer des Raumes und die
eines Gegenstandes seine Erklärung findet, aber auch der Begriff von
Lebensdauer, ewiges Leben eine grundsätzliche Bedeutungsänderung erhält.
Seite 525
Dauer ist Nacheinander von Zugleich. Fußnote beachten! Dieses heißt ebenfalls:
immer erneuter Raum und immer erneute Raumbegrenzung: wobei natürlich die Frage
auftauchen könnte, wenn man sich dieses wie die einzelnen Bilder eines Filmes denkt,
wie lange so ein einzelnes Nacheinander des Punktes dauert: einmal natürlich
ganz grundsätzlich, ob man hierbei von Dauer sprechen darf, aber auch
organisch-psychologisch könnte diese Frage bei der Speicherung in der
Erinnerung von Belang sein.
Zur Sprache wird dieses sicher kommen und zwar als die generelle Schwierigkeit
und Unmöglichkeit Raum wie Zeit als Apriori als empirische Objekte messen zu
wollen, und zwar dann, wenn das Objekt selbst zur Sprache kommt ( wie die
Fußnote 17 auf der folgenden Seite auch ankündigt).
Mit jenem Raum und mit jener Raumbegrenzung wird jenes Objekt z.B. Tisch jedoch
noch nicht erkannt, denn dieses Auseinander sowohl der Zeit als nacheinander
wie des Raumes wie der Dauer ist als Sinnlichkeit noch keine Erkenntnis, -
"aber im vollen Sinne zur Vorstellung bzw. zum Entwurf von solchem
Anderen" - und als Zeit ist es dieses erst als Selbstverwirklichung und
zwar als Subjektivität, und hat diesen umgrenzten Gegenstand
Seite 526
Somit ist allgemein gesehen, gerade die Dauer das Subjektive der Zeit wie auch
des Raumes, nämlich ein ständiges Entstehen und Verschwinden des Raumes wie der
räumlichen Formen bzw. der Begrenzungen und zwar als ein ständig
"substratloser Wechsel".
Seite 527 bis 529
Das nun folgende ist vom Vorigen so vorbereitet, daß ein Verstehen keine
Schwierigkeiten mehr zu machen scheint, daß nämlich nicht nur die wechselnden
Ansichten der jeweiligen Ansicht, sondern gerade auch die eigentliche
beständige Form eines Objekts, die dann in immer gleicher Weise oder Form
erscheint, in gleicher Weise immer erst nur Subjekt ist. Nur schreitet Prauss
mit den folgenden Nachüberlegungen und der Reflexion auf vergangene Philosophie
und deren Irrtümer mit großen Schritten bereits auf einen fundamental neuen
Gedanken zu
Seite 530
Und natürlich kann weder der Raum noch die jeweilige Raumbegrenzung ein Objekt
sein, das wie ein Behälter die später erkannten Gegenstände aufnimmt.
Bevor nun nämlich zur Sprache kommen muß, daß solche Formen nicht nur durch das
Subjekt bestimmt sind, wenn es sich nämlich tatsächlich um ein Objekt der
Außenwelt handelt, sondern natürlich ja auch durch diese Außenwelt, falls wir
eine solche nicht nur träumen, gilt es jedoch festzuhalten, daß vom Raum, von
der räumlichen Begrenzung als Form noch nicht auf ein wirkliches Objekt
geschlossen werden kann, wenn das Subjekt auch damit immer bereits auf
Wirklichkeit aus ist.
Seite 531
Wie leicht die Klarheit des Unterschiedes von Objekt und Form wieder verloren
gehen kann oder überhaupt nicht erreicht wird, zeigt Prauss nicht nur daran,
daß z.B. Aristoteles durch sein Kugelbeispiel gar nicht jene perspektivisch
bedingten stets wechselnden Scheinformen erst thematisieren kann, sondern
Prauss demonstriert geradezu in dem 2. Satz dieser Seite, wie daran die Klarheit
aus den Händen gleitet, wenn er formuliert, daß das Bleibende jener Kugel - als
ihr Wesen die wechselnde immer gleiche Form sei "im" oder
"am" Objekt. - Was aber in den nächsten Sätzen wieder klargestellt
wird, daß nämlich nur das Objekt das Bleibende ist und nicht die Form, - wobei
natürlich verwirren und irritieren kann, wenn das "Wesen" des
Bleibenden das immer Wechselnde ist, die Form als das Subjektive, nämlich
"wir" als das Wesen der Welt.
Und weiter geht’s: Mit dem Verständnis der Form aus Zeit und Raum heraus
"erfüllt das Subjekt bis jetzt nur eine weitere Bedingung, aber noch immer
nicht die Erkenntnis des Objektes selbst, (woraus sich die mögliche Verwirrung
und Unklarheit des Vorigen erklärt). Denn bei allem zielt das Objekt nicht etwa
auf dieses Raum und auch nicht auf diese Form, sondern mittels beidem
ausschließlich auf ein wirkliches Objekt, also auf etwas
Seite 532
"das in dieser Form in diesem Raum als ein wirklich anderes Objekt dieses
Subjekts besteht.", dazu gehört noch ein weiterer Schritt, der sich erst
im nächsten Kapitel ergibt, (Seite 542)..
Eine merkwürdige Art von Verständnis des gesuchten Objekts und zwar durch ein
"negatives Verständnis" ( wie sie als Möglichkeit bei Prauss schon
einige Male auftauchte) folgt nun: Denn mit der Form allein, der immer
wechselnden wenn vielleicht auch immer der gleichen, ist dieses immer noch erst
Subjekt und noch nicht Objekt. dabei ist denn jetzt "um so
wichtiger": daß dieses Subjektive in Form von Raum "beispielsweise als
Roterscheinung, Rotanschauung oder Rotempfindung im Prinzip das Gleiche ist wie
Runderscheinung, Rundanschauung oder Rundempfindung, wie ebenfalls etwas
komplexer auch Tischanschauung, Tischerscheinung oder Tischempfindung, wobei es
sich bei allem gleich noch nicht um einen Tisch, um etwas Rundes oder Rotes
handelt. Soweit ja klar. Unklar aber das Folgende: daß nämlich dann, wenn
"Tischerscheinung" oder Tischform, bzw. Rundform nicht im absoluten
Wechsel erscheint, es sich um ein tatsächliches Objekt handelt: unklar deswegen,
weil die tatsächliche Form des Objekts ja nie etwas anderes als subjektive Form
sein kann und also auch bei einem tatsächlichen Objekt im absoluten Wechsel
bleibt, - soweit ich bis jetzt verstanden habe. Und es bleibt abzuwarten, wie
Prauss diesen Widerspruch auflöst.: Die Lösung ist eben, daß wir nicht die Form
des Objekts und auch den Vorgang des Erkennens erkennen wollen, sondern zuerst
immer erst das Objekt selbst, nämlich den Gehalt, wobei diese Reflexion auf den
Vorgang des Erkennens natürlich etwas anderes ist als der Vorgang des Erkennens
selbst: So sehr man geneigt sein mag, diese und auch die folgenden Seiten bis
zum nächsten Kapitel mehr wie eine Wiederholung zu überlesen und man nicht
gleich versteht, daß diese nicht eine Klärung des Vorigen, sondern die
verbleibende Schwierigkeit und auch die grundsätzliche Schwierigkeit betrifft,
geht es bei diesem scheinbaren Seiltanz eigentlich um das Seil oder um
das Material des Steges, von dem aus wir hier Philosophie erleben oder machen:
eine Reflexion auf die Reflexion der Reflexion, wenn man so will; wobei
Seite 539 bis 540
das, was in Empirie als Objekt immer intendiert wird, in der Reflexion als
transzendente Philosophie bis zu diesem Punkt der Entwicklung einmal nur als
die Bedingung des Objektserlebnisses bzw. des objektivierten Objekts, der
objektivierten Zeit und des objektivierten Raumes zu sehen ist, und in diesem
Sinne zu verstehen als den aus dem Subjekt und aus Zeit erzeugten Raum, -
jedoch bisher auf Seiten der Zeit immer noch, was dort Subjekt als Form und
Gehalt ist, und auf Seiten des Raumes was als solches erscheint aber noch
Subjekt ist aber erst dadurch deutbar macht.
Seite 541
Denn nur, was in Form von Zeit als Subjekt "grundsätzlich schon
verwirklicht, eben schon gemacht ist, läßt sich auch in Form von Raum noch
verwirklichen," - und das alles als Stufen der Selbstermöglichung von
Selbstverwirklichung" und vermag mit diesem Blick aufs Objekt bis dahin
von Deuten oder Deutbarmachen noch nichts zu wissen.
Seite 542
Das dadurch erst Deutbare beinhaltet gerade in dieser Subjektivität sowohl
innerhalb von Zeit wie auch noch innerhalb der Vorstellung im Räumlichen nun
mit dem Blick zurück auf eben dies Subjektive als nächste Stufe der
Selbstverwirklichung neben der Deutbarkeit des Objekts die Deutfähigkeit des
Subjekts.
Seite 532 bis 542
Es ist dabei, und zwar bei den folgenden 10 Seiten unerläßlich, das
Dargestellte ganz selbständig zu überdenken um gerade die Schwierigkeit auch zu
erkennen. Eine Denkschwierigkeit läßt sich eben nicht auch leicht begreiflich
machen, dadurch vielleicht, daß man sie in einfacher Klarheit darstellt, die
sie bis zur bisherigen Entwicklung des Systems noch nicht hat. Dabei muß der
Leser, die Leserin
1. Das System bis hierher in der Hand haben und verstehen,
2. Prauss verstehen,
3. das, was Prauss im folgenden meint und sagen will, verstehen,
4. eben auch das Gerüst oder den Laufsteg oder die Warte verstehen, von wo aus
wir hier uns und die Welt betrachten.
Um mit dem 4. und dem 2. Punkt zu beginnen: wir sehen auf den folgenden beiden
Buchseiten scheinbar nebenher das Geländer unseres Steges auftauchen, das
andererseits für Prauss immer eine Sicherheitsorientierung bedeutet: daß
nämlich eine echte Erkenntnis, um die es schließlich geht, niemals automatisch
wahr sein kann, weil Automatik eben nur tote Reaktion und deswegen nicht wahr
und nicht falsch und damit auch kein Erkennen sein kann. Siehe hier Seite 533,
16. Zeile, eine Aussage wie ein Sicherheitsgriff, deren Nachweiß unter anderem
hier klar oder verdeutlicht werden soll.
Zu 3. Prauss will verdeutlichen, daß bis hierhin sowohl in Form von Zeit, wie
auch in Form von Raum, und zwar in beidem ganz subjektiv bereits etwas
geschieht, was zwar noch nicht das erkannte Objekt selbst ist, aber auf beiden
Seiten zu den Vorbedingungen gehört, die dann zur echten Erkenntnis führen:
jeweils unterschiedlich neben Zeit und Raum wird in der Zeit etwas anderes z.B.
Roterscheinung als im Raum erzeugt, wie dort z.B. Rund oder Ovalerscheinung.
Verführerisch zu denken wäre hier der Vergleich, als liefen hier zwei
unterschiedliche Filme, die dann auf der gleichen Leinwand gemeinsam so etwas
wie eine wirkliche Darstellung ergeben sollen. Nur daß es sich dabei
nicht um zwei separate Vorgänge handelt, sondern daß beide letztlich ein
auseinander resultierende Vorgang bleibt.
Zu Punkt 1.:Soweit uns Lesern selbst das System soweit d.h. bis hierhin klar
geworden ist, können wir erkennen, daß auf Seiten des Raumes auch die Form,
soweit sie auch dort noch ganz Subjekt ist, immerhin, wie auch immer, bereits
auch durch die Außenwelt bestimmt, und zwar durch die Art der Raumbegrenzung.
Denn es ist kaum vorstellbar, daß unsere Vorstellung quasi prophylaktisch und
beliebig alle möglichen Formen zur Objektgewinnung bereitstellt. Prauss bringt
dieses bisher auch nicht zur Sprache, weil dies ohnehin klar ist. Während aber
auf der anderen Seite, auf der Zeitschiene nicht klar ist und auch von Prauss
kaum wird beantwortet werden können, woher das Rot bzw. die ganze Farbpalette
kommt, nämlich nicht vom Objekt, wenn auch in der Farbauswahl vom Objekt
bestimmt.
Zu Punkt 2: Prauss begnügt sich hier mit der Erfahrungstatsache, daß es Rot
gibt.
Beginnen wir mir der Seite 532 noch einmal: Noch bevor wir den nächsten Schritt
in Richtung einer kompletten Erkenntnis tun, und zwar durch die Bildung des
Begriffs im nächsten Kapitel, taucht dennoch bereits im ersten Absatz das
wirkliche Objekt selbst auf, an dem Form und Gehalt gerade keinen absoluten
Wechsel bilden. Prauss hat dabei das Faktum der normalen Erfahrung wieder als
Einstieg vor Augen: das Objekt, das eben immer rund, rot und ein Tisch ist. Und
zwar ganz einfach so als die normale empirische Festlegung oder
Erfahrungstatsache!
Vorerst aber, - da eine solche dauerhafte Form noch gar nicht besteht, was erst
im nächsten Kapitel entwickelt wird, kann es sich auch noch nicht um ein
solches Objekt selbst handeln.
Und zwar ist dadurch, ob es sich auch um eine solche dauerhafte Form noch nicht
handelt , wobei solche eben noch immer Subjekt ist, oder doch und ob damit dann
die eines Objekts noch nicht entschieden, ob es sich nämlich um ein
tatsächliches Objekt handelt.
Zu Punkt 1.: Unklar bleibt auf dieser Seite dann der letzte Abschnitt nur dann,
wo Prauss nämlich feststellt, daß es sich erst dann um ein tatsächliches Objekt
handelt, wenn es sich bei solchen Formen und dem entsprechenden Gehalt, womit
übrigens bei letzterem das Sinnliche innerhalb der Zeit gemeint ist und bei
ersterem die Form innerhalb des Raumes, nicht um solchen absoluten Wechsel
handelt, - unklar nur dann, wenn man schon versucht, das hier wiederum
unerwartet auftauchende Objekt als fertige Erkenntnis bereits aus dem
bisherigen System heraus zu verstehen, - was ja noch gar nicht möglich ist. Das
genannte Objekt ist auch hier nichts anderes als die einfache
Erfahrungstatsache: daß nämlich ein runder Tisch immer rund ist, bzw. ein Tisch
eben ein Tisch von Dauer, d.h. ein wirklicher Tisch ist.
Zu Punkt 2.: Daß nämlich das hier bereits auftauchende fertige Objekt dem Leser
Schwierigkeiten bereiten kann, sieht Prauss nicht; es ist wenigstens nicht die
Schwierigkeit, um die es Prauss hier geht.
Seite 533 ab Zeile 4:
Von der Erfahrungstatsache ausgehend, daß wir ja nun in der Tat ein Objekt
erkennen können als etwas nicht wechselndes wie jene Ovalformen bei einem
runden Tisch ständig wechselt und also auch als etwas, das nicht wir selbst
sind, ist dazu im Gegensatz alles das, was bisher in der Systementwicklung an
subjektiver Form und subjektivem Inhalt klargestellt wurde und zwar in dieser
Reflexion, d.h. dieser Philosophie als "Intentio obliqua" etwas, das
als Erscheinung, als Tisch-, Rund- oder Oval- oder Roterscheinung gelten muß.
Das sehr bewußt gewählte Wort "gelten" besagt, daß
"Erscheinung" als Begriff für das bisher entwickelte so festgelegt
oder dem zugewiesen wird, - aber natürlich zugleich dieses Subjektive auch
entsprechend kennzeichnen soll.
Wogegen innerhalb der zugrundeliegenden Erfahrungstatsache empirischer
Erkenntnis als "Intentio recta" eine solche Reflexion erstmal nicht
stattfindet und erst durch die Möglichkeit eines Irrtums aktuell wird, - womit
Prauss zugleich darauf hinweist, daß er eine tatsächliche Erkenntnis meint.
Letzter Abschnitt:
"Wie immer" die bisher entwickelte Form innerhalb des Räumlichen dann
auch solchen Gehalt bekommt, daß - nun wieder dem System folgend, - aus der
Erscheinung ein Objekt wird, kann dann solches eben nichts anderes sein als ein
Objekt.
Seite 534
bis zum letzten Abschnitt ist alles klar, wenn wir als Hilfsmittel uns zwei
Filmapparate vorstellen, die beide laufen müssen, um ein erkennbares Bild zu
erzeugen, was sich vorzustellen erst die erste Schwierigkeit ist, der
eine andere folgt, auf die Prauss hinaus will: Es ist nämlich dieser
Unterschied der beiden Filme gemeint, die erst zusammen das richtige Bild
ergeben, um bei unserer Denkhilfe zu bleiben: der 1. Filmapparat bedeutet die
Sinnlichkeit, die Erscheinung innerhalb der Zeit und der 2. die wechselnde Form
innerhalb des Räumlichen.
Seite 534 letzter Abschnitt.
Zu Punkt 1. und Punkt 2.
Prauss will auf etwas hinaus. Ich selbst muß hier offensichtlich meine zu enge
Definition der Erscheinung, wie sie in Raum und Zeit auftritt, weiter fassen.
Ich hatte Form als Raumbegrenzung nur innerhalb des Räumlichen angesiedelt.
Prauss stellt in diesem Abschnitt Form jedoch im allgemeineren Sinne und ebenso
"Gehalt" im allgemeineren Sinne aufgefaßt dar, und zwar beides erst
nur als Erscheinung sowohl als in der Zeit wie als im Räumlichen befindlich,
aber in unterschiedlicher Weise, wobei der Unterschied dieser beiden
"Filme" darin besteht,
Seite 535
daß das Subjekt im Räumlichen jene Form und jener Gehalt eben hat und das
Subjekt im Zeitlichen beides ist, wobei im Räumlichen das Objekt oder das
objektivierbare erscheint oder im Falle eines tatsächlichen Gegenstandes
erscheinen wird und im Zeitlichen eben das Subjekt erscheint, was beides
zusammen erst eine Erkenntnis ermöglicht oder ermöglichen wird.
Die Schwierigkeit, auf die Prauss erstmal aufmerksam machen will, ist hier
wieder ganz die Entwicklung des Systems und zwar durch Einbeziehung der
Schwierigkeit in dieses, daß nämlich im Räumlichen Form und Gehalt sich
miteinander verbinden und damit zu einem Objekt gehören können, während sie im
Subjektiven nebeneinander hergehen. Und dieses bedeutet, daß beides dort
zusammen nicht "für etwas stehen" könnte, dem dieses stets Wechselnde
im Zeitlichen zugeschrieben werden könnte.
Seite 536
Der positiven Aussage des radikalisierten Raumwechsels, die darin liegt, daß
wir später überhaupt von Dauer eines Objekts und damit überhaupt von seinem
Vorhandensein sprechen können, was wahrscheinlich später noch ausführlicher
thematisiert wird, steht vorerst eine Denkschwierigkeit gegenüber, die man von
Seite 538 und auch schon von
Seite 542 an rückwärtslesend besser versteht, weil mit der Einbindung einer
noch nicht vollständigen Intention oder Erkenntnis in das System, die ja bisher
nur erst auf Erkenntnis aus ist, eben noch viele Punkte vorerst offen und damit
undeutlich bleiben müssen: derart ist die Schwierigkeit jenes Dynamischen, das
sowohl z.B. mit der subjektiven Ovalform des runden Tisches wie auch mit dem
Gehalt als Tisch oder als Farbe noch ganz subjektives Erkennenwollen ist, und
zwar als etwas, das zu einem Objekt und sonst zu nichts anderem gehören muß
oder will oder kann bis hierin etwas, daß man wie ein ungeduldiges Drängen
verstehen könnte.
Alles was auf den vorigen Seiten zusammengefaßt in dieses System einzeln
eingeordnet wurde, muß dabei als diese 2. Stufe der Selbstverwirklichung (durch
jenen bisher ebenfalls aber noch subjektiven Raum,) als ein Ganzes genommen
werden, das einerseits auf das Objekt hinaus will und andererseits als das
Wirklichwerdenwollen und nicht können dieses Dynamische ausmacht und dabei erst
nur Vorbedingung oder Zwischenstufe ist.
Diese Einordnung in sein System nennt Prauss "die Tiefendimension als ihre
nichtempirische Struktur".(Seite 541, 2. Absatz)
Würde aber gerade hier nun irgend ein Automatismus über jenes Subjektive zu
Erkenntnis oder zu einem Bild des Objekts führen, wäre es eben keine bewußte
Erkenntnis mehr , weswegen mein Vergleich mit den beiden Filmkameras nur als
Denkhilfe genommen werden darf. Dieses letztendliche Erkennen erfordert eben
Verstand, der immer auch noch etwas anderes als Sinnlichkeit ist und vor der
Alternative steht, ob diese Erkenntnis nun wahr oder nicht wahr ist.
Das Verbleiben bei diesem Punkt auch noch auf der nächsten Seite rechtfertigt
sich zudem durch die Auseinandersetzung mit anderen bestehenden und
gescheiterten Versuchen bei Loke, Kant und Husserl, den Gegenstand innerhalb
der Erkenntnis zu erklären.
Seite 540,
Der erste Absatz enthält denn auch eine fundamentale Aussage über den sog.
objektiven also den empirisch meßbaren Raum, und zwar als den jeweils einzeln,
individuellen an erkannten Objekten entlang entworfenen Raum, und zwar erst
dann durch Einigung, d.h. letztlich durch die bestehende Übereinstimmung der
Erfahrung mit anderen Menschen objektivierten Raum, der als transzendenter,
subjektiver Raum, soweit er bis hierhin entwickelt ist, jeder sog. objektiven
Erkenntnis zugrunde liegt.
Seite 542
Diese Zwischenstufe ist einerseits die Vorbedingung dafür, daß ein Anderes als
Objekt gedeutet werden kann, wodurch also etwas deutbar wird, und andererseits
als andere, parallele Vorbedingung zugleich die Fähigkeit vom Subjekt her,
deuten zu können.
Der deutfähige Begriff.
Seite 542.
Neben der Deutbarkeit, was sich auf das Objekt bezieht, und dazwischen, nämlich
neben der Deutfähigkeit, die das Subjekt haben muß, erscheint nun der Begriff
als etwas, "durch den etwas deutbar wird" als etwas
"Deutfähiges".
Seite 543
Anschauung als Deutbares und Begriff als Deutfähiges sind entsprechend auch ein
voneinander "unlösbares Korrelat".
Was hier noch wie mehr fiktive Definition aussieht, es ist unser bereits
angekündigter "Doppelpunkt", entpuppt sich auf den nächsten Seiten
als die wahrscheinlich aufregendste und genialste Entwicklung der ganzen
bisherigen Prausschen Arbeit, weil nun plötzlich alles wie ein Puzzle zusammenpaßt.
Anfangs mag man noch den Eindruck haben, als sei hier unter den vielen
Konstellationen des Systems nun nur noch eine weitere zu beachten, aber, eben
weil jener neue Aspekt bisher nicht beachtet wurde, weil "methodisch
ausgeblendet wurde"(Seite 543, 2. Absatz.), um den anderen Aspekt der fast
gleichen Sache, nämlich die deutbare Anschauung zu "behandeln" war.
Aber in allem, was oft verwirrend komplex erscheinen muß, wird nun gerade
dieser "Doppelpunkt" als Korrelat schon fast konkretes Endergebnis,
schon fast Erkenntnis des Gegenstandes und tritt alles hinter sich
zurücklassend in den Vordergrund.
Es ist wahrscheinlich notwendig, sich die Seiten 448 bis 450 jetzt noch einmal
durchzulesen:
Dort wurden die zwei unterschiedlichen Systemteile der Zeit negiert, die in der
Zeit eine Einheit bilden: und zwar
2.das Außereinander der Zeit als Hintereinander oder Nacheinander, das durch
die Negation nun zu einem Außereinander als Zugleich räumliche Ausdehnung wird,
wovon bisher die Rede war, und
1. der Punkt, der durch die Negation zwar Punkt bleibt und zwar als
potenzierter Punkt, aber mit seinem Inhalt, oder besser mit dem, was er
insgesamt ist zum "Begriff wird und zu Punkt 2, der ja mit dem gleichen
Inhalt in die Negation, in die sinnlich-räumliche Vorstellung in Gegensatz
tritt.
Ich stelle mir das praktisch so vor: was durch die Sinne an
Affizierungsimpulsen da ist, ist über Punkt 2. zur objekthaften z.B. räumlichen
und farblichen Anschauung und über Punkt 1. zur entsprechenden Bedeutung als
Begriff oder Gedanke die Verwirklichung der Erkenntnis, und zwar nur, wenn eine
Erkenntnis als wahre erreicht wurde. Natürlich wird alles, was bisher als die
Vorbedingung einer Erkenntnis beschrieben wurde, nicht durch jene Affizierung
ausgelöst oder gar bewerkstelligt, wie es bei dieser sehr praktischen
Vorstellung scheinen könnte; dieses wäre dann eben ein Automatismus und keine
Erkenntnis, sondern die Vorbedingung ist gewissermaßen als Fähigkeit oder
Bereitschaft oder immer wache und aktive Intention schon da, - eben auch als möglicher
Irrtum.
Es ist bei solcher praktischen Denkhilfe dann eben wichtig, sich die Tragweite
der viel komplizierteren Komplexität immer wieder vor Augen zu halten, die auf
der Seite 541 in der Reihe 2 bis 7 zusammengefaßt ist, weil es gerade diese Anschauung
ist, die auf der anderen Seite dann zugleich als Begriff erscheint.
Seite 544
Richtig, wenn auch vereinfacht bleibt jedoch, daß sowohl Anschauung wie Begriff
erstmal in Form von Zeit "wirklich werden", weswegen dieses Zeitliche
auch weiterhin die "Obereinheit" bleibt, eben als das erkennende
Subjekt.
Der letzte Absatz und erste von
Seite 545
strapaziert recht arg das Vorstellungsvermögen, da es hier praktisch um drei
verschiedene Punkte und ihr Verhältnis zueinander geht: Punkt als Zeit und Subjekt
insgesamt, Punkt innerhalb der Zeit, wenn auch ineins mit Nacheinander und
Punkt in der Negation als Begriff in Gegensatz zu beiden, zu Raum und zu Zeit,
- aber in Einheit mir Beiden.
Seite 546
Das Verhältnis von Objekt und Anschauung ist nun entsprechend dem System
folgendermaßen, wie es bereits Kant und nach ihm weniger präzise Frege schon
aussagt, - und was einerseits deren Richtigkeit aber auch deren Übereinstimmung
mit dem Resultat unserer, d.h. der Prausschen Sytementwicklung hat: Die Eigenschaften
die ein Objekt hat, d.h. nur hat, sind eben die Eigenschaften, die die
Anschauung oder Erscheinung ist.
Das Letztere muß man sich vergegenwärtigen: Die ist nicht nur weit mehr als
Definition, sondern als Wirklichkeit noch viel mehr, als hier ausgesagt wird:
Es ist praktisch ein bis heute noch verschlossenes Eingangstor zu einer anderen
Welt jenseits von Zeit und Raum aus dem heraus nicht nur die Farben, sondern
auch Wärme, Schmerz, aber auch Dauer und Weite herauskommen. Unheimlich
geradezu, weil wir dieses Tor so greifbar vor uns haben.
-Aber ein entsprechendes besteht auch zum Begriff: im Verhältnis zur Anschauung
und zum Objekt:
Natürlich fragt man sich manchmal, was das nun ist "Anschauung",
"Begriff", als solche Systemteile oder Segmente, oder ob Begriffe wie
"Sachgehalt", "Merkmal", "Eigenschaft",
"Haben" oder "Sein" nur raffinierte Namengebungen sind oder
eben tatsächliche Bedeutung, - und natürlich fragt man sich immer, was
"Bedeutung" hierbei bedeutet? Die wahnsinnige Leistung all dieser Ausführungen
von Prauss besteht jedenfalls - was immer hier tatsächlich geschieht, - in der
Weiterführung und Richtigstellung von Denkversuchen, wie sie seit Jahrtausenden
von den hellsten Köpfen der Menschheit unternommen wurden. Und dieses ist ein
unschätzbares Verdienst, weil es ja gerade die Denkfehler und Ungenauigkeiten
sind, die entsprechend auch zu fehlerhaftem Handeln und Verhalten führen und
führten, wie sich an einer endlosen Aufzählung nachweisen ließe.
Kehren wir als zurück zum aktuellen Gedankengang: Während Anschauung Ausdehnung
und Sachgehalt selbst ist, ist der Begriff solches eben nicht, sondern hat
alles nur zum Merkmal. In welcher Weise wird gleich auf der nächsten Seite (2.
Absatz) in genialer Weise begreiflich. Fragen wir aber zuerst noch mal:
Wieso ist der Begriff ein Punkt?: Zeit ist Außereinander und Punkt in einem;
beides wird durch die Raumbildung negiert, wobei einmal zu diesem Außereinander
als Nacheinander der Zeit ein Außereinander als Nichtnacheinander bzw.
Zugleich, nämlich der Raum als Ausgedehntheit neu dazukommt, dieses ist die
Anschauung, und zum andern durch die Negation des Punktes, ein weiterer Punkt
entsteht, quasi als potenzierter Punkt aber dabei Punkt bleibt und praktisch
nun den gesamten Sachgehalt von der Zeit her und von der Negation her nur mehr
als "Merkmal" hat, was eben nichts anderes als der Begriff sein kann,
weil dieses nun einmal Wirklichkeit ist, wie unser Begriff wirklich ist. Dieser
Punkt kann einmal nicht zugleich all dieses als Eigenschaft haben; er kann
weder ausgedehnt sein noch rot oder oval, noch kann er dieses alles selbst
sein, eben weil er nicht ausgedehnt ist.
Seite 547
Genial in der letzte Satz des 2. Absatzes: Dieser Punkt besitzt diese
Sachgehalte als Merkmale nicht, so als ob er als Träger oder Medium neben
solchen Sachgehalten noch etwas anderes wäre, sondern er ist dieser Gehalt
selbst, - quasi als Gedanke oder Verstand, eben als Begriff: er kann das
deuten, was in der Anschauung jeweils deutbar ist.
Seite 548, 2. Absatz
Wie Prauss hier denkt und im folgenden denken wird, wird durch den Begriff
"Inhalt" deutlich, vereinfacht etwa so: Durch die Sinnesorgane wie
Auge, Ohr, Nase u.s.w. stehen eine Menge Impulse, insgesamt also die
Affizierung auf der einen Seite. Bevor diese überhaupt beachtet werden können,
baut sich all das auf, was bisher als das System entwickelt wurde, wobei sich
bereits mit der 1. Stufe aus all diesen Daten eine Art Struktur ergibt, die als
"Inhalt" bereits alles beinhaltet, was dann später auf der 2. Stufe im
Räumlichen überhaupt erst zum Objekt werden kann und als Möglichkeit des
Erkennens einerseits als deutbare Anschauung jener Inhalt erstmal selbst ist,
nämlich als die Struktur des Inhalts und andererseits als deutfähiger Begriff
all dieses zugleich als Merkmal hat, bzw. ist.
Man darf dieses nur nicht nur nicht so verstehen, als wenn in diesen beiden
Formen der Zeit auf der ersten Stufe, dem Punkt also und dem Nacheinander
bereits Anschauung und Begriff embriohaft vorhanden seien und so nur
weiterentwickeln.
Seite 549 2. Absatz
Mit dieser säuberlichen Parallelisierung, die zu schön ist um wahr zu sein, ist
genau dieses gemeint.
Denn dieses ließe außer acht, daß die Struktur samt Inhalt der ersten Stufe
voll erhalten bleibt und gerade in ihrer ursprünglichen Form immer und zwar
fundamental notwendig bleibt.
Seite 550
Gerade solche Ungenauigkeit führt dazu, daß man praktisch die Funktionen des
Inhalte auf der ersten Stufe, also innerhalb des Punktes als Verstand und
innerhalb der Ausdehnung als Sinnlichkeit und Anschauung nicht mehr in dem
fundamental wichtigen Verhältnis zu den Inhalten auf der 2. Stufe sieht,
nämlich der Anschauung und dem Begriff.
Um dieses aber klar machen zu können, soll man sich vergegenwärtigen, was
"deutbare Anschauung" und "deutfähiger Begriff" zum
Ausdruck bringen.
Das kommende nun sieht auf den ersten Blick aus wie ein rhetorischer Trick,
wenn Prauss von "deutbarer Anschauung" als synthetischer Begriff auf
die Anschauung zielt, wie sie bereits innerhalb der Zeit, also der auf der
ersten Stufe existiert.
Seite 551
Anschauung der 1. Stufe innerhalb der Zeit und durch "deutbare Anschauung,
die erst durch Raum zu einer deutbaren wird, nämlich auf der 2. Stufe, sind
also etwas ganz anderes, der Zusatz "deutbar" macht aus der einfachen
Anschauung etwas anderes, indem etwas hinzukommt, synthetisiert wird..
Entsprechen bzw. entgegengesetzt erweist sich der Begriff, nämlich als
"deutfähiger Begriff" als analytischer, wobei deutfähig aus dem Wort
"Begriff" nichts anderes an Bedeutung macht, sondern ihn nur
analysiert.
Seite 552
Dies heißt also zuerst mal, daß der Ausdruck "deutbare Anschauung"
auf die entsprechende Anschauung der ersten Stufe hinweist, während der
Ausdruck "deutfähiger Begriff" nicht auf das quasi entsprechende der
1. Stufe hinweist, was also dort in der Zeit im Punkt an Inhalt besteht. Es
sind also vier verschiedene Inhaltsformen miteinander zu vergleichen, die in
einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen.
Seite 553
Dieses heißt zum ersten, daß man aus dem Begriff "deutfähiger
Begriff" bereits schließen kann, daß "Begriff" keinesfalls auch
schon irgendwie auf dieser ersten Stufe besteht, sondern, daß dort der Punkt
und sein Inhalt etwas anderes ist. Synthetisch formuliert hätte Begriff dann
heißen müssen "deutfähiger Gehalt", denn jener Punkt auf der ersten
Stufe ist nur Gehalt.
Das heißt also: Ausdehnung und Punkt der 1. Stufe sind Anschauung und
Inhalt bzw. Gehalt. zu beidem entsteht zusätzlich durch die Negierung, d.h.
durch den Raum auf der 2. Stufe "deutbare Anschauung" und
"deutfähiger Gehalt" bzw. Begriff.
Seite 554
Es ist nun zu fragen: Wie unterscheidet sich Anschauung von "deutbare
Anschauung"?
Seite 555
Der Unterschied ist der, das ersteres nur gegeben ist und letzteres eben nicht
gegeben ist, sondern gebildet bzw. gedeutet werden muß.
Seite 556
denn Gehalt ist auf der ersten Stufe noch nicht gegenständlich, noch nicht
Objekt als etwas anderes als Subjekt.
Wenn nun der Gehalt auf der ersten Stufe einerseits in Ausdehnung und Punkt in
einem gegeben ist, ist dieser aber in der Ausdehnung für sich gesehen gegebene,
noch nicht deutbare Anschauung, in Form von Punkt jedoch bereits Verstand, was
Kant den Begriff nannte,
Seite 557
was er aber keineswegs ist. Es handelt sich dabei ausschließlich um die
Verstandesformen als die nichtempirischen Kategorien.
Man muß dabei zwischen Verstandesformen auf der 1. Stufe und Begriff auf der 2.
Stufe unterscheiden, wobei Begriff immer nur empirischer Begriff sein kann, und
sind also keineswegs "Abstraktionen" von Anschauungen, wie es noch
bei Kant heißt,
Seite 558
der sie von den Kategorien abzuleiten versucht, wobei er den Begriffskarakter,
das Deutfähige einfach voraussetzt, - und zwar deswegen auch noch zu Unrecht,
weil die Verstandeskategorien der ersten Stufe noch keinen Begriffskarakter
haben können, - sie sind weder deutfähige Anschauung noch besteht auf dieser
Stufe der reinen Qualität eine deutbare Anschauung in Form eines Objektes, - so
tut er dieses mit der Vorstellung, als übertrüge sich Gehalt oder Anschauung irgendwie
einfach auf solchen Begriff, - die irgendwie schon bereitstünden.
Seite 559
Prauss dagegen leitet in der Weiterführung dieses Kantschen Ansatzes ab, daß
der "Stoff" als der gegebene Gehalt, der auf der 1. Stufe erst nur
als Kategorie auftritt und nicht Begriff ist, noch in Form einer weiteren
Kategorie entspringt als der 2. Stufe.
Seite 559, 2. Absatz
Demnach besteht, mit der Sprache Kants zu reden aber in unserem Sinne
abzuleiten ein Begriff immer zugleich aus zwei Kategorien entsprechend der beiden
Stufen, nämlich zuerst der der Qualität und dann der der Quantität, und beide
müssen in bestimmter Weise zusammenwirken, damit so etwas wie ein empirischer
Begriff entstehen kann, - was noch zu klären gilt.
Seite 560
Nur auf dieser 2. Stufe, wo durch den Raum eine objekthafte, deutbare
Anschauung besteht, kann auch erst ein empirischer Begriff sinnvoll und auch
erst möglich sein. Zu unterscheiden und zu verstehen sind, - hier nicht ganz
verständlich Begriffe, die es nach Kant als reine Verstandesbegriffe gibt, auf
die Prauss auf Seite 630 eingeht, die eben etwas bezeichnen, dem keine
sinnliche Anschauung zugrunde liegen, wie "Gott".
Hierauf aber nicht eingehend klärt Prauss, daß, "Gegenstand zu sein,
nichts anderes bedeutet, als Gegenstand eines Begriffes zu sein oder für einen
Begriff zu sein", - und man muß beides von dem empirischen Gehalt, wie er
auf der 1. stufe besteht, unterscheiden.
Seite 561
Falsch und irreführend ist jedoch die Vorstellung, als würde der empirische
Gehalt der ersten Stufe durch den Raum der 2. Stufe als in einem weiteren
Arbeitsgang weiterentwickelt, einer Fehlvorstellung, die sich von der
Weiterentwicklung des Systems leicht als Weiterentwicklung dieses
"Stoffes" formulieren und dann auch denken läßt und bedeuten würde, daß
die Formen und Kategorien der 1. Stufe praktisch überwunden oder umgeformt
würden. Wichtig ist nämlich, daß alle die Formen der 1. Stufe voll erhalten
bleiben und notwendig ist. Als Denkhilfe kann man nehmen, daß mit dem Raum ja
nicht die Zeit verschwinden darf, weil ein Objekt ja nur überhaupt da ist
und zwar als Qualität, wenn es auch von Dauer ist, - worauf Prauss allerdings
erst später ausführlicher als der 3. Stufe eingeht (Seite 675).
Im letzten Absatz erkennen wir abermals das Geländer unseres Steges. denn diese
2. Stufe muß in sich logisch und tragfähig sein als die Voraussetzung zur
Erkenntnis, wenn auch noch nicht als endgültige Erkenntnis selbst.
Seite 562
Was auf der vorigen Seite wie eine Abstützung an jenes Geländer aussah, wird
auf dieser Seite - und zwar mal wieder genial - ganz im Gegenteil mit dem
ergreifen auch begreifbar, daß nämlich für den Begriff die deutbare Anschauung
immer Objekt und damit gegenständlich ist, wenn auch noch nicht wirklich, also
erst nur ein mögliches Objekt, - und dieses bliebe es auch, würde die
Anschauung der 1. Stufe mit der Bildung der 2. Stufe praktisch aufgelöst.
Wenn also gilt, daß sämtliche empirischen Begriffe derart ursprünglich allein
Begriffe möglicher Objekte sind,
Seite 563, 2. Absatz
und daß aber die Wirklichkeit des Gegenstandes letztlich Voraussetzung dafür
ist, daß mit ihnen nicht nur die Anschauung, und sei es auch die deutbare
Anschauung, und damit nur das Subjekt bezeichnet oder getroffen und gemeint
ist, was dann eben nur Reflexionsbegriffe wären, sondern auch das wirkliche
Objekt erreicht wird, muß also noch etwas hinzukommen, nämlich die Deutung der
deutbaren Anschauung, - die bisher auf dieser 2. Stufe ja nur erst ermöglicht
ist.
Seite 564
Das heißt aber auch: Die Ermöglichung ent- und besteht bereits auf der 2. Stufe
und nicht erst auf der nächsten.
An jenem Geländer unseres Steges festhaltend, was bei Prauss immer bedeutet,
daß eine Erkenntnis nur dann eine solche ist, wenn sie wahr aber auch falsch
sein kann, sehen wir auf eine weitere notwendige Voraussetzung als den
notwendigen nächsten Schritt, weil nämlich bisher der Begriff als das mögliche
Objekt noch auf eine wenn auch deutbare Anschauung bezogen ist, bei der die
Frage nach der Wirklichkeit des Objekts noch nicht aktuell ist und praktisch
noch keine Rolle spielt.
Im Folgenden wird nun genau im Hinblick auf das letztlich Entscheidende einer
3. Stufe.
Ungenauigkeit des Ausdrucks und damit die Ungenauigkeit des Gedankens ist eine
der häufigsten Fehlerquellen, die Prauss zu entwirren hat. Im 3. Absatz gibt er
einen eigenen Fehler, bezw. eine selbst geschaffene Fehlerquelle in seinem 1.
Band zu, und zwar aufgrund einer Ungenauigkeit, die ihm bei seinem Gebrauch des
Begriffes "Bestimmen" unterlaufen ist, den er von Kant übernommen
hat.
Bei der genauen Unterscheidung der drei Stufen durch Prauss
Seite 565
erscheint nun die Kantsche Formulierung "Bestimmung", mit der ganz
fälschlicher Weise bereits die fertige Erkenntnis als Verbindung von Anschauung
und Begriff bezeichnet und auch so verstanden ist, bereits auf der zweiten
Stufe. Dieses heißt, daß eine fertige Bestimmung bereits mit dem Verhältnis von
deutbarer Anschauung und Begriff vorliegt, ohne daß damit aber schon
entschieden ist, ob es sich um ein tatsächliches Objekt handelt, d.h. ob es
sich um wahre oder falsche Erkenntnis handelt.
Seite 566
Daß es sich bei dieser falschen Zuordnung, die zuerst nur wie eine sprachliche
Angelegenheit erscheinen mag, auch um einen falschen Gedanken handelt, wird
erst im 3. Absatz recht deutlich, und zwar durch den neuen Alternativbegriff
"Festlegen", der hier durchaus nicht etwas ähnliches wie
"Bestimmen" bezeichnet, wobei man etwa sowohl das Wort
"Bestimmen" wie auch "Festlegen" verwenden könnte, sondern
in dieser Entwicklung hat die Bestimmung bereits auf der 2. Stufe abgeschlossen
zu sein und zwar in der Verbindung oder als die richtige bestimmte Verbindung
von deutbarer Anschauung und Begriff. Die Festlegung all dessen aber auf das
Objekt ist damit noch nicht gegeben.
Seite 567
Wir erkennen deutlich, wie wir an diesem Geländer nun einen Schritt weitergehen
können und bezüglich der Bestimmung auch zurückblicken können:
Seite 569
An dieser Stelle ist eine Besinnungspause angebracht:
Genial: Daß nämlich noch nicht auf der 1. Stufe und erst auf der 2. Stufe und
nicht erst auf der 3. Stufe die Bestimmung - und zwar durch die gegenseitige
Korrelation von deutbarer Anschauung und Begriff, - gegeben sein muß, fast
möchte ich sagen: durch die Gleichzeitigkeit, in der beides auf Grund der Affektion
die Intention auf ein Objekt hin vorbereitet.
Es paßt alles zusammen.
Ganz sicher bedeuten die vielen Richtigstellungen und vor allen Dingen die
Kriterien für solche Richtigstellungen eine ganz neue Stufe des menschlichen
Denkens, zumindest der Philosophie und der Kunsttheorie, wenn nicht auch der
Theologie, die nun das Handwerkzeug hat, um z.B. den Unterschied zwischen dem
physikalischen, d.h. dem empirisch erkennbaren Raum und dem biblischen Himmel
zu erklären, wie nicht anders das Verhältnis von meßbarer Zeit und biblischer
Ewigkeit.
Und ganz sicher ist zu erwarten, daß die unvermeidlichen und zu erwartenden
Einwände - gerade angesichts des naht- und fugenlosen Puzzles - , "das
geradezu zu schön ist, um wahr zu sein," um eine Praussche Formulierung zu
benutzen, auf den nächsten Seiten von Prauss selbst bereits aufgegriffen und
vorweggenommen und widerlegt werden, wie es der Leser inzwischen gewohnt sein
dürfte; - weil eben nicht alles zugleich gesagt werden kann.
Man ahnt insgesamt bereits das Endergebnis. Und wenn dieses eine neue Stufe
oder eine neu erreichte Stufe bedeutet, wird diese aber kaum die letzte sein.
Auch Prauss deutet solches längst selbst an, - ob nun genau n diesem Sinne
bewußt oder unbewußt, wenn er z.B. davon spricht, daß transzendentale Reflexion
ein Geschehen der 1. Stufe betrifft.
Wenn man sich nämlich ausmalt, daß alle Physik, alle Geometrie, sogar die
Chemie und Biologie eigentlich Wissenschaften sind, die letztlich sich nur mit
der Arbeitsweise unserer Erkenntnis befassen, so daß das physikalische unseres
Weltbildes als ein selbstgemachtes letztlich nur deswegen stimmt, weil sowohl
die Physik wie das Weltbild aus dem gleichen Gehirn stammt.
Man wird nun sagen, daß solches auch und nicht anders für das Praussche System
ebenso zutrifft. Das heißt, das Praussche System ist soweit richtig, wie es mit
Prauss fehlerfrei übereinstimmt. Das heißt aber auch nichts weniger, als daß es
mit einem und also mit dem Menschen überhaupt übereinstimmt und bisher nicht
übereinstimmte und damit in Übereinstimmung gebracht wurde.
Daß es aber um eine solche geht, - wie immer man sich solche Übereinstimmung
auch vorstellen mag, - wird in der Argumentation des letzten Absatz genau
dieser Seite so deutlich wie sonst kaum, wenn Prauss sagt, "daß so etwas
ja kein Zufall sein könne" oder "es vermag nicht anders **** als so
zu sein," und noch deutlicher wird dieses, wenn Prauss auf der Seite 573
im letzten Satz des 2. Absatzes selbst seinem System einen Platz in seinem
System zuweist.
Was man nun auch immer mit solcher Übereinstimmung anfangen wird; so ist doch
damit die Möglichkeit zumindest gegeben, Denkfehler und Fehlverhalten auf Grund
solcher Denkfehler zu vermeiden, die ja nun in großer Zahl, was
Einzeleinsichten betrifft, ausgebügelt wurden und im Denkansatz oder in der
Denkposition von dem Holzweg auf den Rechten Weg gebracht wurden.
Besonders, wo man sich auf ein Zusammentreffen mit Lebewesen anderer Welten,
die durchaus nicht unbedingt von anderen Planeten kommen müssen, - selbst wenn
sie nicht von der Erde sind, - wird man manche Naivität bisheriger Konzepte
einsehen können, - wenn man nur an die Wasserstoffformel denkt, die man als
Intelligenzmerkmal auf die lange Weltraumreise geschickt hat. Naiv insofern,
wenn man damit Verständigung mit einer gänzlich anderen Intelligenzform
erreichen möchte, für die ja z.B. statt unserem Zeit- und Raumgefühl für
Außereinander etwas gänzlich anderes zugrunde liegen könnte, - selbst wenn im
Sinne der Prausschen Systematik Objekterkenntnis auch da nach dem gleichen
Schema entstünde. Dann wäre dort eben der Abstand von Elektron zum Kern nicht
räumlich und die Umkreisungszeit nicht zeitlich, was sich beides ohnehin längst
von der ursprünglichen Borschen Vorstellung emanzipiert und grundsätzlich
relativiert hat. Solch andere Intelligenzform würde die Botschaft gar nicht
erkennen, weil sie dann auch die Fläche jener Goldplatte nicht als Fläche sähe,
und wir würden des ungeachtet eine Antwort nicht erkennen, - nicht einmal das
Medium, mit dem oder über das die Antwort gegeben würde.
Seite 570 bis 572
einsehbar ist die Voraussetzung von Zeit und Raum und insbesondere letzteres,
um überhaupt Farbanschauung haben zu können, worauf es hier ankommt. Dabei
bleibt jedoch die Frage offen, da Rot oder Rotanschauung als Farbe sicher nicht
auf die Affektion zurückzuführen ist, woher sie denn nun kommt, daß nämlich
zwar eine bestimmte Affektion zu Rot führt, wobei das Rote aber nicht die
Affektion ist, sondern etwas ganz anderes, das man auch nicht Subjektivität
nennen könnte. Was dann auch für das Gefühl der Weite und Dauer, der Gerüche
u.s.w. ausdehnbar ist, - was nicht aus diesem System des
Zeit-Raum-Verhältnisses erklärbar ist.
Aber diese Seiten dringen nahe bis zu dieser Frage heran.
Wenn Prauss hier sagt, " daß dieses vielmehr schon zum Wesen des
Gesichtssinns selbst gehört," bedeutet dieses soviel, daß dieses bereits
ein anderes Thema ist,
wobei aber
Seite 573
Sehen und Gesichtssinn so untrennbar wie mit Raum auch mit Licht untrennbar
verbunden ist.
Man spürt, wie hier, wie das sinnlich-inhaltliche wie Farbigkeit einmal ein
ganz anderes Thema ist, - sich aber vielleicht sogar überhaupt der Logik dieses
Systems entzieht.
Wenn hier Raum als Ursprung und Wesen der Bestimmtheit und zwar der empirischen
Bestimmtheit bezeichnet wird, schließt dieses über den Begriff auch die
Bestimmung ob Rot oder Blau mit ein, wobei das Verhältnis zu dem, was nun zum
Wesen des Gesichtssinns gehört, ausgeklammert bleibt, wie ja auch gewissermaßen
die Philosophie selbst. Es ist wieder dieser Doppelpunkt, der 1. nur als Zeit
einmal Subjektivität und transzendentale Philosophie, und der 2. der Begriff
ist, - wobei das Verhältnis beider Punkte auch das Verhältnis von Sprache und
Philosophie bedeutet,
Seite 474
was erst im nächsten Kapitel zur Sprache kommt.
Ich will aber besonders auch meine persönliche kunsttheoretische Frage im Auge
behalten, die mit der Frage nach der Farbe und ihrem Woher von dem Prausschen
System nicht erreicht wird und dort insgesamt nur als Inhalt oder Gehalt
genannt wird. Sicher ist die Bestimmung, "hier Rot und nicht Blau",
da "Blau und nicht Rot" auch eine räumliche, und wahrscheinlich wird
die andere Frage "jetzt Rot und nicht Blau" und "dann Blau und
nicht Rot" innerhalb des Komplexes der Beharrlichkeit auftauchen, und ein
weiterer, wesentlicher Teil der Bestimmung wird ohne die des Raumes aber auch
ohne die der Zeit innerhalb oder mit diesem System nicht möglich sein; insofern
bedeutet meine eigene Frage keine Infragestellung des Prausschen Systems. Nur
habe ich eben darüber hinaus die weitere Frage wach zu halten, "ob
überhaupt Blau", oder "ob überhaupt Rot" und zwar in der
Unterscheidung nur der Farben als eine notwendige 3. Bestimmtheit über den
Gesichtssinn, nämlich über den anderen Bestimmungen Zeit und Raum hinaus oder
solchen vorweg. Es liegt hier also eine elementare Antwort in der Luft, die
über dieses System noch hinausführt, - nicht anders natürlich auch bezüglich
der Bestimmungen durch die anderen Sinne "Warm oder Kalt",
"dieser oder jener Geschmack oder Geruch", wie sie ja auch "Hell
oder Dunkel" und selbst die räumlichen und zeitlichen Gefühle "Weite
und Nähe", "Kurzweil oder Langweil" betreffen, wie ich glaube.
Dieses gehört, wie schon gesagt, bei Prauss zu dem anderen Thema der
Sinnlichkeit oder der Sinne oder dem Wesen der Sinne,
Seite 575, 2. Absatz Ende
was aber als Inhalt oder Gehalt erst im Räumlichen der 2. Stufe Begriff werden
kann und in der Bestimmtheit des Begriffs enthalten ist.
Seite 576
ich weiß nicht mehr, ob ich als Eselsbrücke quasi oder als Denkhilfe irgendwo
im Vorigen genau im Sinne der Kantianer diese hier als fragwürdig markierte
Parallelität "Verstand und Sinnlichkeit" mit "Begriff und
Anschauung" so gebraucht habe, was auf der 1. Stufe auch weniger verfänglich
war.
Seite 577
Eine Trennung der Gegenüberstellungen wie Verstand und Sinnlichkeit und Begriff
und Anschauung bedeutet im Prausschen System jedoch dieses bestimmte Verhältnis
zueinander als Einheit: Und zwar ist Verstand auf beiden Stufen an Sinnlichkeit
und zwar als die "Kategorien" Qualität und Quantität oder als Zeit
und Raum, oder Zeitlichkeit und Räumlichkeit beteiligt,
Seite 578
- und wieder als eine Genialität des Prausschen Systems, - ist diese
Parallelität eben nicht die von etwas sich einfach "Entsprechendes",
sondern als Verhältnis ""ist Begriff und Anschauung jeweils Verstand
und Sinnlichkeit.""(1. Absatz)
2. Absatz
der 2. Punkt des Doppelpunktes, nämlich der Begriff enthält, wie noch zu
entwickeln ist also durchaus auch die Zeit als die subjektive der 1. Stufe,
aber darüber hinaus noch die Zeitform dieser 2. Stufe als eine abgeleitete Zeit
(für das Objekt);
3. Absatz
"vorderhand" oder quasi nebenbei zu erwähnen, erscheint hier in der
Folge des vorigen Gedankengangs noch die Feststellung, die jedoch eine fundamentale
ist, daß, wie Hegel bereits feststellte, nicht nur die Reihenfolge von Qualität
und -Quantität bei Kant unerklärt und nicht notwendig umgekehrt ist, sondern,
daß hier mit dem Begriff oder zusätzlich zur Bestimmung auf der 2. Stufe das
Verhältnis beider Kategorien eben nicht nur Reihenfolge ist, sondern daß mit
der Bestimmung immer nur von der erst im Raum möglichen Quantität der Qualität
als ein Verhältnis beider Kategorien zueinander zu sprechen ist, wodurch
Mathematik und Geometrie erst möglich wird,
Seite 579
was ohne solches Verhältnis, - etwa beides gesondert, - wie Kant glaubt, -
nicht möglich ist, wie das Beispiel mit den Äpfeln und Birnen zeigt und die
Anmerkung 27 auf
Seite 580.
Auf den folgenden Seiten folgt nun quasi die Probe aufs Exempel (, obwohl
Prauss damit eigentlich auf die Grundproblematik zusteuert, die im Verhältnis
der unterschiedlichen Zeitpunkte der 1. und 2. Stufe zur Zeitspanne besteht.):
Und dieses ist nun keine Rhetorik und auch nicht mehr Plausibilisierung oder
Denkhilfe: sondern an der Satzkonstruktion "Dies ist ein Tisch."
"Dies ist rot." oder "Dies ist oval." sehen wir nicht nur,
daß das Praussche System bezüglich sowohl der deutbaren Anschauung wie auch des
Begriffes paßt, sondern, daß ein solches System der Sprache in der Tat zugrunde
liegt.
Was auf den ersten Blick wie oft nur wie eine Wiederholung erscheint,
beinhaltet hier diesen wichtigen Nachweis zugleich aber bereits mit dem Hinweis
auf diese eine Funktion der Zeit innerhalb des Begriffes. Zu schnell überlesen,
hat man bereits den Faden verloren.
Man sieht und erkennt, daß in solcher Aussage "Dies ist ein Tisch."
als einer fertigen Erkenntnis, Prauss präzisiert, wenn er diese hier
"Außenweltobjektwahrnehmung" nennt, immer zugleich "Jetzt und
Hier" als Zeit und Raum irgendwie mitgemeint. Ohne solches wäre diese
Aussage nämlich keine, - wenn nämlich der Tisch nirgendwo und nirgendwann ein
Tisch wäre.
Wie dieses "Irgendwie" aufzuschlüsseln ist, ergibt sich, wie darin
1. Anschauung enthalten und aufgeteilt ist, und wie
2. deutbare Anschauung,
3. der Begriff und in allem
4. Zeit und Raum.
Daß dieses überhaupt dann in der konkreten Sprache eindeutig wiederzuerkennen
ist, erscheint einem nach der komplizierten Entwicklung des hochkomplexen
Systems einmal gar nicht notwendig und dann auch gar nicht möglich, - weswegen
man diesen Gegenbeweis der folgenden 2 Seiten leicht überliest und damit die
geradezu verblüffende Bestätigung der vorigen 250 Seiten verpassen würde, -
letzteres besonders deswegen, weil der professionelle Philosoph Prauss sich
hier auf oder besser gegen bestehende Lehrmeinungen bezieht und wendet, die,
sich auf Kant stützend, einfach von einer Verbindung von Anschauung und Begriff
sprechen, die dann zu einer Aussage bzw. Erkenntnis führen. Wobei vieles ja
unklar bleibt: Daß nämlich bei einer Aussage der Begriff wie "Tisch"
oder "rot" oder "oval" benutzt wird, ist klar zu erkennen,
nicht aber, in welcher Weise in dieser Aussage und oder in diesem
ausgesprochenen Begriff: dann Anschauung, - nämlich die der 1. oder 2. Stufe
enthalten ist, und wie dieses "Jetzt" und "Hier" des
Tisches, des Roten oder des Ovalen zu verstehen ist, ist nämlich dem Satz
"Dies ist ein Tisch." nicht ohne weiteres anzusehen.
Seite 581
Wenn aber genau um dieses Problem herum seit 3000 Jahren mit viel Scharfsinn
diskutiert wurde, bleibt nicht aus, daß Prauss hier einen solchen Scharfsinn
voraussetzt, wenn er ihn nun auch anwendet. Er spricht dabei einmal zu seinem
Thema, dem zu folgen dem Leser kaum noch Schwierigkeiten machen dürfte, zum
anderen aber gegen bestimmte, teils uralte Lehrmeinungen, die Extraüberlegungen
erfordern.
"Jetzt" und "Hier" der Umgangssprache ist als Gegenwart und
örtliche Bezeichnung gemeint, was in dem Wort "Dies" in dem Satz
"Dies ist ein Tisch" als " was da jetzt ist, enthalten ist.
Aber genau verstanden und entsprechend in der Systementwicklung und auch
überhaupt jedoch kann "Hier" nicht ein bestimmter Punkt , sondern nur
der ausgedehnte Raum sein, den der Tisch einnimmt; dagegen besteht bei dem
"Jetzt" zwischen dem ungenauen Verständnis der Umgangssprache, in der
"Jetzt" mehr als die laufende, also ausgedehnte Gegenwart gemeint ist
und der eigentlichen Aussage, in der Jetzt ein Zeitpunkt ohne Ausdehnung ist
ein Unterschied, wobei selbst die etablierte Philosophie in ihrer Verlegenheit
und zwar wegen der Unkenntnis der Struktur einer Erkenntnis, wie Prauss zurecht
sagen kann, die Ungenauigkeit der Umgangssprache übernimmt und als Argument
dafür benutzt, "Jetzt" und "Hier" als Zeit- und Raumpunkt
aufzufassen.
In dieser leider zweispurigen gedanklichen Entwicklung (einmal für den in der
weiteren Entwicklung des Systems mitgehenden Leser und zum anderen an die
bestehende philosophische Argumentation gewandt;) ist nun einmal festzuhalten,
daß "Jetzt" und "Hier" im "Dies" als Zeit und
Raum auf Sinnlichkeit beruht, wie der Leser weiß, zum anderen, daß Anschauung
bei Kant auch auf Sinnlichkeit beruht, wie jeder Philosoph weiß, und daß in
solcher Aussage der Begriff wie z.B. "Tisch" zwar klar erkennbar ist
(Seite 580, 3. Absatz), nicht aber, daß oder wie er nach Kant auf Anschauung
beruht.
Dem Leser ist es jedoch möglich, "nach allem, was wir bis jetzt
herausgefunden haben," durch den Begriff "Tisch" quasi hindurch
auch die Anschauung der 1. und die deutbare Anschauung der 2. Stufe zu
erkennen: womit jetzt die verblüffende Übereinstimmung der Theorie des Systems
und der einfachen sprachlichen Aussage folgt:
Seite 582 bis 584
Die Polemik gegen bestehende Lehrmeinungen zeigt, wie sehr sich Prauss auf den
folgenden Seiten seiner Sache sicher sein kann, die sich denn auch kaum kürzer
und schlüssiger zusammenfassen läßt, (die Denkaufgabe, der man sich allerdings
auch verweigern kann, besteht im Kern darin, daß man von der fertigen
Erkenntnis, und zwar ausgehend von der Formulierung der 3. Stufe wie "Dies
ist ein Tisch." schrittweise durch Weglassen von Wörtern und Bedeutungen
zuerst auf die 2. Stufe gelangt, wenn man nämlich "Dies ist"
wegdenkt, dabei aber Jetzt und Hier wie in der 2. Stufe gegeben bei jenem Tisch
läßt, wobei man erkennt, daß hier zwar bereits der Begriff und auch die
Zuordnung zur Anschauung bereits vollzogen ist, was aber noch ganz nur Subjekt
ist, was dann nämlich heißen und meinen würde: "Jetzt und hier
Tisch.")
Seite 585 2. Absatz
bis zu dem Zusatz auf der er einen neuen Gesichtspunkt ins Spiel bringt, der
aber im 1. Band bereits ausgeführt wurde, daß sich nämlich in dem Fall, falls
"Hier" als Zeit in der deutbaren Anschauung und in dem Begriff eine
Zeitspanne bedeutete, z.B. bei den unterschiedlichen Ovalanschauungen eines
runden Tisches, überhaupt keine eindeutige Bedeutung möglich wäre.
In der laufenden Argumentation bleibt jedoch der folgende durch jenes nur
bestätigte Satz, daß in deutbarer Anschauung wie in Begriff Zeit und Raum nicht
wie zwei gleiche additive Elemente wirken sondern durch die Negation im
Verhältnis zueinander und auseinander sich als Grundverschiedenes
gegenübertreten durch was Begriffsbildung wie deutbare Anschauung erst möglich
wird.
Wie sehr aber dieser andere Gesichtspunkt nur Bestätigung oder aber Stütze des
ganzen Systems sein muß und kann, würde sich erst erweisen, wenn z.B. der
Gedanke, den ich zur Seite 569 einschob, dahin weiter gedacht würde, daß sich
die Praussche Richtigkeit auch durch andere in sich geschlossene Richtigkeiten
ersetzen ließe, - so oft vielleicht, wie es Menschen gibt, oder ob sich in
Übereinstimmung mit der gemeinsamen Natur menschlicher Erkenntnis, auch die
Reflexion auf diese nur durch eine Richtigkeit richtig darstellen und verstehen
läßt.
Hier in der Weiterführung jedoch folgt schlüssig: "bestimmt" bedeutet
also "zusammen" und "zusammen" ist Bedeutung.
Seite 589
Die Konsequenz der ganzen Entwicklung ist in der Tat immer noch überraschend,
wenn nicht tatsächlich bestürzend:
1. daß Begriffe nicht wie es scheint, weil sie mit festen Bedeutungen im
Wörterbuch stehen können, deswegen etwas Invariantes und also unveränderliches
wären, und daß er trotzdem wegen der inhärenten Zeitstruktur also trotz seiner
Invarianz etwas Bestimmtes sein kann.
2. Entgegen der geläufigen Vorstellung ist ein Begriff nicht etwas Abstraktes
als Gegensatz zum sog. konkreten Objekt. Vielmehr ist der Begriff das
eigentlich Konkrete, nämlich konkrete Subjektivität.
3. Auch die weitere geläufige Vorstellung muß aufgegeben werden, daß nämlich
ein Begriff nur etwas "Allgemeines" sei, "worunter" etwas
Individuelles als eben die Objekte der Außenwelt gelten, nur fällt. Das
Gegenteil ist der Fall, weil es eben der Begriff ist, der das Individuum und
damit das Reale, eben das Subjekt ist.
§2. Begriffsbildung als ursprüngliche Widerspruchsvermeidung.
Seite 592
Während im Vorigen die deutbare Anschauung und der Begriff Thema war, ist jetzt
jener Doppelpunkt gemeint: 1. Die Zeit als Punkt wie 2. der Begriff als Punkt.
In der veinfachten Vorstellung verlief die bisherige Entwicklung des Systems etwa so:
Was eben noch genial und schlüssig wie ein fertiges Puzzle zusammenpaßte,
erweist sich in einem wesentlichen Punkt, als eben nur vorläufige Formulierung
(Seite 598 unten) einerseits noch voller Problematik voll möglicher Denkfehler,
andererseits ergibt die Klärung auf den folgenden 50 Seiten einen weiteren
wichtigen Gesichtspunkt des Begriffes, wie er in dem Untertitel angekündigt
ist.
Die Schwierigkeit liegt in der Ähnlichkeit und Unterschiedlichkeit der beiden
Punkte.
Seite 593
Neu ist hier die Formulierung, daß Begriff hier als Punkt von Ausdehnung, und
Zeit als Punkt mit Ausdehnung bezeichnet ist, was man sich beim Begriff als
Begriff eines immer ausgedehnten Gegenstandes und bei Zeit als der laufenden
Zeit vereinfacht vorstellen kann.
Denn Begriff ist jedenfalls nicht einfach Zeit, aber auch nicht etwas wie eine
zweite Zeit. Und natürlich kann der Begriff, der zwar Subjekt ist wie die Zeit,
nicht noch ein 2. Subjekt ergeben.
Seite 594
Der (nur vielleicht) naheliegende und zu vermeidende Denkfehler ist einmal der,
daß man sich zwei Negationen denkt, eine, die zum Raum führt und die andere zum
Begriff.
Seite 595
Hier wählt Prauss mit deutlicher Absicht einen Umweg, d.h. er geht bewußt einen
Irrweg, und er kommt auf diesem zu zwei neuen Formulierungen: "Punkt als
zu sich anderer" für Zeit und durch die Negation zu "Punkt als mit
sich selbiger" für Begriff. Erst als Letzteres kann Subjektivität des Begriffs,
wie durch diese Formulierung klar werden soll, zu einer Bestimmtheit werden.
Dies führt jedoch bei einer zweifachen Negation der Zeit, falls man mit einer
solchen erst glaubt, einen Begriff erhalten zu können, zu einem überflüssigen,
nämlich zu dem "Punkt als zu sich anderem," . Die Absicht dieses
Umweges führt später dann dahin, daß wir in die Lage kommen, uns auch den Raum
als eine Synthesis des Punktes vorzustellen. Der eigentliche, drohende
Denkfehler, glaube ich, ist aber der, daß man meinen möchte in einen Bereich nerviger
Beliebigkeit möglicher Definitionen der einen und selben Sache zu kommen. Denn
eigentlich wissen wir, daß die Negation der Zeit nicht eben der Zeit als
solcher gilt, und deswegen statt einmal zum Außereinander als Nichtnacheinander
sondern Zugleich des Raumes mit dem jeweiligen Gehalt führt, und dann in einem
damit auch zu Punkt als Begriff, den wir jetzt als "Punkt mit sich
selbigen" bezeichnen, was dann später die Widerspruchsvermeidung des
Begriffes begründen soll.
Wir können zudem sicher sein, daß Prauss ein fachkundiges und kritisches Forum
vor sich weiß.
Seite 596
Unterschiedliche Punkte würden zur Vorstellung einer Zeitlinie führen, was wir
bereits als abwegig erkannt hatten. Vielmehr geht es insgesamt darum, diesen 2.
Punkt, der trotz und wegen der Negation, und zwar als Begriff doch ja besteht,
irgendwie in den Griff zu bekommen, da er ja neben dem anderen Punkt der Zeit
einen Platz braucht, einerseits, und andererseits durch seinen Platz oder durch
seine Eigenart ja eben eine Funktion ausübt, - und eben nicht und keinesfalls
als eine Aufteilung der Zeit gemeint und verstanden werden darf, in der Zeit
und Subjektivität als ungeteilte "unantastbar" fortfährt.
Seite 597
Offensichtlich versucht Prauss hier, wie selten so deutlich erkennbar, beim
Schreiben selbst Klarheit zu bekommen, - denn daß aus einer Negation der Zeit
zweierlei entsteht, eben 1. Raum mit Inhalt als deutbare Anschauung und 2.
Begriff als Punkt mit dem gleichen Inhalt, begründete sich bisher aus der
Doppelnatur der Zeit, wobei praktisch durch die eine Negation des Gesamten jede
Natur zu ihrem eigenen Ergebnis führt, wobei beide Ergebnisse jedoch weiter
zusammengehören, - was als bisher "vorläufige" Formulierung aber
einer weiteren Begründung bedarf. Was der 2. Absatz genau besagen soll, da eine
doppelte Negation ja nicht zu drei sondern zu vier Ergebnissen führen würde,
von denen zwei und nicht nur eines überflüssig wäre, ist nicht ganz klar und
geht vielleicht auf die Denkmöglichkeit zurück, daß mit einer 1. Negation nur
der synthetische Raum allein entstünde und so für den Begriff eine zweite
Negation erforderlich sein müßte, die dann zu diesem unwillkommenen
Doppelergebnis führt, oder aber, daß durch die erste Negation nur der Punkt als
Begriff entstünde und für den Raum dann eine zweite Negation erforderlich sein
müßte mit einem unerwünschten Nebenergebnis.
Seite 598
Der aber zurückgenommene oder zurückgegangene Gedankengang führt im 3. Satz mit
den beiden kursiv gezeichneten Begriffen "bloß" und "auch"
zu der alten Disposition zurück aber auch zu den beiden neuen Formulierungen
beider Ergebnisse der nur einen Negation, wobei beide Ergebnisse, wie schon
gesagt als entsprechende Wesenheit der negierten Punkte neu dargestellt werden.
Vorerst im nächsten Satz nur den Raum als Ausdehnung "sprich, "von
Punkt als Einfachheit gesondert zu erzeugen" muß dann bedeuten: Zeit ist
der Zusammenfall aus 1. Punkt als mit sich selbigem und 2. Punkt als mit sich
anderem: Raum entsteht aus demjenigen Punkt innerhalb der Zeit der erst nach
der oder durch die Negation gesondert zu diesem Ergebnis führt, wobei
"Punkt als Einfachheit" die Zeit überhaupt bezeichnet, also beide
Wesenheiten von Punkt als Zeit gemeinsam ist.
Das bedeutet, daß wir der Einfachheit halber von zwei Punkten innerhalb der Zeit
sprechen, die dann erst durch die Negation auf der 2. Stufe zu echt Zweierlei,
nämlich zu Raum und Begriff werden.
Durch diese drei Punktformulierungen, von denen die beiden Punkte in der Zeit
in den drei folgenden Absätzen insgesamt neun oder zehn Mal genannt werden, die
zudem in der Reihenfolge wechseln, ist der laufende Gedankengang zu Beginn
vielleicht etwas schwer verständlich.
1. Punkt als zu sich selbigem;
2. Punkt als zu sich anderem;
Man muß sich natürlich fragen, worauf sich das "Wozu" im letzten Satz
des 1. Absatzes nun bezieht:
a) auf die Zeit, also dem Punkt als Einfachheit? was natürlich ohne Zweifel
Sinn macht;
b) auf Punkt als zu sich anderem? wobei man schließen könnte oder müßte, daß
aus genau diesem dann der Raum entsteht;
c) auf Punkt als zu sich selbigem? was nur grammatisch Sinn macht aber in
Widerspruch zu Vorigem stünde.
d) auf Ausdehnung von Zeit, die sich nur aus beidem bilden kann, was genauso,
wie Punkt als Einfachheit = a) Sinn macht.
Natürlich möchte man bestätigt haben, welcher Punkt nun durch die Negation zu
Raum und welcher zu Begriff wird. Was erst auf der nächsten Seite als
offenkundige Bestätigung des Vorigen wird.
Im laufenden Gedankengang innerhalb dieser Begriffshäufung sollte man die sehr
fundamentale Feststellung nicht übersehen, daß Raum nicht durch die
Zeitanalysis sondern durch Synthese, als durch etwas Zusätzliches entsteht bzw.
verständlich ist.
Nachtrag Okt. 1997
Die Negation von Punkt
? unerwünscht
zweite Negation falsch
führt zu Raum und Vorstellung
Begriff ? unerwünscht (Seite 599)
als Gegensatz zum ursprünglichen Punkt wäre ein Irrweg
da eines der offenen Negationsteile (?)dann über wäre. Man müßte das obere ?
einfach ignorieren.
dem aber nicht der ursprüngliche Punkt gegenübersteht, der dann durch eine nochmalige Negierung zum Begriff führen müßte, was sich sowohl auf „zu sich selbigen" wie „zu sich anderen" bezöge, wobei dann etwas über wäre, - was aber erstmal so scheint, weil Prauss erst mal Raum und Vorstellung klären will, die aus der Negation entstehen, so daß der Umstand, daß nur durch die eine und einzige Negation
zu sich selbigen zu sich anderen
Negation
Zeit u. Begriff Raum und
Vorstellung (Seite 600)
beides entsteht.
Seite 599
Zurückgestellt wird die Lösung dieser Problematik, die aber darin liegen muß,
daß eben Punkt als mit sich anderem durch die Negation zu Raum führt und Punkt
1. als zu sich selbigem zu Begriff. - was denn auch in den letzten Zeilen der Seite
bestätigt wird.
Mit der "weiteren Bestätigung des ganzen Systems" durch diese beiden
neuen Punktformulierungen ist denn auch auf der Seite 598 genau diese
Sinnfälligkeit oder Offensichtlichkeit dieser jeweiligen Zugehörigkeit gemeint.
Seite 600
Ein neuer Begriff wird eingeführt: "Begriff als abgeleitet-subjektive
Zeit".
Daß hier durch die Negation eine recht komplizierte Zwangsläufigkeit und
Komplexität als Zeit plus Begriff plus Raum besteht, führt zu der Aufgabe und
ist zugleich die Möglichkeit zum Verständnis einer Lösung der ganzen internen
Verhältnisse.
Vor einem solchen neuen Ansatz fragt man natürlich wieder, wo man ist und was
man eigentlich hier tut: Besonders wenn Prauss eine Formulierung verwendet wie
anfangs des 2. Absatzes am Ende des ersten Satzes:" ****wie es **** kommen
muß". Natürlich steht Prauss auch weiterhin mit dem 2. Bein in der
Wirklichkeit insofern, als daß alle Struktur letztlich dahin führen muß, wie
wir sie als Ergebnis im vorhandenen Menschen vorfinden und kennen.
Aber die Richtigkeit wird dennoch auch von einer Zwangsläufigkeit bestimmt, wie
wir sie in der Mathematik benutzen, wenn wir z.B. die Formel lernen (a+b)² =
a²+2ab+b² als etwas, wie es sein muß, damit es richtig ist, wobei aber beides
zusammen, also beide Füße zwei unterschiedliche Kriterien sind. Entsprechend
stellt sich unsere Frage auch in zwei Richtungen: Geht die Richtigkeit der
Formel oder auch die des Prausschen Systems, selbst wenn er es an dieser
bereits bestehenden Wirklichkeit orientiert entwickelt, letztendlich doch von
einem Menschseinsollen aus, wobei die andere mehr logisch-mathematische
Richtung der Frage von einem Menschseinkönnen, von einem notwendigen
Berücksichtigen der Bedingungen bestimmt ist, wie solches nur sein kann, und
zwar nur logisch sein kann? Gerade der letzte Beisatz, "wie es nur logisch
sein kann" macht deutlich, daß solche Bedingungen letztlich nicht von
einer Materie bestimmt werden, sowie man aus Eisen nur bestimmte Werkzeuge und
Gebilde und aus Wachs eben nur andere formen kann, sondern nur von der
logischen Richtigkeit her. Wobei aber die andere Richtung der Frage im Sinne
des Menschseinsollens die Überlegung impliziert, daß die Weise, wie wir z.B.
Materie sehen ehe Folge des Menschseinsollens aber auch wie des Menschseinkönnens
ist, und nicht umgekehrt, als ob solche Richtigkeit und die Möglichkeit
menschlichen Bewußtseins von der Art der Materie bestimmt ist. Woraus sich ein
anderes Verständnis auch von Biologie ergibt. Das heißt, auch die biologische
also empirische Richtigkeit ergibt sich letztlich aus jener logischen
Richtigkeit des Lebensollens und -könnens.
Wenn an sich von dem Schwindelgefühl befreit hat - angesichts der Aussage so
nebenher, - daß ohne Sprache kein Raum und ohne Raum keine Sprache bestehen
kann, und ja auch nicht entstehen kann und auch nicht sein würde, einem Raum,
in dem die sprachlosen Vögel ja auch ohne den Menschen mit seiner Sprache
herumzufliegen scheinen, - gilt es erst recht, die notwendige Struktur, und
zwar notwendig in beiderlei Sinn zu verstehen: denn mit der Ausdehnung des
Raumes durch die Negation bleibt jener aktuale Punkt mit dem gleichen
jeweiligen Inhalt wie der Raum aber im Wesen als mit sich selbigem weiterhin
Punkt aber nicht innerhalb des Raumes mit dessen besonderer Korrelation zur Zeit,
sondern in einer besonderen eigenen Korrelation zur Zeit, mit der beides ja in
einer Einheit und Abhängigkeit bleibt.
Die Frage ist jetzt nach genau diesem Unterschied beider Korrelationen
gestellt.
Seite 601
Daß der gleiche Gehalt wie in Zeit innerhalb des Raumes dann als Raumform wie
Rot, Oval oder Tisch auftritt, wie dann notwendiger Weise auch in Begriff ist
bis jetzt nur als Notwendigkeit verstanden, wobei es jetzt zu verstehen gilt,
wie solches geschieht, was sich eben aus jenen Korrelationen ergibt oder was
jene Korrelationen ausmacht und verdeutlichen wird, - und zwar von beiden
Prausschen Gesichtspunkten aus, wobei der absolute eher ontische Gesichtspunkt
unsere private Neugierde bleibt, für die sich Prauss erst später Zeit nimmt.
So sind es dennoch gerade die Einzelheiten, auf die man sich angesichts der
fundamentalen Dimension des Grundsätzlichen kaum noch konzentrieren kann, die
letzteres am Ende erst glaubwürdig machen.
Daß nämlich dann jener Gehalt als Rot oder Oval oder Tisch ein bestimmter oder
bestimmbarer werden kann, muß ja irgendwie durch eine Abgrenzung geschehen, was
man sich nicht als Grenzlinie vorstellen darf, die nichts anderes als Fläche
ist, die ihrerseits dann wieder eine Abgrenzung benötigte, u.s.w., ist noch
nicht klar.
Dabei müssen wird unterscheiden, wodurch etwas abgegrenzt wird und wogegen.
Es folgt die sehr einfach scheinende Schlußfolgerung, daß Fläche niemals durch
Fläche abgegrenzt werden kann, was zu einem unendlichen Regreß führt, sondern
immer nur durch eine Linie, wobei aber niemals etwa eine Linie auch gegen eine
Linie abgrenzen kann, sondern nur gegen eine andere Fläche. Eine neue
Überlegung, derentwegen ich im vorigen Satz eher das "andere"
unterstreichen und betonen würde.
Seite 602
2. Absatz
Hier tauchen in neuer Funktion die Dimensionen wieder auf, die mir noch immer
unverdaut und unverstanden unangenehm im Magen liegen, - und damit zugleich die
Hoffnung, daß sich hier auch ein Verständnisweg eröffnet, die vielen offenen
Fragen dazu neu zu sehen.
Vorerst aber gilt es festzuhalten, daß eine Form, ob Rot, Oval, Tisch oder auch
Mensch nicht selbst die Abgrenzung nach Außen ist, - wie etwa durch die Haut,
die wohl flächenartig aber letztlich immer noch Körper ist.
Grenze von Körpern ist also Fläche, Grenze von Fläche aber Linie.
Also kann Form der Grenze von Gehalt immer nur ideale Linie sein
- mit der weiteren Schlußfolgerung,
daß Gehalt letztlich immer nur gegen Gehalt abgegrenzt und damit bestimmt wird.
Klar.
2. Absatz, 2. Satz
Hier jedoch tauchen die gleichen Bauchschmerzen wieder auf: Wieso soll ideale
Linie, die ja durch Negation der Zeit mit Gehalt entsteht, keinen Gehalt mehr
enthalten? Aber es ist ein Mißverständnis meinerseits. Im nächsten Satz
verschwinden die Bauchschmerzen: sie muß also Gehalt enthalten, um die
entsprechende jeweilige Grenzlinie überhaupt sein zu können, aber sie kann, da
noch nicht Raum, keinen eigenen etwa linienförmigen Objektgehalt enthalten,
und, und das ist der nächste neue Gedanke:
sie kann keinen eigenen Gehalt, also keinen linienförmigen Gehalt etwa
enthalten, sondern sie ist immer nur mit dem anderen Raumgehalt zusammen dessen
jeweilige Grenzlinie.
Eine sehr wichtige Feststellung.
Begrenzung kann ebenso nur von Gehalt gegen anderen Gehalt stattfinden. Man ahnt,
daß, angesichts der Bauchschmerzen bezüglich der Dimensionen, hier eine ganz
grundsätzliche Vertiefung möglich sein müßte. Man müßte oder könnte von dem
eingegrenzten und ausgegrenzten Gehalt sprechen, - wobei hier bei Prauss noch
offen ist, was als Nichtgehalt ausgegrenzt sein könnte und was und ob nicht.
Wir gehen davon aus, daß ausgegrenzter Gehalt immer auch ein anderer Gehalt
ist,
3. Absatz
der immer auch ein qualitativ anderer sein muß und nicht nur ein quantitativ
anderer, weil solche Grenzlinie in diesem Fall einen eigenen qualitativen
Gehalt haben müßte, was in dieser Eindimensionalität nicht möglich ist.
Seite 603
Und was für Gehalt oder Inhalt gilt, gilt entsprechend für die Form.
Der Unterschied zwischen der Abgrenzungsproblematik wird deutlich, wenn man
geradlinige Formen unterscheidet, was nur möglich ist, wenn sich deren Inhalt
unterscheidet,
wobei man bei einem Dreiecksinhalt in der Geometrie die Figur als eben nicht
geradlinig nicht als gleich verstehen kann.
(Aber ich kann mir das Ausgegrenzte z.B. bei einem geradlinien Dreieck nicht
als nichtgeradlinig vorstellen sondern nur begrifflich als Gegensatz denken.)
Ein Quadrat kann natürlich nicht durch ein Quadrat begrenzt werden.
Seite 604
Eine Vertiefung der Dimensionsproblematik findet nicht statt, sondern die
Weiterführung des Gehalts und der Form durch den Raum, in dem nur Form und
Gegenform, Gehalt und Gegengehalt eben bedingt durch die Eindimensionalität der
Linie sich unterscheiden läßt, wobei sowohl Form wie Gegenform durch die
Affektion bereits in der Zeit gegeben sein muß, und nicht etwa durch die
Begrenzung erst entsteht.
Seite 605
Die irrige Überlegung, daß jeweils Form und Gegenform, Gehalt und Gegengehalt
durch die Struktur der Zeit als Punkt mit sich selbigem und Punkt mit sich
anderem entstünde,
Seite 606
führte dahin, Gehalt und Form innerhalb des Raumes als Folge einer Zeitanalyse
und nicht als Synthese von etwas Neuem zu verstehen, was ja gegen die Einsheit
von Zeit und gegen die Unteilbarkeit der Subjektivität überhaupt verstoßen
würde.
Darüber hinaus oder dem vorweg kann innerhalb der Zeit, also der ersten Stufe
trotz vollständiger Affektion so etwas wie Grün, Süß, Hell und was immer an
Gehalt später erst auch im Raum auf der 2. Stufe Form annimmt noch gar nicht
erscheinen und entsprechend auch noch nicht voneinander unterschieden werden.
2. Absatz
Wieder habe ich gegen ein Schwindelgefühl anzugehen angesichts der
fundamentalen Grundsätzlichkeit dieser Einsicht: ist doch gerade all das, was
durch die Koordinaten Zeit und Raum jedem Affektionsgehalt erst hinzugetan
wird, auch genau das, wodurch unsere Wahrnehmungen erst berechenbar werden,
nicht nur betreffs aller Gesetze, die wir z.B. in einem Dreieck kennen, sondern
auch die Frequenz der Töne in der Musik wie die Effekte der Farben, und dies
nicht nur auf jedem Bild, im Regenbogen und überhaupt als Licht und Gesicht,
sondern als die eigentliche Orientierung in dieser Welt.
Aber konkret ist schließlich alles, was sich messen läßt, als "Zugleich in
irgendeiner Form gebunden.
Selbst in Zeit.
3. Absatz
Die Frage nach unserer noumeaischen Wirklichkeit leuchtet in diesem ersten Satz
auf: In welchem Sinn auch immer diese Affektionsergebnisse entsprechend
grundverschiedene sein sollten ** *", wie sie dies dann in Form eines
materielosen Punktes tatsächlich sind, ist eben nicht vorstellbar; ganz sicher
aber nicht
und damit kehren wir zum Prausschen Gedanken zurück, als Farb- oder Formgehalt.
Seite 607
Der erste Absatz drängt, von einem widersinnigen Zugleich in einem aktualen
Punkt von Zeit zu sprechen, nämlich Zugleich von Form und Gegenform, Rund- und
Nichtrundform, was Prauss natürlich nicht tut und bloß vermeidet, wobei er aber
meint, daß hier im aktualen Zeitpunkt Form und Gegenform eben nicht räumlich
auseinander sein könnten, was überhaupt nicht zu denken ist, eben etwas
"unauflösbar Widersprüchliches.
Worauf es hier aber ankommt ist, daß alles, was sich auf der 2. Stufe als
Gehalt in Form und Gegenform bildet, "irgendwie" im aktualen Punkt
der Zeit als Affektionsergebnis erst vorhanden sein muß, und immer auf solches
in der Zeit zurückgeht.
Wenn man „Rot" sagt oder denkt ist ja darin oder damit zugleich
immer gesagt oder gedacht Nicht-nicht-Rot, (obwohl damit nicht hergeleitet ist
warum, sondern erst nur, daß, und warum dies nicht aus der analysierten
Struktur der Zeit resultieren kann und nur erst im Raum sinnvoll und real sein
kann und nicht schon auf der 1. Stufe.)
Seite 608
Im 1. Absatz grammatisch etwas kompliziert verpackt bedeutet "****nichts
anderes als, sondern dasselbe wie ****", daß irrtümlich angenommen
innerhalb der Zeit Form und Gegenform als zwei Gehalte bereits so voneinander
getrennt wären wie auf der 2. Stufe, und dort nicht etwas anderes, sondern
bereits dasselbe sind, wie auf der ersten Stufe, ein Mißverständnis, das
dadurch entstehen, da natürlich der Gehalt der 1. Stufe wie der Gehalt der 2.
Stufe auf das gleiche "Affektionsergebnis" zurückgeht, was im
2. Absatz klar wird, und zwar in dem Sinne, daß erst durch diese Trennung von
Form und Gegenform jener Gehalt ein Bestimmter wird.
3. Absatz: Was aber eben erst im Raum möglich ist. Abgrenzung von anderem als
Bestimmung kann also erst auf der 2. Stufe stattfinden. Wenn man sich fälschlicher
Weise denkt, daß die Abgrenzung bereits in der 1. Stufe also bereits in der
zeitlichen Gehaltsform und noch vorher, bereits in der Affektion enthalten ist,
also durch die Affektion vorgegeben, gerät man in die typisch illusionäre,
zirkuläre, empiristische Widersprüchlichkeit, als seien Zeit und Raum nur
Entschlüsselungsprogramme durch die uns eben diese Zeit und dieser Raum
analytisch als etwas innerhalb der Affektion entschlüsselt würde und was dann
entsprechend auch für Form und Gegenform zu gelten hätte.
Seite 609
Bestimmbares ist also immer etwas Synthetisches.
1. Absatz
Betont wird hier, daß eben nicht nur der Gegenstand oder die Form, sondern auch
das, wogegen sich solches Abgrenzt, zur Bestimmung gehört.
2. Absatz von Unten
"**** wenn Anschauung in Form auch noch von Raum zur deutbaren wird ****,
bei all diesen Formulierungen ist das Verhältnis des Gehalts in der Zeit zum
dem deutbaren Gehalt auf der 2. Stufe, die ja beide zusammengehören, erst
später, wenn es um die Beharrlichkeit geht, das Thema und ist hier noch erst
ausgeklammert und muß bei allem als anstehende Frage beiseite gelassen werden.
Wie gerade in diesem Absatz deutlich in gleicher Weise die nächste Stufe: Denn
die bis hierhin entwickelte nur "deutbare Anschauung" ist natürlich schwer
vorstellbar, wenn Rot, Rund, Tisch oder Mensch bereits als Deutbarkeit
entwickelt ist, obwohl noch nichts Rotes, Rundes, und noch kein Tisch oder
Mensch da ist, wohl aber dies Teilergebnis der Affektion. Man kann sich dieses
eben nicht wie einen mechanischen Vorgang denken, sondern, wie Prauss bereits
beschrieb, eher wie die Struktur von logischer Richtigkeit, wie wir sie uns in
einem Dreieck denken, wo z.B. die Halbierung einer Höhe logisch erst nach der
Konstruktion einer Höhe möglich ist, obwohl alle Dreiecksgesetze zeitlich in
einem und nicht erst nacheinander da sind und gelten.
Das die Anschauung „Rot" selbst nicht rot ist, also kein Gegenstand
ist, der rot angestrichen ist,
Daß es sich bei solcher Unterscheidung durchaus nicht um eine unwirkliche
Kunstwelt handelt sondern um unsere Wirklichkeit, demonstriert Prauss hier
wiederum sehr schön, wie eigentlich mit seiner ganzen Entwicklung des Systems,
daß er klarlegt, wie der feine und doch ganz prinzipielle und grundsätzliche
Unterschied zum normalen Bestandteil der Alltagssprache gehört: daß z.B. das
Attribut als das Gegenständliche nicht auch der Gegenstand selbst ist, sondern
erst nur sein könnte, sondern daß beides ganz unterschiedlicher Bedeutung und
sprachlicher bzw. gedanklicher Funktion aber als solches Wirklichkeit unserer
Sprache und gedanklichen Orientierung ist, wie anders Zuckrigkeit eben nicht
gleich Zucker ist.
Die Frage bleibt, ob die Struktur, soweit und sowie sie auf der 2. Stufe
entwickelt ist, auch in unserem Denken und Sprechen auftritt, - da ja von hier
aus die großen philosophischen Kontroversen und Mißverständnisse ihren Anfang
zu nehmen scheinen.
Seite 610
Gegenständlichkeit als deutbare Anschauung hier auf der 2. Stufe ist nicht der
Gegenstand jener 3. Stufe, ist aber auch nicht der Gehalt innerhalb der Zeit,
also der ersten Stufe, wo solcher eben noch nicht deutbar ist. Die Deutbarkeit
entsteht eben nicht durch die Analyse des Gehalts der 1. Stufe, sondern
synthetisch durch das im Raum durch Räumlichkeit Gegenständlichseinkönnen.
Hier im Zusammenhang erklärt Prauss, daß gerade solche Unbestimmtheit auf der
Grundstruktur von Bestimmtheit, Nichtgrün eben auf möglichem Dochgrün basiert.
Zugleich eben dadurch, - und das ist für das Spätere wichtig, ist Wahrheit im
Sinne von Erkenntnis überhaupt nur möglich, womit wir das Sicherheitsgeländer
unseres Steges wieder anfassen: Zuckrigkeit bedeutet nicht schon Zucker und
Gegenständlichkeit kann auch Malerei sein, - derart ist Bestimmbarkeit der 2.
Stufe eben erst deutbare Anschauung und deutfähiger Begriff, die aber eben zur
Bestimmtheit wie zur Unbestimmtheit führen kann.
Seite 611
(Letzter Absatz 611 bis 612 Einfluß auf unser Denken:„ . . die
ursprüngliche Möglichkeit für das, was Ihnen implizit als Widersprüchlichkeit
zu gelten pflegt.")
Hier spricht Prauss deutlich aus, daß und wie die Struktur der Erkenntnis auch
die Weise von weit komplexeren Gedankengängen bestimmt, bzw. erst möglich
macht, wie z.B. die Denkmöglichkeit, daß ein Ding nicht existiert.
Und an der feinen Nuance in den Formulierungen sehen wir, daß Prauss hier
nicht einfach einige weitere Betrachtungen aneinanderreiht, sondern weiter
zielstrebig zum Kern der Sache treibt: Denn nicht nur das Bestimmtseinkönnen,
sondern gerade das zugleich Unbestimmtseinkönnen ist hier das Tor, womit dem
Menschen die Frage nach der Wahrheit nicht nur immer gestellt bleibt, sondern
ja auch erst möglich wird.
Denn auch diese Reflexion als Einsicht und weitere Frage, daß die Gesetze der
Mathematik und der Geometrie wie nicht anders die der Physik und der Biologie
nur Regeln unseres Denkens sind, gehört am Ende mit zu dem, was wir gerade
durch die Offenheit auf dieser 2. Stufe wie durch ein Tor oder Fenster hindurch
sehen oder zumindest fragen können - oder auch nur unsicher sein können.
Was auch am Ende des 2. Absatzes hier wie auch bereits auf Seite 573 auch dort
am Ende des 2. Absatzes anklingt.
Leicht mißverständlich ist dies hier jedoch nicht gemeint. Mit der Negation
wird nach meinem bisherigen Verständnis ja nicht die Zeit mit ihrem Gehalt
aufgelöst und in die räumliche Form verwandelt, sondern sie bleibt mit ihrem
unbestimmbaren, undeutbaren Gehalt zwar nicht als Dauer aber als immer neuer
bestehen. Zu diesem hinzu kommt mit jener Negation als jene Synthese nun Raum
und der darin nun deutbare Gehalt auf der einen Seite und der entsprechend aber
in Punktform deutfähige Begriff auf der anderen Seite.
Dieser deutbare Gehalt "tritt in der "Grundform von Bestimmtheit auf
".Er bleibt aber als ein nur bestimmbarer von möglicher Unbestimmtheit
oder auch möglicher Unbestimmbarkeit.
3. Absatz
Ein neuer Begriff wurde damit eingeführt mit dem Wort "Grundform".
Gemeint ist damit die durch Räumlichkeit prinzipiell mögliche Deutbarkeit die
immer etwas Bestimmtes intendiert, auf Erfolg hin aus ist, solchen aber
verfehlen kann.
Natürlich kommt der unbestimmte Affektionsgehalt aus der Zeit
Seite 612
und er behält - etwas schwach begründet - von da her die Möglichkeit zur
Unbestimmtheit auch im Raum noch (Rechnung tragend), aber eben in der Grundform
der Bestimmtheit.
Wenn Prauss hier dann im
2. Absatz letzter Satz
von "muß" spricht, meint er aber eben nicht die Unbestimmtheit
des Zeitgehaltes quasi als "rückverlegte" Vaterschaft, insofern als
Gehalt und Gegengehalt von der ersten Stufe her bereits "gegeben"
sein könnten, sondern die Logik von Bestimmbarkeit überhaupt, die letztlich
dann sowohl von der Wirklichkeit des Objekts wie von der Richtigkeit der
Intention abhängt.
Seite 613
Im Vorverweis deutet Prauss die Tragweite dieser prinzipiellen Offenheit an, in
der gerade durch die Bestimmbarkeit auf der 2. Stufe das Urteil über
Bestimmtheit und Unbestimmtheit zwar auf einer nächsten Stufe notwendig, aber
zugleich ja auch erst möglich wird.
Die bisher schwache Begründung dieser Möglichkeit wird jetzt im 2. Absatz
und auf den folgenden 40 Seiten von ihrem "Ursprung her" angegangen.
2. Absatz
Bestimmbarkeit setzt also die mögliche Bestimmtheit ebenso wie die mögliche
Unbestimmtheit voraus, wobei die Bestimmtheit oder die Widerspruchsfreiheit den
"Vorrang" hat, das heißt bei Prauss: immer zuerst angenommen wird.
Die rein logisch begründete Struktur einer Bestimmung und zwar
1. als Unterscheidung von Anderem, wie rot gegen nicht rot und
2. als Abgrenzung gegen anderes,
wie es in der dadurch deutbaren Anschauung erst im Räumlichen möglich ist,
wobei das jeweils andere als Gegengehalt zum Gehalt dazugehört, muß eine
Entsprechung auch im Begrifflichen haben, wobei die Entsprechung aber nicht das
Räumliche als das Zugleich sein kann, als das Zugleich von Form und Gegenform,
weil Begriff wie Verstand keine räumliche Ausdehnung hat, und deswegen wie die
Zeit punktförmig ist. Das entsprechende Begriffliche müßte also irgendwie in
der Form des Zeitlichen auftreten.
Seite 614
Als Irrweg würde sich die Vorstellung erweisen, daß solche Entsprechung als ein
Zugleich von Form und Gegenform als z.B. rot und nichtrot auch im Begrifflichen
möglich wäre. Es müßte dann jeweils zusammen mit dem Widerspruch quasi als
Doppelbegriff auftreten, was aber auch dann als Zugleich nur im Räumlichen
möglich und denkbar wäre, was aber für den Begriff nicht möglich ist.
Seite 615
Begriff als das andere punktförmige Pendant der räumlichen, deutbaren
Anschauung muß also eine in anderer Weise weiter ausgestaltete Struktur des
Zeitlichen sein. Das bedeutet von der Grundstruktur der Zeit her, daß auch
Begriff im Wesen sowohl als zu sich selbigem wie auch als zu sich anderem
aufzutreten hat, weswegen sich beides eben nicht auf zwei Begriffe wie Rot und
Nichtrot wie auf zwei Punkte zu verteilen.
Letzter Absatz, 3. Satz
Was hier nicht zutrifft, bezieht sich auf "von vornherein" und jenes
"nur widersprüchlich", als Form und Gegenform als der
Widersprüchlichkeit wie in der Anschauung immer auftritt.
Ohne Zweifel ist dies sehr leicht mißverständlich formuliert, wenn anschließend
ohne genauen Rückverweis und nur mit einem "wie bereits erwähnt"
begründet, jenes dennoch dann als zwar möglich quasi wieder eingeräumt wird mit
der Einschränkung "doch nicht notwendig".
Die Problematik wird jedoch sofort umrissen, daß solche Widersprüchlichkeit
innerhalb des Begriffs nur auf Widerspruchsfreiheit beruhen könne.
Und die weitere erst allgemeine Begründung geht nun wieder aus von dem 2.
Prausschen Standbein, nämlich mit der "Herleitung" (Seite 617, 2.
Absatz) der bekannten sprachlichen Wirklichkeit als dem sichtbaren Ergebnis, -
und weniger von der Ableitung aus der Struktur des Systems, insofern nämlich,
als Bestimmtheit nur auf Widerspruchsfreiheit beruhen kann, die als Grundform
von Bestimmtheit jeder Widersprüchlicheit noch zugrunde liegen muß, weil es
sonst zu einem unendlichen Regreß käme, nämlich zur ständigen
Widersprüchlichkeit.
Seite 616
Unheimlich und zugleich faszinierend ist, daß hier am Ende einer derart
hochkomplexen Struktur schließlich eine ganz einfache Logik zum Ergebnis führt:
Daß nämlich deutbare Anschauung im Raum zur Bestimmung den jeweiligen
Gegengehalt benötigt, während der Begriff eben nur ohne einen solchen
Gegenbegriff zur Bestimmung, d.h. genauer zum Bestimmen taugen kann aber als
diese ursprüngliche Bestimmtheit nur zusammen mit Anschauung,
Gegenanschauung
nichtrot wie ein Schalter
rot Anschauung
Seite 617
und so nur indirekt als z.B. "rot" und nicht "nichtrot" den
Gegengehalt mitbetrifft, wobei Letzteres gegenüber dem genannten oder gemeinten
"rot" in den Hintergrund tritt, und zwar nicht als Gegenbegriff,
sondern nur als Gegengehalt der deutbaren Anschauung.
Seite 618
Unheimlich einfach letztlich jedoch deshalb, weil Prauss hier vom uns
vertrauten Ergebnis ausgeht, als dem wir mit dem Begriff in der Praxis eben nur
das meinen, was der jeweiligen deutbaren Anschauung entspricht, wohin wir aber
erst kommen müssen. Offen ist ja noch, inwiefern der Begriff als Bestimmung den
Gehalt und z.B. nicht den Gegengehalt oder die Abgrenzung trifft, was wir ja
durchaus alles auch formulieren können, und auch, wie solches zugeht.
Und in weiter Beziehung ergibt sich entsprechend - nunmehr wieder aus dem
System heraus - daß ein Übergang zu einem Gegenbegriff des jeweiligen
Gegengehalts, d.h. dann auch immer zu einem anderen Begriff kommen muß und dazu
Zeit benötigt, wie es der Grundform des Begriffes, dem Punkt als Nacheinander
entspricht.
Seite 619
Der erste Satz klingt wie eine Mutmaßung, - als wie es nicht anders sein kann:
nämlich, daß Begriff als dieser aktuale Punkt nur etwas innerhalb der Zeit sein
kann - und nicht nur Zeitform hat; - was sich später mit vorigem decken wird,
insofern, als Begriff eigentlich Verstand ist.
Nur daß hier, bei dieser Stufe der Prausschen Entwicklung ein wenig
mechanistisch der bestimmte also aktuale Zeitpunkt mit seinem bestimmten aber
noch unbestimmbaren Gehalt samt Gegengehalt als die Affektion durch die nur
diesen Zeitpunkt mit dieser Affektion betreffende Negation zu der Räumlichkeit
führt für eben auch nur für diese dann aber bestimmbare Vorstellung einerseits
und andererseits zugleich als Gegensatz zu dieser bestimmten Ausdehnung zu dem
genau passenden Begriff führt, der diese Anschauung bestimmen kann. Was nun als
Thema ansteht.
Prauss sagt dieses kürzer und leichter verständlich, nur daß ich hier die
Betonung sofort bereits auf den vom Ursprung her überall gleichen
Affektionsgehalt lege, was Prauss erst im nächsten Satz
Seite 620, 2. Absatz
tut.
Nun vergleicht er den unbestimmten und unbestimmbaren Affektionsgehalt
innerhalb der reinen Zeit mit dem bestimmenden oder deutfähigen Begriff, der
aber nur dadurch deutfähig ist, weil auf der Gegenseite im Raum jener Gehalt
deutbar zur Verfügung steht.
Solches Verhältnis darf man sich zur Vereinfachung als ein räumliches Gegenüber
vorstellen, was es natürlich nicht ist. Hier steht der Begriff dem Räumlichen
gegenüber! Er befindet sich also im Außerräumlichen, was eben nicht vorstellbar
sondern nur denkbar ist. Trotzdem denke ich hier an die mögliche
Gedankenübertragung, die unabhängig von jeder Entfernung ohne Zeitverzögerung
stattfindet, wie nicht anders der Mensch seit Menschengedenken das Gebet zu
einem fernen Gott im Himmel spricht, ohne auch nur im geringsten an eine
Laufzeit der Informationsübertragung zu Gott hin zu denken. Es handelt sich
also um keine weltfremde Theorie, sondern um eine uns Menschen seit immer
benutzte, vertraute Denkkonstellation. Wenn Prauss überhaupt mit einem
Standbein immer wieder von der Wirklichkeit ausgeht, die von der Theorie her
ganz unwahrscheinlich ist, nicht nur von solcher vielleicht ja fragwürdigen
Denkgewohnheit, aber grundsätzlich z.B. von der Tatsache eines möglichen
Gedankens überhaupt, dann geht er natürlich unvermeidlich von einem quasi
vorweggenommenen Ergebnis aus, das aber keinesfalls damit bloß ein
Wunschergebnis ist, sondern kaum bestreitbare Wirklichkeit. Natürlich sollten
wir uns hüten, über diesen Weg die Wirklichkeit Gottes etwa beweisen zu wollen,
sondern, wir könnten derart bestenfalls den Beweis einer Nichtexistenz Gottes
entkräften.
Unvermeidlich und kaum mehr aufzuhalten oder zu verhindern ist dagegen eine
anstehende neue Definition von Raum, Bewegung und Geschwindigkeit und zwar auf
dem Fundament der Prausschen Definition, wozu dann auch ein neues Verständnis
der Lichtgeschwindigkeit und zwar als eine menschliche Eigenschaft gehören
wird.
Dem Gedankengang könnte die Vorstellung zugrunde liegen, daß es sich jeweils um
einen Ablauf oder um jeweils einen in sich geschlossenen Vorgang handelt.
Affektion bedeutet die Summe aller Sinneseindrücke, die jedoch in der Zeit noch
unbestimmt und unbestimmbar sind und als Verstand nur erst Bewußtsein bedeuten,
- wobei man sich praktisch von einem Teil des gesamten Vorgangs ( über die
Stufen ) zum anderen keinen Zeitablauf denken darf, aber eben auch nicht, daß
es sich bei diesen Sinneseindrücken, also der Affektion bereits um gewisse
Bilder handelt, sondern, was dort an Affektion ist, werden wir nicht wissen
können. Und zwar nicht nur deswegen, wie im folgenden Absatz betont wird, weil
auf der ersten Stufe noch keine Bestimmung möglich ist, weil gewissermaßen für
die fertigen Bilder noch kein passendes Vorführgerät zur Verfügung stünde,
sondern, weil sowohl die zeitliche wie die räumliche Ebene in der Affektion
noch nicht enthalten ist, so daß wir uns Daten ohne Zeit und Raum vorstellen
müßten, was nicht geht. Ohne aber dieses Noumena zu meinen, wenn Prauss von der
Unbestimmbarkeit und Widersprüchlichkeit spricht, wäre auch die bereits in der
ersten Stufe gewissermaßen zeitlich aufgenommene Affektion, die noch
unbestimmbar ist, niemals von der 2. Stufe durch Rückschlüsse in ihrer
Unbestimmbarkeit zu erkennen, insofern nämlich, als es hier noch nicht eine
bestimmte Art von Unbestimmbarkeit geben kann.
Seite 621
Dem Gedankengang der folgenden drei Seiten legt sich nun ebenfalls
unvermeidlich eine Hilfsvorstellung zugrunde, die nur dann und zwar zu den
Zenonschen Fehlschlüssen und Widersprüchen führt, wenn sie nicht als solche wieder
zurückgenommen wird: Die ganze Entwicklung bei Prauss strebt nun immer mehr auf
das tatsächliche Objekt hin, das sich einerseits im Sinne der bisherigen
Entwicklung herausbildet, das andererseits als gelungene Deutung der Außenwelt
wahr ist. Und zwar handelt es sich um die Vorstellung von durchgehenden
Affektionssegmenten, nennen wir ein solches Segment Nr. X "Tisch, rot,
rund samt Kontext", das uns
1. aus der Außenwelt erreicht, wobei wir uns aber nicht einen roten und runden
Tisch zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort als Ursprung der
Affektion vorstellen dürfen, dessen Daten wir bekommen, sondern das unbekannte
Noumena noch ganz außerhalb von oder ohne Zeit und Raum. Die Affektion ist
weder spürbar noch wahrnehmbar noch deutbar, sie enthält aber alle
Voraussetzungen aus denen später Tisch und Nichttisch, rund und nichtrund, rot
und nichtrot gebildet werden kann.
2. 1. Stufe in Form von Zeit: Diese Affektion wird nun quasi in einen Zeitpunkt
verpackt, womit ein Bewußtsein als Ich und Nichtich entsteht, aber noch ohne
Vorstellung von einer Außenwelt sondern nur von "Ich" als
"wirklich werden Wollen und nicht Können", wobei dieses
"nicht" ein erstes "Nichtich" ist.
3. 2. Stufe, a in Form von Raum und Zeit: Die Affektion erhält durch die spezifische
Negation Räumlichkeit und als solche erst auch Zeitlichkeit in Form von Jetzt
und zwar noch immer erst als deutbare Anschauung als Möglichkeit einer
Außenwelterkenntnis.
4. 2. Stufe, b in Form von Zeit als Gegensatz zu Raum: Zugleich wird die gleiche
zeitverpackte Affektion durch die gleiche Negation auch noch zu Begriff.
5. 3. Stufe: Bei einer gelungenen Deutung dann zu der Erkenntnis: "Dies
dort an jenem Ort und zum jetzigen Zeitpunkt ist ein roter, runder Tisch."
Dieses Segment Nr. X bestehend aus 1. bis 5. hat also eine
Affektionseinheit, ein Bewußtsein, eine Zeit und einen Raum und verschwindet
nach einem solchen Vorgang, um von einer neuen Affektion Nr. Y samt einem neuen
Vorgang Nr. Y abgelöst zu werden.
Mit solcher Vorstellung wird die widerspruchsfreie Zuordnung einer
deutbaren Vorstellung zu einem deutfähigen Begriff logisch verständlich, denn
für diesen Begriff kann es praktisch gar keine andere Vorstellung geben und für
diese Vorstellung keinen anderen Begriff.
Im Sinne dieser Hilfsvorstellung müssen wir auch die Formulierung "mit der
Zeit einhergehend" verstehen, wobei wir die Segmentierung jedoch
spätestens vom Nr. 2 an wieder zurücknehmen müssen, falls wir nicht
widersinniger Weise das Vorzeitliche bereits in Zeitsegmente einteilen
wollen. Anschauung
Raum Rot Nichtrot
622
Zeit quer der Schalter
rot
zweite Stufe Begriff 3. Stufe
Seite 623
Entsprechend wird von Prauss denn auch jener Doppelpunkt zurückgenommen, den
ich als Kennzeichnung für den Begriff genommen hatte: Als nur ein Punkt
bedeutet dieses, daß mit der Negation der Zeit Zeit zu Raum auf der einen Seite
Zeit zu Begriff auf der anderen Seite wird.
2. Absatz.
Die Auflösung, die man irgendwie nicht anders erwartet hat, und eigentlich viel
komplizierter strukturiert ist, vereinfacht sich durch eine neue Formulierung,
die allerdings ein Umdenken erfordert. Wenn bisher "jeweils Raum und
Gehalt mit Zeit einhergeht", geht nun das negierte Zugleich der Zeit - und
zwar als Begriff, - mit der negierten Ausdehnung der Zeit (als Nichtzugleich),
also dem Raum (als Zugleich) einher: also dem immer neuen Raumgehalt ein immer
entsprechend neuer Begriffsgehalt.
Somit vollkommen zurecht "geht jetzt Zeit mit Raum einher" -
natürlich weiterhin mit der Einschränkung, daß solches eine Hilfsvorstellung
ist.
Seite 624
Begriff als Punkt schließlich nur noch als mit sich selbiger, - mit Raum
einhergehender.
2. Absatz
Zeit, Raum und Begriff nunmehr als Einheit und somit auch nicht mehr als
Vorgang.
Seite 625
1. Absatz
Wie sieht in dieser komplexen und nun mehr statisch zu verstehenden Struktur an
jeder Stelle der Gehalt aus? "Denn daß Gehalt in bloßer Form von Zeit nur
unbestimmt ist, liegt gerade daran, ************, daß er wie sie selbst nur
ebenso entsteht wie vergeht, indem er wie sie selbst nur Nacheinander bildet,
sprich: nur aktualen Punkt mit aktualer Ausdehnung ineinem oder aktualen Punkt
als mit sich selbigen wie zugleich als zu sich anderem
************".
In der Gesamtstruktur erscheint dann durch die Negation der Gehalt praktisch
als Mehrfachpiegel- oder Prismabild und wird dadurch erkennbar oder deutbar.
Was im Folgenden genauer und vor allen Dingen in Relation zu bestehenden
Theorien aufgeschlüsselt wird.
Wichtig ist mir dabei vor allen Dingen, daß nun die Begriffe "Punkt"
und "Negation" nicht mehr derart mathematisch und geometrisch
erscheinen, die als solche leicht mißverständlich und überstrapaziert wirken,
sondern nun eher wie Scheide- oder Bruch- oder Projektionsstellen als logische
Folgerungen oder Funktionen wirken.
2. Absatz
Genau dieses wird hier nun konsequent angewandt: Der so also räumlich
gestalteten Anschauung z.B. von Rot und dieses dort getrennt von Nichtrot,
tritt nun in Zeitform der passende Begriff "rot" gegenüber und zwar
zugleich als unpassender, nicht gemeinter, entsprechend und zwar zeitlich
"gesondert" von Nichtrot der gleichen Anschauung als dem dafür
notwendigen anderen Begriff, und ist damit als rot bestimmbar, wenn man das
Rote meint. Natürlich fehlt zur letzten Bestimmung nun die 3. Stufe.
Worauf es hier jedoch vorerst ankommt, ist die widerspruchsfreie Bestimmbarkeit
und noch nicht die Bestimmung selbst, - wie es auf Seite 527 im 1. Absatz
ausgeführt wird.
Seite 526
Neu ist die Formulierung, daß Begriff nicht nur in Zeitform sondern als Zeit
auftritt.
2. Absatz
bis hierhin ist alles klar und schlüssig, wenn man voraussetzt, wie ich es tue,
daß erst auf einer 3. Stufe durch die Intention recta entschieden werden muß,
was ich von Anschauung und Gegenanschauung begrifflich meine.
Widersprüchlich - nämlich ohne solche Voraussetzung - ist diese Zuordnung
insofern, als das Zugleich von Anschauung und Gegenanschauung im Raum ja mit
der gleichen Zeit und dem gleichen Gehalt des Begriffs in Zeit und Punkt
auftritt, so daß bei einer zeitlichen Unterscheidung und damit Trennung der
Begriffe für Gehalt und Gegengehalt jeweils mindestens 2 Begriffszeiten für die
eine gleiche d.h. entsprechende, räumliche Anschauung bestünden, - in der
Praxis dann aber viel mehr, weil der gesamte Kontext begrifflich jeweils
einzeln meinbar ist. Das heißt, daß letztlich das, was ich erkenne, nicht nur
passiv durch jene Affektion mit mir geschieht, sondern und zwar nicht nur durch
mich in Zeit und Form und Gehaltweise, wie Farbe, Temperatur, Geschmack erst
gestaltet wird, sondern durch den Begriff als Zeitpunkt von allem gesondert auf
der nächsten Stufe aktiv gewollt erkannt wird, wie es "intentio
recta" beinhaltet.
Seite 627.
Unabhängig davon, daß solches ungenannt noch irritieren könnte, behält der
letzte Abschnitt der vorigen Seite mit dem 1. Absatz dieser Seite seine
ungeheure, copernikanische Wucht: Denn erst jetzt erscheint die Zeit und zwar
mit dem festen Bezug zum Raum und durch den festen Bezug zur Anschauung im Raum
als Begriff und Zeitpunkt oder mit dem Begriff in der Wirklichkeit oder als
vertraute Wirklichkeit oder Gegenwart, einer Zeit, die wie Prauss im letzten
Satz ausführt, natürlich in der "intention obliqua" als abstrakte
nicht erfahrbare als ursprüngliches Fundament als Bewußtsein der 1. Stufe schon
"von .Anbeginn " thematisiert ist.
2. Absatz
Aber in dieser Zeit ist neben dem Begriff und neben dem aus ihr durch diese
Negation bestehenden Raum mit deren jeweiliger Zuordnung
"Rotanschauung" zu "Rot-Begriff" zugleich immer noch auch
der Gehalt in der ursprünglichen Unbestimmbarkeit als das Gegebene enthalten.
Daß der Gegenstand als wirklich anderes als Anschauung und Begriff dann rot,
rund und Tisch ist, klingt natürlich sehr ungenau und mißverständlich und wird
später als "das Objekt" sicher noch genauer bezeichnet. Gelten lassen
kann man, daß der Gegenstand etwas anderes ist als Begriff und Anschauung,
worum es hier auch geht, als das nämlich, was beiden gemeinsam als das in
Anschauung und durch Begriff Deutbare.
Die Lösung, daß beide Punkte zusammenfallen, ist die bestdenkbare Formulierung:
wo oder wie sollten zwei Punkte bestehen? Klar ist, daß zugleiche beide
Funktion oder Eigenarten erhalten bleiben müssen. Und so muß man sich dieses
"vor" und "hinter" weder räumlich noch zeitlich denken,
sondern vielleicht prismaartig als Scheitelpunkt; wie ja auch Punkt und die
räumliche Anschauung nicht räumlich oder zeitlich voneinander getrennt sind,
was ja einen zusätzlichen Raum oder/und eine zusätzliche Zeit erfordern würde,
sondern sie sind realiter nur logisch unterschieden.
Seite 628
2. Absatz
Genauer ausgedrückt finden wir dieses hier im 1. Satz: "daß aus ihm
Gegenstand" für beides "wird", und nicht etwa bereits dort als
das nur aufzufindende vorhanden wäre. Natürlich geht man auch von einer
noumenaischen Wirklichkeit aus, die, wenn auch nur im Kleid unserer Wahrnehmung
erkennbar, aber doch bereits dort und jetzt irgendwie ist, selbst wenn wir auch
das Hier und Jetzt streichen, so doch in Bezug als Lebenkönnen vor, in oder um
uns ist.
3. d.h. Letzter Absatz
Beim Leser mag hier auch weiterhin der Eindruck entstehen oder bestehen
bleiben, als habe er vielleicht etwas im Vorigen nicht verstanden oder
überlesen: Wieso nämlich Prauss so sicher bereits von unlösbarer Zuordnung
sprechen kann, wo doch die sichere Zuordnung noch gar nicht klar ist, daß mit
dem Begriff der Gehalt z.B. "rot" und nicht der in der gleichen
Anschauung ebenfalls enthaltene "Nichtrotgehalt" unlösbar verbunden
ist, den ich ja durchaus auch meinen kann, und der dann ja nicht mit dem
gleichen Begriff "rot" unlösbar verbunden sein dürfte.
Daß für Prauss dieses nicht als Problem besteht, liegt einmal natürlich an dem
bisherigen Verlauf der Entwicklung, in dem es ganz klar ist, daß das Gemeinte
gemeint ist, nämlich "rot", was sich im späteren dann auch
thematisieren wird. Nur unter dieser Voraussetzung fügt sich die ganze
Deduktion nahtlos und genial aneinander.
Wenn dieser Absatz dann auch noch den Eindruck erwecken könnte, als enthielte
er nichts weiter als eine weitere Variation des bisher bereits 10 Mal gesagten,
ja vielleicht sogar noch der, als wolle Prauss eine bestehende Unsicherheit
durch Widerholungen totstampfen, so ist der Eindruck ganz falsch, weil mit ihm
übersehen würde, daß Prauss ganz im Gegenteil mit Gewalt und geradezu
offensichtlicher Ungeduld auf einen neuen Gesichtspunkt hinaus will, der ihm
praktisch unter den Nägeln brennt, und den er mit dieser neuen Formulierung
dieses letzten Absatzes quasi so recht in die Zange nehmen möchte. Sicher
besteht hierfür auch die Schwierigkeit der Formulierung, wie die vielen
Kursivbeihilfen zeigen. Gerade diese im Gegenteil drängende Ungeduld ist es
denn auch zum anderen, die ihn hier für die mögliche Unsicherheit des Lesers
blind macht, so daß Prauss den sonst üblichen Verweis z.B. auf ein späteres
Kapitel vielleicht deswegen ausläßt. Vielleicht aber auch, weil diese
Problematik indirekt genau in diesem Absatz ja mit thematisiert wird, wenn
nämlich das "Andere" (11. und 12. Zeile von Unten) als der "gemeinsame
Bezug" von Begriff und Anschauung, als "intentio recta" (letzte
Zeile)
Seite 629
als die Überschreitung der Innenwelt als Anschauung und Begriff zur Außenwelt
als das gemeinte Objekt in der Gedankenführung mit enthalten ist. Im letzten
Absatz der vorigen Seite wird zugleich noch eine Klarstellung ausformuliert,
die von ganz grundsätzlicher Bedeutung ist und wegen der Vielschichtigkeit
dieses Absatzes leicht zu überlesen ist: Begriff als Zeit und deutbare
Anschauung als Raum sind Formen des Gehaltes, keinesfalls aber der Gehalt
selbst, - weder einzeln noch gemeinsam, etwa als Summe, obwohl nur beides
zusammen eine spätere Deutung des Gehalts ermöglichen, obwohl beide zusammen
die Voraussetzung für eine Deutung bilden. Was aber ansteht ist auf dieser
Seite 629, daß der Begriff keineswegs etwa wie im Lexikon immer schon
bereitsteht und nur auf eine passende Anschauung wartet, worauf er passen
könnte, bis dahin aber nur ein Begriff ist wie "Gott" (Seite 630)
ohne empirisch wahrnehmbares Objekt.
Ursprung solcher Mißverständnisse mag sein, daß die Bedeutung von Bedeutung,
Begriff, Wort, Verlautbarung, Sprache und Schrift nicht klar genug definiert
ist, wie es bei Frege zum ersten Mal in der für ihn noch unauslotbaren Tiefe
begonnen wurde. Ohne solche Definition, die hier bei Prauss ebenfalls noch
aussteht, sollte man vorsichtiger Weise zuerst nur davon ausgehen, daß im
Lexikon nur Druckerschwärze auf Papier und genaugenommen nicht einmal Schwärze
zu finden ist. Mit dem punkt- und zeitförmigen Begriff kann gleicherweise keinesfalls
eine bestimmte Reihenfolge von Buchstaben gemeint sein, und auch nicht der
Klang oder die entsprechende Reihenfolge bestimmter Vokal- und Kehllaute.
Wenn im 2. Absatz davon die Rede ist, daß Begriffe nicht analytisch, wie von
Kant behauptet, sondern synthetisch hervorgehen oder kommen oder entspringen,
wie von Praus deduziert, kann das immer nur in Bezug oder als der Bezug auf das
mit ihnen Gemeinte gemeint sein. Daß nämlich hier aus Gehalt und Zeit gebildet
und zugleich gesondert von räumlicher Ausdehnung und trotzdem nur in unlösbarem
Zusammenhang mit der aus Raum und dem gleichen Gehalt gebildeten und damit
deutbaren Anschauung der Begriff nur als hochkomplexe Form eben nur synthetisch
sinnvoll verstanden werden kann und als Begriff tauglich ist, ist inzwischen
einleuchtend. Analytisch würde eben nicht z.B. der "Tisch", sondern
bestenfalls als intentio obliqua die Entwicklung der vorigen 629 Seiten
resultieren können, in der "Tisch" nur als beliebiges Beispiel
genommen wurde, aber eben als ein beliebiges. Rein verstandesmäßig nämlich ist
die Praussche Deduktion als Analyse.
Seite 630, 3. Absatz
Ein neuer Aspekt taucht auf, wenn Prauss von zwei Arten von Begriffen spricht,
einer Unterscheidung, bei der die erstere Art, der bisher gemeinte empirische
Begriff, nur über die Anschauung Bezug auf ein Objekt hat und auch erst durch
die Anschauung entsteht, während es sich bei der anderen Art eben
"nur" um ein Wort handelt, auf dessen Art der Herkunft und Funktion,
- der "Idee allenfalls" noch nicht eingegangen wird.
Seite 631
Wenn der nicht unberechtigte Eindruck entsteht, daß solche Einführung einfach
einer anderen Begriffsart recht unvermittelt und nur so begründet erscheint,
weil diese ganz und gar nicht in die bisherige Entwicklung und auch nicht in
das System paßt, dann hat man übersehen, daß Prauss, wie gesagt, schon seit 3
Seiten ungeduldig zu der längst fälligen Auseinandersetzung mit der uralten und
insbesondere der Kantschen Aussage anhebt und sich damit unter Fachleuten weiß.
Und der letzte Satz zur nächsten Seite zeigt in Zusammenhang mit den Fußnoten,
daß selbst in die psychisch/physische Argumentation hinein das Praussche System
Hand und Fuß hat, weil nämlich eben auch als bestehendes Wort benutzt im Falle
des Nichtgelingens einer Intention, Deutbarkeit und Deutfähigkeit niemals
Eigenschaften eines Wörterbuchs sein könnten, die entscheiden könnten, ob etwas
nun rund oder oval, ein Tisch oder ein gemaltes Bild von einem Tisch ist. Es
ist ja gerade die Erfahrbarkeit eines Gelingens wie genau auch eines Mißlingens
von Deutung, wodurch das Empirische des Begriffs gegeben oder bestimmt ist.
Seite 632, 2. Absatz
Gibt eine Erklärung, wie nichtempirische Begriffe gebildet werden: nämlich so,
als wären sie empirische Begriffe und als bestünde dort ein empirisches Objekt
im Raum.
Und nun, wie unvermeidlich, die Auseinandersetzung nicht nur mit bestehender
Philosophie, die für den Laien in der Tragweite und öffentlichen Brisanz kaum
zu ermessen sein dürfte, sondern es beginnt jetzt quasi als eine Art
"Anwendung", die zugleich Prüfung oder ein Probieren des Prausschen
Systems ist einerseits, damit aber ebenfalls zugleich eine Prüfung aller
bestehenden Denkgewohnheiten andererseits, und nicht nur Prüfung, sondern
Überprüfung mit neuen Kriterien und ist damit nichts weniger als eine
Revolution.
Anders und im Alltagsverständnis und leicht mißverständlich formuliert erleben
wir auf den folgenden Seiten den Beginn der Anwendung eines neuen
Weltverständnisses, was aber insofern mißverständlich ist, als wir unsere
gewohnte Schulweisheit, die ja in der Tat als Grundlage unseres Denkens und
Handelns ganz reale und damit quasi wertfreie Wirklichkeit ist, als Maßstab für
die Richtigkeit des neuen Prausschen Denkens nehmen könnten oder sollten. Und
ohne Zweifel unheimlich und schwindelerregend ist es, wenn die oft doch recht
verstiegen wirkende hochkomplizierte Theorie nun im gewohnten
Geometrieunterricht um einen angemessenen Platz zu kämpfen scheint, als müsse
sie sich jetzt an der "Wirklichkeit" messen lassen. Noch elementarer
erscheint genau dieses ohne Zweifel schwindelerregend, wenn wir diese
philosophische Theorie über Empirie in den empirischen Alltag hineinverlegen,
wo wir den lichten, farbigen Raum außer uns sehen und denken, wo wir die
Zeit über unsere private Lebenszeit als hinausgehend und von vor unserer
Zeit herreichend erleben, und nun denken sollen, daß Licht und Raum und Farbe
wie auch Zeit und Ewigkeit nicht außer uns ist. Und daß auf diesem Hintergrund
nicht unsere Schulweisheit die Gültigkeit der Prausschen Gedanken messen
könnte, sondern daß umgekehrt unsere Alltags- und Schulweisheit auf den
Prüfstand gerät.
Wenn die Gegenargumentation zur bisherigen Theorie des Zweiecks ohne Wissen um
den philosophiegeschichtlichen Hintergrund als 1. Beispiel geradezu unpassend
scheint, als zudem die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten auch auf einer
Kugel eine einzige Gerade ist, nämlich nur durch diesen Kugelraum hindurch und
nicht - eben krumm - zweifach auf der gekrümmten Oberfläche der Kugel, es sei
denn unter "künstlichen" Voraussetzungen einer nichteuklidischen
Geometrie, die "künstlich" beliebig sein können, so betrifft aber -
abgesehen von jenem Philosophenstreit - die ganze Argumentation die ungeklärte
Grundlage unserer Schulgeometrie, die Prauss auf Kant zurückführt.
Seite 636
Noch immer hoffe ich, daß Prauss seine Entwicklung der drei Dimensionen im Zuge
der weiteren Argumentation weiter auszuführen gezwungen wird. Aber ganz ohne
solches ergibt sich eine neue und sinnfällige Definition der Geraden überhaupt,
und man ahnt eine Widerlegung der seit Euklid und Archimedes (Seite 634, 2.
Absatz) gültigen und in sich widersprüchlichen Definition durch die Praussche
Begriffs- und Anschauungstheorie:
Die Gerade ist die räumlich eindimensionale Ausdehnung, die ihre Richtung
beibehält.
Seite 637, 3. Absatz
Der Vorwurf der Zirkelhaftigkeit, als eine Gerade immer auch eine bestimmte
gerade Richtung haben müsse, wobei durch "Richtung" die Gerade
bereits vorweggenommen sei, ist insofern unberechtigt, als bei Prauss dabei
nicht von einer Richtung die Rede ist, die eine Gerade hat, was natürlich
zirkelhaft wäre, sondern, die sie beibehält, wobei der Gegengehalt eben nicht
diese Richtung oder eine andere ist, sondern viel grundsätzlicher das
Nichtbeibehalten einer Richtung.
Obwohl hier diesem Begriff ganz normal eine Vorstellung entspricht, spürt man
bei dieser elementaren Bezeichnung mit der Prausschen Definition im Ohr, die
Punktartigkeit oder Zeitförmigkeit des Begriffes in der
"Beibehaltung" ebenso wie die erst in der Anschauung mit dem Begriff
zugleich oder in Korrelation entstehende Räumlichkeit der Linie überhaupt.
Seite 639 bis 645
In der nun wieder überraschenden Schlüssigkeit einer ganz neuen Definition
geometrischer Realität, zu der nun auch die Entwicklung der drei Dimensionen
wieder zur Sprache kommt, passen die Prausschen Strukturen wie ein Puzzle, als
sei die Geometrie dazu passend gemacht worden, - was natürlich einerseits
wiederum auf den Gedanken aufmerksam macht, daß sowohl Geometrie wie auch die
menschliche Logik über sie Produkte der gleichen Gattung intelligenter
Lebewesen sind, und daß sie eben deswegen passen, - andererseits kann jene
Logik über Geometrie trotz allem fehlerhaft sein, wie Prauss auf solche Fehler
aufmerksam macht, die seit 3000 Jahren meist unerkannt und unverstanden eben
auch dieser Gattung entspringen, - und sie können typische Gattungsfehler sein.
Was eine Richtigstellung nun im Wesen d.h. im Sinne von Wahrheit bedeutet,
nämlich in diesem Sinne Übereinstimmung von Wesen und Denken herstellen, oder
ob nicht mit einer solchen Richtigstellung, wie sich ja z.B. die gesamte
"Aufklärung" als Prozeß von Richtigstellung verstand und bis heute
versteht, vielmehr nur eine Veränderung des menschlichen Wesens geschieht, was
ebenfalls ohne Zweifel seit den vergangenen 300 Jahren der
"Aufklärung" zu beobachten ist, deren Dynamik ohne Zweifel auf
handfeste Denkfehler beruht, wie Prauss heute feststellen kann. Und dieses,
ohne daß Prauss eine solche ja ohne Zweifel positive Entwicklung bestreiten
würde noch verhindert haben wollte.
Ersehen läßt sich jedenfalls, daß sich mit Prauss nicht ein Ende der
Philosophie abzeichnet, sondern im Gegenteil als der Ausweg aus einer Sackgasse
vielmehr der angedeute Beginn mit ganz neuen Aspekten.
Daß der Punkt in der eindimensionalen Ausdehnung nur eine gerade Richtung hat
und nicht die Richtung ist und demzufolge zur Gattung eindimensionaler Linie
oder zum eindimensionalen Raum gehört und in jedem Punkt die Art der krummen
Linie selbst ist, ist vieles auf einmal: Daß aber beides die Gerade und die
Krümmung, ersteres als Verständnis und letzteres in der Wahrnehmung keinen
Widerspruch bedeutet, ergibt sich aus der Herleitung der Dimensionen: daß
nämlich überhaupt die Bildung des Raumes in der Anschauung durch die Negation
der Zeit nur einen euklidischen Raum ergeben kann, deren Dimensionen nur gerade
zu denken und nur so überhaupt sinnvoll sind, als die Form, in der dann die
Anschauung meist oder nur gekrümmte Formen überhaupt wahrnehmen kann.
Und nun kommen endlich Aspekte, die in der Entwicklung der Dimensionen bereits
hätten genannt werden müssen und auch hier noch- wie nicht anders in der
Fußnote 35 - einer Erweiterung bedürfen, die sich aber immerhin bereits erahnen
läßt: wie das immer gedachte 90Grad-Verhältnis der Dimensionen zueinander
Voraussetzung für die unendlich vielen Richtungen einer Krümmung ist: wobei als
die Voraussetzung unendlich vieler Richtungen euklidischer Raum eben nicht von
Geraden aus gedacht werden darf, wie sie bei einem Würfel, der immer nur ein
Körper innerhalb des Räumlichen sein kann, zur Definition der drei Dimensionen
benutzt werden, und wobei die 90 Grad der aufeinanderstoßenden Kanten nur
zufällig oder nur im Sonderfall des Würfels bestehen, sondern als "Ausdehnung
ohne Richtungsänderung". Hierbei kann die "Ausdehnung ohne
Richtungsänderung" eben nicht als Länge und entsprechend nicht als
endliche Länge gedacht werden, wobei dann für die nächsten Dimensionen
praktisch auch kein Platz d.h. nichts anderes denkbar ist, als nur die
euklidische nichtendliche Ausdehnung, - und zwar auch nicht statisch, sondern
als immer geschehende Negation des Punktes oder des Nichtausgedehnten innerhalb
der Zeit.
Der letzte Satz des 2. Absatzes wäre als Grundsatz der Empirie überhaupt natürlich
überfordert und ist auch so nicht gemeint, sondern nur zur Erklärung des
Geraden als das immer für alles Krumme, d.h. für jede Wahrnehmung bzw.
Anschauung vorausgehende Apriori des Räumlichen, das eben ein euklidisches ist
und entsprechend kein anderes sein kann.
Seite 640
Anschauung in solchem Raum nämlich der Krummen mit Begriff als dem
entsprechenden Pendant ist empirische Bestimmung, während der Hintergrund,
nämlich der nicht wahrnehmbare Raum in der Geradheit der Ausdehnung eben
nichtempirisches, d.h. nur philosophisch zu verstehende Fundament jeder
Wissenschaft sein kann und muß.
2. Absatz, 2. Satz
Leicht zu überlesen: "So sind Begriffe wie 'Gerade' letztlich nur Begriffe
dessen", die aktual wie auch das Krumme dadurch auftritt, daß es deren Richtung
selber aktualisiert "und damit auch im Gegensatz zu ihnen beibehält."
z.B. als Tangente oder eben als ideale Gerade. Nichtempirische Begriffe wie
"Gerade" (aber eben nicht alle nichtempirische Begriffe, - was einer
weiteren Ausführung bedarf, die wahrscheinlich auf den nächsten Seiten im
folgenden Kapitel zu erwarten ist.) erhalten ihre elementare Bedeutung durch
das Grundverhältnis von Räumlichkeit und Zeitpunkt als Begriff.
Zurecht werden hier neben Kant David Hilbert und Gottlieb Frege genannt. Denn
es geht hier im Grunde nicht um Geometrie, sondern bereits mit dem Blick auf
das nächste Kapitel um "ursprünglich bestimmte Begriffe" (wenn
dieses auch in solcher Formulierung in der 3. Zeile der Seite 640 in einem
anderen Sinne gemeint ist, nämlich mehr in dem der ursprünglichen
Bestimmtheit,) anschaulich zumindest soweit, als gerade bezüglich des
abstrakten Raumes und wohl auch der Zeit das gegenseitige
Abhängigkeitsverhältnis von Begriff und Anschauung fast greifbar zu erkennen
ist, weil es sich nämlich dabei um die Aufbaustücke jeder Anschauung selbst
handelt.
Dies würde sicher klarer wenn auch breiter formuliert sein, wenn solche
Gedanken über eine Sprech-Schreibautomatik in den Komputer gesprochen würden.
So ist Linie nur als Länge im Raum anschaulich, in solcher "ursprünglichen
Begrifflichkeit" dann eben als eindimensionaler Raum selbst. Obwohl Prauss
nicht ganz dieses meint, wäre im vorletzten Satz des 2. Absatzes
"sinnvolle nichtempirisch reine Anschauung" das entsprechende
Pendant.
Seite 641
So sehr einsichtig ist, daß die Definition einer Geraden als die kürzeste
Verbindung zweier Punkte nicht mehr als eine Verlegenheitsverabredung ist, - wo
und wie sollte ein Anfangspunkt sein und in welcher Weise sollten beide
festgelegt sein, was ja eine Voraussetzung wäre, und in welcher Art sollte eine
Gerade dort beginnen und mit welcher Struktur der Richtung, und wie will man
längere und kürzere Längen miteinander vergleichen, um die kürzeste
herauszufinden? - kann dort natürlich nicht von Anschauung und viel weniger von
Anschaulichkeit die Rede sein, selbst wenn man sich eine straff gespannte
Schnur vorstellt; die Raumkrümmung am Beispiel einer Kugeloberfläche als
Gegenargument dagegen kann meines Erachtens eher verwirren, weil man versucht
sein könnte oder gerade darauf fixiert wird, daß gerade als Schnitt durch die
Kugel eine kürzeste Verbindung die Gerade sein würde. Während die kürzeste
Verbindung in sich weit ab von einer grundsätzlichen oder logischen Analyse
unserer räumlichen Anschauung nicht nur diesen Raum bereits voraussetzt und
darin setzbare Punkte, sondern vor der Geraden bereits die Länge als ein
abgeleitetes weil gemessenes oder zu messendes Kriterium, wozu schließlich noch
ein Instrumentarium gedacht werden muß.
Prauss bezieht sich hier aber zurecht auf eine reale Praxis des Geometrie- und
Wissenschaftsbetriebes, den ich natürlich nicht kenne.
Seite 642
Und in der Tat ist selbst bei der Vorstellung des gekrümmten Raumes die
"Krümmung" ein abgeleiteter Begriff, nämlich auch dann vorstellungsmäßig
wie begrifflich immer an einer Geraden gemessen, wie der Ausdruck Krümmung sich
schließlich auf die Gerade bezieht als nicht gerade.
Seite 644
Daß Prauss scheinbar doch die Vorstellung hat, daß hier im Apriorischen, rein
Logischen die Begrifflichkeit und die Anschauung "ursprüngliche
Begrifflichkeit" dann eben als eindimensionaler Raum bei der Geraden oder
als Punkt der Zeit selbst zu entsprechend "sinnvoller aber eben
nichtempirisch reiner Anschauung" gehört aber als Sonderfall, läßt vermuten,
daß er auf eine entsprechende Definition der rein logischen Wissenschaften als
Sonderfall und von da aus vielleicht sogar als Grundlage jeder anderen
Wissenschaft zusteuert.
Seite 645, 1. Absatz
Solcher Punkt, von dem eine kürzeste Verbindung zu einem anderen auszugehen
hätte, besteht dabei als Vorstellung nicht allein als Raumpunkt, sondern ebenso
und zwar in Abhängigkeit, und zwar in gegenseitiger Abhängigkeit von dem
Begriff "Punkt", der eben kein Raumpunkt ist, sondern der nur als
Begriff in Form der Zeit einen solchen Punkt überhaupt nur setzten könnte.
Derart sind dagegen in diesem "reinen" Grenzbereich Linie, Fläche
oder Körper zwar keine Punkte als Anschauung aber jeweils in gleicher
Abhängigkeit als die Begriffe "Linie", "Fläche" oder
"Körper" in Form von Punkt zugleich Zeitform.
§ 22, Ursprung und Wesen der Sprache
Seite 645
Vor solchen Ansätzen einer Wissenschaftstheorie und vielleicht ganz ohne solche
Ambitionen - wenn man nicht Wissenschaft als die ursprüngliche Sprache
definieren will, - ist im Folgenden als Conclusion des Bisherigen das
Verhältnis von Anschauung und Begriff als Ursprung und Wesen der Sprache in der
bis hierher überraschend und genial passenden und auch einsichtigen Struktur
zusammengefaßt.
Aus der Art der Zeitstruktur ergibt sich und erhält sich dadurch durch die
Negation die Art von Anschauung als Raum und Begriff als Punkt: Raum entsteht
aus "Punkt als zu sich anderem" und Begriff aus "Punkt als zu
sich selbigem".
Im letzten Absatz setzt Prauss zu einer Vertiefung des Verständnisss an. Denn
die Einsichtigkeit, daß aus Punkt als zu sich anderem dann Raum wird und aus
Punkt als zu sich selbigem der eindeutige Begriff wird, resultiert, wie schon
gesagt, letztlich aus dem 2. Standbein der bisherigen Argumentation, insofern,
als wir als die Ergebnisse
1. bei der Negation des "Punktes als zu sich anderem" zu dem Raum zu
gelangen, und
2. bei der Negation des "Punktes als zu sich selbigem" zu dem Begriff
zu finden,
eigentlich dadurch so plausibel ist, weil wir (bzw. Prauss) von dem Raum und
Begriff ausgehen, den wir als unsere alltägliche Wirklichkeit und Erfahrung
kennen.
Und es ist eine im Grund logische Arbeitsweise, Schritt für Schritt zu
verfolgen und entsprechend das System zu vertiefen, wie es weiter in Richtung
"nur noch vom System her" verständlich zu unserer alltäglichen
Erfahrung erst kommt.
Die neuerliche Infragestellung bedeutet also, daß das Gewicht der Argumentation
vom 2. Standbein auf das erstere, also auf das philosophische System weiter
verlagert wird.
Seite 646
Der in der Tat reichlich überstrapazierte Begriff "Negation", durch
den aus einem etwas anderes wird, nämlich aus dem Nacheinander des "zu
sich anderem" der Zeit ein Nichtnacheinander des "zu sich
anderem", woraus der Raum resultiert als ein immer wieder in alle
Richtungen (bei Prauss durch mehrfache Negation) praktisch vor sich selbst
davongelaufener Punkt, der als Zugleich dann die räumliche Ausdehnung ergibt,
wobei die entsprechende Negation für die andere Wesenheit des Zeitpunktes, der
von Prauss "als mit sich selbiger" gekennzeichnet ist eben nicht auch
Raum werden kann, sondern in Korrelation zum Raum Begriff.
Und nicht anders der in gleicher Weise leicht als überstrapaziert erscheinende
Begriff "Punkt", wird wohl kaum ersetzbar sein, erfährt jedoch im
Laufe der nun ansetzenden weiteren Deduktion eine Stabilisierung in dem Sinne,
daß er als Begriff zunehmend die Funktion einer logischen Funktion erhält.
Natürlich wird sich jeder gefragt haben, ob es sich bei dieser Zeitdefinition
mit der folgenden Negation zu Raum und Begriff um eine Deduktion oder nicht
vielleicht um eine geschickte Konstruktion handelt. Aber wie auch immer, selbst
wenn Konstruktion statt Deduktion, würde "geschickt" nicht falsch
bedeuten im Sinne eines Falschspielers, sondern eher Phantasie bei der Lösungs-
und Auswegsuche aus einer Sackgasse, in die uns Cartesianismus wie dogmatischer
Empirismus nachweislich hineingeführt haben. Im Gegenteil ergibt die Praussche
Systematik bisher bereits nicht nur Antworten auf bis heute ungelöste
Widersprüchlichkeiten, sondern zugleich Ausblick auf ein dann in der Tat
emanzipiertes neues Welt- und Menschenbild. Und dieses ist nicht nur für
Philosophie, Wissenschaft und Technik, sondern nicht minder als längst
erforderliche Antwort auf Fundamentalismen, auf Ratlosigkeit in den Theologien,
und nicht zuletzt in einer zunehmend künstlich gestalteten Welt eine
unentbehrliche Grundlage für die Frage nach der Qualität der Gestaltung als
erweitertes Kunstverständnis.
Negation als logische Funktion ist natürlich korrekt und ergab sich aus dem
einfachen Vergleich des Außereinander der Zeit mit dem Außereinander des
Raumes.
647 bis 661 3. Absatz
Sinn der auf diesen folgenden 14 Seiten engen Zusammenfassung ist es, die
beiden Begriffe Verstand und Sinnlichkeit (deren Praussche Definition sich von
Kant wesentlich unterscheidet, wie wir gesehen hatten;) nun nachträglich in
alle Formulierungen der 2. Stufe des Systems einzufügen, was zugleich auch der
Nachweis bedeutet, daß sie sich mit seiner Definition nahtlos einfügen lassen
und in keinem Widerspruch zum zuletzt entwickelten Systemteil liegen und, wenn
auch ungenannt, immer mitgemeint waren und nun beim Übergang vom reinen Begriff
zur Sprache in den Vordergrund treten.
Während nämlich die Begriffe "Punkt und Außereinander", "Raum
und Zeit", "Negation", "Länge" immer deutlicher
vielleicht als sog. reine Begriffe zu rein logischen Funktionen wurden, führen
die beiden Begriffe Verstand und Sinnlichkeit zurück zu dem Aspekt menschlicher
Fähigkeit, nämlich die der lebendigen Sprache, was Prauss denn auch zurecht die
erkennbare Oase nennt am Ende einer Durststrecke durch die Wüste der doch rein
logischen Deduktion, was aber eben nicht bedeutet, daß wir zu Begriffen kommen,
Seite 661 3. Absatz
wie schon zu Seite 629 ausgeführt, die in ihrer Bedeutung lexikalisch
festliegen, oder nach Prauss, wie Messer, Gabeln, Löffeln in einem Schubfach.
In neuer Formulieren ist Lesen als die Umkehrung des Schreibens ein neues und
eigenes Denken.
Seite 662 bis 666,
Ein eigenes Kapitel hätte dem gedankenlosen Geschwätz gebührt, ein anderes der
Lüge, - aber in der Tat denkt man nicht erst beim sprechen, und spricht
keinesfalls, was man alles denkt.
Seite 667
Wenn Denken auch etwas anderes ist, als das hier thematisierte Erkennen eines
Objekts, und wenn man sich hier auch bewußt wird, daß dieses hochkomplexe
System nur ein dünnes Gerüst um unsere noch weit komplexere Wirklichkeit als
Bewußtsein ist, wie weiter unten auch noch zur Sprache kommt, so ist doch die
Erkenntnis als Verhältnis von Anschauung zu Begriff, mit dem natürlich nicht
das festgelegte Wort als Buchstabenfolge gemeint sein soll, diese Grundstruktur
von Bewußtsein als selbsterzeugte Zeit und selbsterzeugter Raum Vorbedingung,
Rahmen und Kern jeder Erkenntnis und jeden Gedankens ja der Wirklichkeit des
Menschen. Wenn beim Denken über Erkenntnis, das ja den Weg z.B. in der
analytischen Philosophie in entgegengesetzter Richtung geht, dieses nicht
mitgenannt wird, kann das rein sprachtechnische Absicht sein, wo dieses jedoch
spätestens seit Prauss nicht gewußt und berücksichtigt ist, ist solches Denken
naiv.
Seite 667 1. Absatz
Daß jede Bewegung bereits aufgrund von solcher Erkenntnis bereits als ihre
Folge auch schon Anwendung und damit Ausdruck solcher Erkenntnis ist,
wurde peinlicher Weise erst jüngster Philosophie bewußt und bekam zumindest für
ein Detail den Namen Illokution, wo nämlich Sprache etwas bewirkt, was aber,
wie Prauss andeutet, viel allgemeiner und noch vor jeder Sprachäußerung und vor
jedem sozialen Kontakt aufzufassen ist.
2. Absatz
daß also der Mensch Erkenntnis nicht nur hat sondern ist.
Seite 668
Was er keinesfalls aber haben kann als etwas, was er nicht selbst ist.
Den letzten Absatz bis
Seite 669
geht Prauss wahrlich auf dem Meer, obwohl er die tausend Fragen, die hier ein
Versinken oder vielleicht sogar ein Zusammenbrechen des ganzen Systems bedeuten
können, nur assoziativ und nicht wirklich berührt. Und es ist die ganz
besondere Qualität der Prausschen Philosophie, daß er natürlich diese Fragen
und Abgründe kennt; und sein Darüberhinweggehen bedeutet keineswegs ein
Ignorieren, sondern ist Antwort in mehrerer Beziehung: Zunächst in dem Sinne,
daß Richtigstellung von bestehenden Irrtümern seine Absicht wie die Aufgabe als
Pflicht und Schuldigkeit jeder Philosophie ist, zum anderen, daß Möglichkeiten
der Erkenntnis nicht nur eine Frage von Genialität, Scharfsinn, Phantasie und
Mut sind, Mut insofern, als man auch bereit sein muß, liebgewordene
Konventionen aufzugeben und sich der Kritik und dem Neid von Kollegen
auszusetzen, so daß von ihm damit zugleich eine ethische Qualität beansprucht
wie gefordert wird.
So ging es mir beispielhaft bei der allerersten Prausschen Lektüre, als ich
noch weder seinen Namen noch seine philosophische Konzeption kannte, daß ich
beim oberflächlichen Durchblättern glaubte, in einem Paulusbrief zu lesen,
obwohl er weder dessen Gedanken aussprach noch meinte aber trotzdem praktisch
auf 2. Ebene, wenn man alle Worte in paulinischer Bedeutung las, auch in dieser
logisch richtig antwortete, - wenn auch diese Richtigkeit auf zweiter gar nicht
gemeinter Ebene vielleicht ja glücklicher Zufall sein mochte oder sein mag, was
ich bisher nicht nachprüfte. So ist z.B. im vorletzten Satz des
1. Abschnittes
der Mensch nicht als Raum im Sinne seines Volumens gemeint und wohl auch nicht
gedacht, wenn Prauss formuliert: "Und als Raum in diesem Sinne sind wir
dann auch recht eigentlich nur immer wieder jenes bloße Auf- und Abtreten von
solchem Raum und darin eben vorerst immer wieder nur Entwurf als bloße
Vorstellung von Äußerem als Anderem." Hier zeigt sich auch noch eine
dritte Ebene:
1. Natürlich ist hier Raum und Räumlichkeit der Anschauung im Verhältnis zum
Begriff als diese Weise der Zeit auf 2. Stufe gemeint.
2. Aber wie dieses für die Vorstellung "Tisch" wie für den Begriff
"Tisch" zutrifft, trifft dieses nicht minder auch für unseren Körper
als Raumvolumen zu und zwar in jeder Beziehung, die innerhalb des Prausschen
Systems auch für Tisch besteht, nur mit Konsequenzen, die weiterzudenken
tatsächlich schwindelnde Abgründe offenlegt.
3. Kann man diesen Satz als Aussage über das menschliche Schicksal in nahezu
buddhistisch anmutender Philosophie aufnehmen.
Marginalien ab Seite 714
Seite 714/ §24 (hier Seite )
Keinesfalls also ist die lateinische Satzstruktur „Subjekt, Objekt,
Prädikat" etwa ein Spiegelbild von Innenwelt und Außenwelt.
716: Das Paar Subjekt und Prädikat in dem Satz: „Dies ist ein Tisch"
ist auch nicht identisch etwa mit Anschauung und Begriff, als sei etwa die
Anschauung der Indikator und Subjekt einerseits und andererseits der Begriff
bzw. noch falscher und irriger „der Tisch" als räumlicher Gegenstand
Prädikat oder gar der Prädikator, - als käme das Behauptete der Behauptung über
das Subjekt oder durch das Subjekt mit seiner Anschauung von jenem Tisch. Damit
würde sich alles wieder auf den Kopf stellen und völlig unverständlich werden
und hieße dann in der Tat, daß sich der Gegenstand selbst uns zu erkennen gäbe.
Da „· · · · · Tisch" der zeit- oder punktförmige Begriff ist, müßte
dann „Dies ist" die räumliche Anschauung sein, womit aber nicht die
Räumlichkeit des Begriffsmaterials - also etwa die Länge eines Wortes oder
Satzes gemeint sein kann; wobei aber auch die beiden Wörter zusammen zudem
nichts sind, das man als Anschauung auffassen könnte.
Seite 716 2. Absatz
In „Dies ist rot." ist in „rot" sicher Begriff enthalten,
und wie wir wissen, verbunden mit Anschauung, wobei unklar bleibt, in welcher
Weise beides
Handschriftliche Marginalien in allen möglichen Heften müssen nachgetragen
werden.
Seite 792
Bei „dies hier" denkt man automatisch auch „jetzt" dazu.
Wenn etwas nicht zu einer bestimmten Zeit irgendwo ist, ist es gar nicht.
„Das ganze Praussche Konzept stellt sich infrage, wenn sich nicht dieses
objektive Jetzt aus dem bisherigen ebenso ergibt.
Seite 793, 2. Absatz bringt das anstehende Problem auf den Punkt:
Wenn ich einen Tisch wahrnehme, muß er nicht nur als etwas Räumliches im Raum,
nämlich hier sein, um objektiv dasein zu können, sondern er muß auch objektiv
jetzt hier sein, wobei also auch die Zeit des „Jetzt" noch objektiv
da sein muß, d.h. objektiviert werden.
Nicht ausgesprochen wird ein anderes Problem, das sich aber damit zugleich
ergibt, daß nämlich nicht nur das Jetzt sondern auch das »Ich« stabil sein muß
und zwar überhaupt. Aber für Letzteres ist wohl ein gesonderter Ansatz nötig.
794, 795, bis
796 erster Absatz wird praktisch 604 bis 610 wiederholt, - wobei ich aber jetzt
verwirrt bin, und ich erkenne noch nicht, worauf Prauss hinaus will: denn
gedacht habe ich im vorigen immer, wenn Beharrlichkeit als Zugleich nach innen
mit Nacheinander und wie dann auch nach außen gegen Nacheinander Zeit auftritt,
absoluter Wechsel verschiedene
Anschauung innerhalb
des eines absoluten Wechsels eindeutiges Objekt
(Graphik: Praussystem jpg in eigene)
daß Beharrlichkeit bis zur bisherigen Ausführung eben auf immer gleiche
Affektion beruht, die bei jedem »Entstehen« und »Vergehen« auch zugleich neue
Affektion ist oder enthält, was Prauss ja bis zur
Seite 798 auch nochmals bestätigt,
worauf sich die Wahl, ob Form oder Gegenform (bzw. Inhalt) quasi aus dem
Kontext, aus Erfahrung und Wahrscheinlichkeit ergibt. Allerdings bereitet mir
die Vorstellung, wenn ich statt Wirklichkeit zu erkennen z.B. nur geträumt
habe, ich ja nicht statt z.B. beharrliche Eckform etwas anderes als Eckform
nämlich Rundform, statt konvex konkav geträumt habe, sondern gerade ja diese
Eckform, von der ich anschließend nur weiß, daß sie nicht Wirklichkeit sondern
nur geträumt war. Genau betrachtet und verallgemeinert allerdings kann ich
sagen, wenn ich z.B. von einem Gespenst geträumt habe, das mich angreift:
Nicht- Gespenst und Nichtangriff. Allerdings setzt dieses nachträgliche Urteil
ein stabiles Subjekt voraus, das nach dem Schlafen das gleiche wie vor dem
Schlaf ist und sich als solches auch sicher ist, - wobei ich diese Kontinuität
als eine Art eigener Objektivität mit dem verbinde, was als »Jetzt« zu jedem
»Hier« eines Objektes dazugehört. .
Prauss führt einen neuen Begriff ein: statt substanzlos sagt er substratlos. Da
nämlich die verführerische Vorstellung aller früherer Philosophie von einer
Substanz ausging, die dann quasi zusätzlich noch eine bestimmte Eigenschaft
habe, haben wir gesehen, daß Substanz + Eigenschaft ein einziges Substrat, bzw.
eine hochkomplexe Erkenntnisstruktur ist, die bis zur 2. Stufe erst nur
verwendbare Vorstellung und noch nichts ist, was man früher als Substanz
auffaßte und was heute Prauss als Substrat bezeichnet.
(Seite 797, 2. Absatz ?)
Das vielleicht etwas umständlich formulierte der Seiten bis 800 wird aber
deutlich, wenn man sich vor Augen hält, worauf Prauss jetzt hinsteuert, - was allerdings
auch aus der Überschrift zu ersehen gewesen wäre - daß nämlich noch gar nicht
die Beharrlichkeit meines Ich’s oder das Jetzt von etwas, das da ist,
anvisiert ist, sondern,
Seite 800, 2. Absatz:
daß Beharrlichkeit ja auch da ist, wenn sich ein Gegenstand bewegt, obwohl man
dabei nicht von gleicher Affektion auf erster Stufe sprechen kann. (erst 808 1.
Absatz zum ersten Mal erwähnt). Aber auch soweit sind wir noch nicht.
Es geht vorerst erst darum, jenen Widerspruch von Form und Gegenform, was sich
auf der 2. Stufe (am Schalter) bildet, (nicht von der Entstehung her [was mir
ohnehin unklar blieb - wenn es auch logisch ist, siehe Geländer!] ) sondern in
der Auswirkung auf Begriff und Beharrlichkeit und deren Eindeutigkeit zu
verstehen
Bis dahin aber muß ich annehmen, daß jener Schalter, den ich bisher als quasi
automatische Widerspruchsvermeidung zwischen Form und Gegenform bzw. Gehalt und
Gegengehalt von mir aus eingeführt hatte, von Prauss nicht so gemeint war.
Richtig verstanden bzw. aufgrund früherer Aussagen nur angenommen hatte ich,
daß jener Schalter quasi von der 3. Stufe her durch Erfahrung und Vergleich in
die 2. Stufe hin zurückbedient würde, wodurch der immer eindeutige Begriff wie
»rot« auch einem Rot zugeordnet wird.
Jene beiden mathematischen Kategorien 1+2 sind nach Kant konstitutiv
1.
Der Quantität
Einheit
Vielheit
Allheit
2
Der Qualität
Realität
Negation
Limitation
die beiden dynamischen Kategorien 3+4 sind nach Kant regulativ.
3
Der Relation
der Inhärenz und Subsistenz
(substantia et accidens)
der Kausalität und Dependenz
(Ursache und Wirkung)
der Gemeinschaft (Wechselwir-
kung -zwischen dem Handeln-
den und Leidenden)
1
Der Modalität
Möglichkeit - Unmöglichkeit
Dasein - Nichtsein
Notwendigkeit - -Zufälligkeit
Seite 808
Der Text über das Punktmodell von Zeit sowie die Kategorien von Kant sollte man
jetzt vor Augen haben, um die letzten und die folgenden Seiten verstehen zu
können, die von Prauss ab Seite 808 so klar formuliert sind, daß es keines
Kommentars bedarf
Was bei Prauss nicht nur seit jetzt, sondern von Anfang an bei der
Zugrundelegung der Zeit für alles Erkennen passiert, ist, daß man immer, indem
man das Brillenglas bzw. ein Fernglas beschreibt, eigentlich zugleich das
beschreibt und meint, was man dadurch sieht z.B. das Wann wie auch das Wo und
auch das Wie und Was und ebenso das Wer und Was. (Siehe auch Seite 27 bei
Prauss und A 158B197 bei Kant: "Die Bedingungen der Möglichkeit der
Erfahrung überhaupt sind zugleich Bedingungen der Möglichkeit der Gegenstände
der Erfahrung."
§ 16 Die Zeit als erste Stufe sich verwirklichenden Intendierens
Seite 358
Die Einsicht in den Sinn, in welchem dies tatsächlich ohne Widerspruch und
Dialektik möglich, ja sogar notwendig ist, wird Ihnen sich am ehesten ergeben,
wenn Sie vorerst das Kontinuum der Zeit beiseite lassen, um sich auf die Linie,
und zwar auf die gerade, als Kontinuum des Raumes zu beschränken. Sie brauchen
sich nur klar zu machen, daß sie als ein solches überhaupt nicht hinreichend
bestimmt ist, um zu sehen, daß gerade als Kontinuum die Linie sich ohne Punkt
nicht zureichend bestimmen lassen kann. Denn als Kontinuum ist sie von anderen
Kontinua, zum Beispiel dem der Fläche. überhaupt nicht unterschieden, hat sie
vielmehr ihren Unterschied und damit ihr Spezifisches gerade darin, daß sie
nicht allein Kontinuum, sondern auch ebensosehr Punkt ist, nämlich
Punktkontinuum oder Kontinuum von Punkt: So wesentlich gehört der Punkt als
Aufbaustück von ihr zur Linie mit hinzu, daß sie allein durch ihn auch
überhaupt erst ihre ganz spezielle Art der Ausdehnung besitzt: eben die
punktartige Ausdehnung der Linie. Allein auf Grund von diesem Punkt läßt das
Kontinuum der Linie sich von dem der Fläche beispielsweise unterscheiden, die in
diesem Sinne ebenfalls nicht nur Kontinuum ist, sondern ihrerseits speziell
Kontinuum von Linie oder Linienkontinuum, da sie als wesentliches Aufbaustück
nun wie -
(Fußnote: 1 Wohlgemerkt : als Aufbaustück der Linie, will sagen, in die Linie
als Kontinuum selbst bruchlos integrierter Punkt, und nicht etwa als
aktual-diskreter, als der Punkt in ihr stets erst durch Schnitt in ihr
auftreten kann, weil Linie als Kontinuum gerade nicht etwa
„Punktmenge" ist. Und diese Punktualität von ihr als Kontinuität meint
auch der Geometer, wenn er beispielsweise sagt, die Linie sei unendlich dünn«
(O. Perron, Nichteuklidische Elementargeometrie der Ebene. Stuttgart 1962, S.
ll). 2 Dafür gilt die letzte Anmerkung entsprechend.)
359
derum die Linie hat und daher auch spezifisch linienartig ausgedehnt ist.
Gleichsam anschaulich vor Augen führen können Sie sich diesen Punkt als
wesentliches Aufbaustück der Linie selber als Kontinuum, sofern Sie davon
ablassen, sie stets nur einseitig, nämlich nur von der Seite ihrer Ausdehnung
zu sehen. Gehen Sie stattdessen dazu über, eine Linie auch einmal unter Drehung
nach und nach in solchen Lagen vorzustellen, wo die Seite ihrer Ausgedehntheit
nach und nach und schließlich ganz verschwindet, ist ja damit nicht bereits die
Linie als solche selbst für Sie verschwunden, sondern Ihnen jetzt auf einmal
von der Seite ihrer Unausdehnung in den Blick gekommen. Denn gerade wenn Sie
dabei geometrisch-streng von einer idealen Linie ausgehen, stellt sie sich von
dieser gegenüber jener prinzipiell verschiedenen Seite gleich-streng wie ein
idealer Punkt dar, der von andern solchen Fällen, die tatsächlich Punkte und
nicht Linien von dieser Seite sind, auch prinzipiell nicht unterscheidbar ist.
(Fußnote 3 Nicht allein von Mathematikern und Geometem, sondern selbst von
Physikem wird solches Auftreten von Linie als Punkt geradezu als eine
Selbstverständlichkeit betrachtet (vgl. z. B. H. Weyl, Raum, Zeit. Material: 6.
Aufl., Berlin 1970, S. 173f.). Und in der Tat: Weil er sie letztlich nur als
ideale Stellvertreter für empirische Objekte unserer Außenwelt ansieht, gehört
es sozusagen zu des Geometers täglichem Brot, geometrische Gebilde sich auch in
Bewegung wie zum Beispiel Drehung und Verschiebung vorzustellen und die Folgen
davon zu erwägen. Was dem Geometer recht ist aber muß dem Philosophen billig
sein. - Vgl. dazu auch schon Platon, Parmenides 137 E 3 f.)
Diese Einsicht aber kann Ihnen - auf umgekehrtem Wege sozusagen - sofort
weiter zu der für die Linie entscheidenden verhelfen. Sollten Sie Ihr Wissen,
daß es bei dem einen dieser Punkte sich um keinen bloßen Punkt, sondern um eine
Linie handelt, durch ausschließliche Bezugnahme auf diese Ihnen einzig
vorliegenden Punkte formulieren, könnten Sie nämlich nur sagen : Dieser Punkt
ist ausgedehnt, die anderen dagegen nicht. Und diese Formulierung wäre auch
tatsächlich gleichbedeutend mit der folgenden : Dieser Punkt ist eine Linie,
die anderen dagegen keine. Die für Linie entscheidende ist diese Einsicht aber,
weil erst sie Ihnen die einzig zureichende und allein informative
Grundbestimmung für sie liefert: Ganz gewiß ist eine Linie ein Fall von
Ausdehnung oder von Kontinuität, jedoch der Ausdehnung oder der Kontinuität
wovon ? Doch nicht von sich. Denn von der Linie zu sagen, sie
360
sei ausgedehnt oder kontinuierlich, heißt zuletzt nur tautologisch zu
behaupten, daß ein Ausgedehntes ausgedehnt sei oder ein Kontinuum
kontinuierlich. Statt dieser bloß analytisch-uninfonnativen Aussage kann
vielmehr die entsprechende informativ-synthetische nur lauten: Linie ist
Ausdehnung oder Kontinuum von Punkt, wie Fläche dementsprechend Ausdehnung oder
Kontinuum von Linie. Überhaupt nur als des Punktes Ausdehnung oder Kontinuum
kann Ihnen diese Linie nämlich auch als »eindimensionale«, das heißt
einfach-ausgedehnte, eben punktartig-gestreckte noch verständlich werden. Und
sofern Sie mit hinzunehmen, daß Kant zufolge wie der Raum als solcher auch das
Räumliche der Linie als etwas stets durch Synthesis erst zu Erzeugendes zu
gelten hat, bedeutet dies zuletzt: Allein indem ein Punkt sich ausdehnt oder
sich erstreckt, auf Grund von seiner eigenen Einfachheit mithin sich auch nur
einfach ausdehnt, eindimensional erstreckt, entspringe eine Linie (Fußnote 4.
Dem genau entsprechend werden Sie allein aus diesem Punkt heraus auch die
ursprüngliche sowie informativ-synthetische Bestimmung der geraden Linie noch
geben können : Zu einer geraden Linie dehnt ein Punkt sich selbst genau dann
aus, wenn er die Richtung seiner Ausdehnung auch beibehält. Im Zuge unserer
Überlegungen zum (eindimensionalen) Raum wird Ihnen das noch klarer werden.
Vgl. s 18 und s 21.)
Was dies ursprünglich, nämlich für den Ursprung nicht allein von Raum als
solchem, sondern auch bereits von Zeit als solcher heißt, wird uns im weiteren
noch eingehend beschäftigen, besonders was dabei den Punkt und seinen Grund
betrifft, sich nicht nur überhaupt, sondern auch noch in dieser oder anderer
Weise selber auszudehnen. Vorerst sollten Sie nur soviel festhalten: Es gibt
mithin tatsächlich einen Sinn, in welchem Linie ohne Punkt weder bestehen noch
verstanden werden kann, in welchem also beide, und zwar ohne Widerspruch und
Dialektik wesentlich und notwendig zusammen nicht allein gehören, sondern auch
zu denken sind : Als sich erstreckender oder sich ausdehnender Punkt ist Linie
sozusagen Punkt am Stück, Punkt auf der ganzen Linie. In Gestalt von ihr ist
jeweils Ausdehnung und Punkt als Unausdehnung oder Einfachheit so bruchlos und
auch unlösbar vereinigt, daß Sie diese Linie ebenso als Ausdehnung von
Einfachheit wie umgekehrt als Einfachheit von Ausdehnung verstehen können, ja
verstehen müssen, ohne daß Sie dabei auch nur die geringste Sinnentstellung
oder Sinnverschiebung der dazu gebrauchten Wörter zu besorgen hätten.
361
Blicken Sie von hier aus aber noch einmal zurück auf Linie und Punkt, wie
Aristoteles sie für die Reflexion auf Zeit heranzieht, müßten Sie jetzt sehen :
Es handelt sich dabei um ein Verhältnis zwischen ihnen, welches Sie von dem
zuletzt erörterten, worin der Punkt bereits das Aufbaustück der Linie selbst
als Ausdehnung oder Kontinuum ist, prinzipiell zu unterscheiden haben. Denn im
letzteren Verhältnis steht der Punkt zur Ausdehnung oder zur Kontinuität der
Linie, da sie ja im Grunde seine ist, auch keineswegs im Gegensatz, weil er sie
ja mitaufbaut; während er im ersteren Verhältnis zu ihr gegensätzlich sehr wohl
ist, weil er sie darin nicht nur nicht mitaufbaut, sondern gerade abbaut,
nämlich teilt, was für das letztere Verhältnis zwischen Punkt und Linie eben
schlechterdings nicht gelten kann : In prinzipiellem Unterschied zu jenem
Linienpunkt bei Aristoteles, der sich jetzt endgültig als Linienteilungspunkt
erweist, ist dieser Linienpunkt als Aufbaustück der Linie selber prinzipiell
kein Linienteilungspunkt, weder im Sinne einer potentiellen noch gar aktualen
Teilung. Denn ein Punkt als Teilungspunkt von ihr setzt diese Linie, und sei es
auch allein in jenem Sinne potentieller Teilung, immer schon voraus, während
der Punkt als Aufbaustück von ihr die Linie nicht nur nicht voraussetzt,
sondern sie durch seine Selbstausdehnung sogar allererst erzeugt. Damit aber
sind nun wie mit einem Schlage auch die Aussichten für Sie gewachsen, diese
Linie als Stellvertreterin für Zeit als solche zu benutzen. Denn was dem bisher
im Wege stand, war ja gerade, daß die Linie als Kontinuum sich dabei immer
wieder in den Punkt als Diskretion zersetzte, weil ein Punkt in ihr sich, wie
es schien, auch immer nur als Teilungspunkt von ihr und damit auch allein als
Gegensatz zu ihr verstehen ließ. Doch wie inzwischen aufgewiesen, bildet
letztere Alternative zwischen Punkt und Linie als sie ausschließenden
Gegensätzen zueinander keineswegs das einzige Verhältnis zwischen ihnen, ja
nicht einmal das ursprüngliche. Denn dieser Punkt, der eine Linie teilt, setzt
dabei nicht nur diese Linie, sondern mit ihr auch schon jenen andern Punkt als
Aufbaustück von ihr voraus, demgegenüber als ursprünglichem er selbst mithin
als bloßer Teilungspunkt der Linie bloß abgeleitet ist. Dieser Alternative als
bloß abgeleitetem Verhältnis zwischen Punkt und Linie liegt als ihr
ursprüngliches vielmehr schon immer jenes andere zugrunde, in dem Linie und
Punkt sich nicht nur nicht als Gegensätze ausschließen, sondern in dem sie
wesentlich und notwendig sogar zu-
362
sammengehören: Im Kontinuum der Linie als solchem selbst ist danach jener Punkt
so wesentlich und notwendig enthalten, daß er es auch keineswegs wie dieser
Teilungspunkt etwa in Diskretion zersetzte, sondern umgekehrt sogar als eben
dies spezifische, nämlich als Punktkontinuum der Linie allererst gewährleistet.
Für Sie gewachsen aber sind die Aussichten auf eine Stellvertretung dieser
Linie für die Zeit als solche, weil Sie unter dieser neuen Perspektive ihrer
prinzipiellen Punktualität auch den Gedanken Kants vom »Ziehen« einer Linie
noch in einem neuen Sinn verstehen können, den Kant sicher nicht mehr mit im
Auge hatte, der es aber für die Stellvertretung dieser Zeit erst eigentlich
geeignet macht. Sofern Sie ihre Punktualität im Blick behalten, brauchen Sie
sich nämlich nur noch vorzustellen, was bei solchem »Ziehen« eigentlich für Sie
zum Vorschein kommt, wenn Ihnen eine Linie als »gezogene« dabei ausschließlich
und genau von dieser Seite ihrer reinen Punktualität begegnet : Abermals
natürlich nur ein Punkt, wie Sie soeben sich verdeutlicht haben, doch ein Punkt
in einem Sinn, der ihn von dem zuletzt betrachteten, der Anfang oder Ende einer
Linie von der Seite ihrer Unausdehnung war, grundsätzlich unterscheidet. Denn
selbst dann, wenn Sie sich diese Linie in Bewegung vorstellen, dahingehend, daß
sie von genau der Seite dieses ihres Anfangs oder Endes und mithin tatsächlich
einem bloßen Punkt gleich auf Sie zukommt, handelt es sich durchwegs doch um
einen und denselben. So indes, als würde dabei eine Linie im ganzen lediglich
»gezogen« wie im vorigen das Zelluloidband, ist das "Ziehen« jener Linie
sicher nicht gemeint; allein schon deshalb nicht, weil Kant auf diesen Punkt
der Linie von der Seite ihrer Unausdehnung oder als ein wesentliches
Aufbaustück von ihr dabei in keiner Weise reflektiert. Er meint damit vielmehr
das »Ziehen« einer Linie in dem Sinne, daß durch eben dieses »Ziehen« diese
Linie allererst erzeugt wird, letztlich also, wenn auch eben nicht mehr
reflektiert, jenes Sichausdehnen von Punkt zu Linie.
Tritt jedoch in diesem Sinn, in dem sie allererst erzeugt wird, eine Linie als
»gezogene« ausschließlich und genau von jener Seite ihrer reinen Punktualität
und damit einem Punkt gleich für Sie in Erscheinung, handelt es sich dabei
gerade nicht so wie im letzteren Fall durchwegs um denselben Punkt, sondern im
Gegenteil vielmehr durchwegs um einen andern. Solch ein durchwegs anderer ist
dieser Punkt dabei jedoch durchaus nicht mehr im Sinne jener unlösbaren
363
Schwierigkeit der Zeit, daß er allein durch einen Abstand zum vorherigen ein anderer
sein könnte, so daß Linie, sprich Zeit, als ein Kontinuum auch durchwegs in die
Diskretion von solchen Punkten sich zersetzen müßte. Als ein Aufbaustück der
Linie selbst ist er dabei vielmehr tatsächlich abstandlos, ununterbrochen und
mithin kontinuierlich ,derer, und dies auch ohne jeden Anfug eines Widerspruchs
oder von Dialektik. Dies jedoch, so könnte Ihnen scheinen, liege nur daran, daß
dieser Punkt genaugenommen gar nicht Punkt sei, sondern eben Linie, von der Sie
also auch in diesem Falle wieder abzusehen hätten. Denn wie kurz oder wie lang,
nämlich wie weit auch immer sie jeweils »gezogen« sei, genau so weit sei sie
dabei Zugleich, nicht Nacheinander. Folglich stehe damit abermals in Frage, ob
zu angemessener Stellvertretung dieses letzteren als eigentlicher Zeit nicht
wieder eine Auflösung ihres Kontinuums in Diskretion von Punkten nötig werde.
Doch bevor Sie diese letzte Folgerung tatsächlich ziehen, sollten Sie bei der
vorangegangenen Voraussetzung für sie, gerade weil sie mit ihr richtig sehen,
zu noch weiterer Reflexion auf sie verweilen. Ganz gewiß gilt es für Sie dabei
desgleichen, nämlich aus der Perspektive ihrer Punktualität beim »Ziehen« einer
Linie ebenfalls von ihr als räumlichem Zugleich auch wieder abzusehen. Nur hat
Ihre Lage sich in dieser Hinsicht mittlerweile gleichermaßen grundlegend, und
zwar zum Positiven hin verändert. Jene Frage nämlich, was von jener Linie
eigentlich noch übrigbleiben könne, wenn von ihr als räumlichem Zugleich doch
abgesehen werden müsse, die Kant ohne Antwort läßt, schien allenfalls die eine
zuzulassen, daß dies höchstens noch der Punkt sein könnte, der indes auch jene
Schwierigkeit bereitet. Doch auch ungeachtet dessen bliebe diese Antwort
unhaltbar, sofern Sie unter diesem Punkt mit Aristoteles noch einen
Teilungspunkt der Linie verstehen wollten. Denn als solcher setzt er diese
Linie notwendig voraus und muß mithin beim Absehen von ihr als räumlichem
Zugleich auch notwendig mit ihr verschwinden, so daß dabei wegen seiner
Abhängigkeit von ihr überhaupt nichts übrigbleiben und die Zeit vertreten
könnte.
Diese Abhängigkeit aber kehrt sich um, sobald Sie diesen Punkt als jenes
Aufbaustück der Linie selbst verstehen, als den Punkt, durch dessen Ausdehnung
die Linie allererst erzeugt wird. Dabei nämlich
setzt die Linie notwendig den Punkt und nicht etwa der Punkt
die Linie voraus, hängt also umgekehrt nicht Punkt von Linie,
sondern
364
Linie von Punkt ab, so daß auch beim Absehen von ihr als räumlichem Zugleich
zwar Linie notwendig verschwindet, doch mit ihr durchaus nicht auch der Punkt,
der Ihnen dabei vielmehr in der Tat noch übrigbleibt. In diesem Sinn jedoch, in
dem Sie ihn dabei zurückbehalten, kann er auch als durchwegs anderer, wie er im
vorigen beim »Ziehen« einer Linie von der Seite ihrer Punktualität zum
Vorschein kam, von vornherein nicht die Zersetzung dieser Linie als Kontinuum
zur Folge haben. Denn auch überhaupt nur als Punkt selber, als sich
ausdehnender nämlich, und das heißt, gerade als ein durchwegs anderer Punkt
auftretender, tritt dabei das Kontinuum der Linie auf, und zwar auch dann, wenn
Sie dabei vom räumlichen Zugleich desselben ab- und nur noch auf sein
Nacheinander Zeit hinsehen. Denn von hier aus ist es für Sie in der Tat nur
noch ein Schritt zur Einsicht in den Sinn, in welchem Linie und Punkt ineinem
die gesuchte Stellvertretung für die Zeit zu übernehmen in der Lage sind. Sie
brauchen dazu nämlich nur noch zu versuchen, sich so anschaulich wie möglich
vorzustellen, was es heißen könnte, jenen Punkt als Aufbaustück von ihr, wie er
bei jenem »Ziehen« einer Linie nach der einen Seite durchwegs als ein anderer
zum Vorschein kommt, als den sich ausdehnenden also festzuhalten und gleichwohl
von dem, wozu er sich in dieser Weise ausdehnt, nämlich von der Linie als
räumlichem Zugleich auch wieder abzusehen. Denn mag es auf den ersten Blick für
Sie auch noch so sehr den Anschein haben, daß zumindest dies jetzt aber
endgültig unmöglich, weil nunmehr auch unvermeidlich widerspruchsvoll und
mithin tatsächlich unvorstellbar sei, - die Möglichkeit zu einer solchen
anschaulichen Vorstellung besteht sehr wohl und interessanterweise, wenn ich
richtig sehe, lediglich als eine einzige, die trotz einer gewissen
Kompliziertheit ohne Widerspruch und Dialektik ist und somit das Modell für
Zeit schlechthin. Denn dazu brauchen Sie nur weiterhin von jenem Punkt, wie er
beim »Ziehen« einer Linie nach der einen Seite durchwegs als ein anderer
auftritt, auszugehen und sich zusätzlich noch vorzustellen: Es handle sich
dabei um einen solchen Punkt, der durchwegs zwar zur Linie sich ausdehnt, aber
durchwegs auch in einem und demselben »Zuge« eben das, was er nach dieser Seite
seiner Ausdehnung zu ihr an Linie gewinnt, nach der entgegengesetzten wiederum
verliert, - so als sei hier unermüdlich-unmittelbar Linienfraß am Werk. Und mag
die anschauliche Vorstellung von einem solchen Punkt auch
365
noch so kompliziert und schwierig sein, sie ist es keinesfalls, weil ihre
Schwierigkeit etwa auf ihre Widersprüchlichkeit zurückzuführen wäre, sondern
lediglich, weil eben dies die Schwierigkeit der Sache selbst ist, die wir unter
der Bezeichnung »Zeit« als etwas Wirkliches nur kennen, weil sie unter keiner
Hinsicht irgendeinen Widerspruch enthält. Eben dies Modell der Zeit, an Hand
von dem wir sie nun auch als solche selbst begrifflich noch entfalten können,
sollten Sie dabei durchwegs vor Augen haben, oder doch zumindest immer, wenn
ihre begriffliche Entfaltung kompliziert und schwierig bis zur
Unverständlichkeit zu werden droht, sich abermals vor Augen stellen. So werden
Sie zunächst sich ohne weiteres verständlich machen können: Mittels
anschaulicher Vorstellung von solchem Punkt vermögen Sie von Linie als
räumlichem Zugleich tatsächlich restlos abzusehen - allerdings nur insofern Sie
es vermögen, ihn als einen vorzustellen, der in der Tat in einem und denselben
Zug durchwegs genau dasjenige, was er nach jener Seite seiner Ausdehnung zu ihr
an Linie gewinnt, nach der entgegengesetzten wiederum verliert, so daß es im
ganzen dabei zur Erzeugung einer Linie als räumlichem Zugleich von vornherein
und durchwegs überhaupt nicht kommt. Um diesen Punkt als solchen vorzustellen,
haben Sie mithin auch jede Vorstellung von einem auf verschiedene Züge sich
verteilenden Gewinn an Linie im einen und Verlust an Linie im andern Zug hintanzuhalten,
zu vergleichen etwa der bekannten Fortbewegungsart des Wurmes, der nur Zug um
Zug den Vorderkörper vor- und dann den Hinterkörper nachschiebt. Denn als ein
so vorgestellter brächte jener Punkt, wenn auch nur als im andern Zug wieder
getilgte, Linie grundsätzlich zustande, hätten Sie von ihr mithin auch nicht
grundsätzlich abgesehen.
Halten Sie dagegen streng an einem und demselben Zug seines an Linie Gewinnens
und Verlierens fest und sehen gleichstreng von der Linje als räumlichem
Zugleich infolgedessen ab (Fußnote 5: Daß ich Sie damit keineswegs zu etwas
Unvorstellbarem, weil Widersprüchlichem auffordere, ersehen Sie zum Beispiel
daraus: Trotz der Selbigkeit des Zuges, worin sie erfolgen sollen,
widersprechen sich der Zuwachs und der Wegfall dieser Linie deshalb nicht, weil
sie ja keineswegs auf einer und derselben Seite vor sich gehen, sondern gerade
auf entgegengesetzten (vgl. dazu unten Seite 384f.). Dementsprechend können Sie
auch ohne grundsätzliche Schwierigkeit ein Schreibzeug bauen und benutzen,
derart, daß unmittelbar im Anschluß beispielsweise ein Schwamm sein Werk
vollbringt, indem er es in einem und demselben Zug von vornherein zur Zeichnung
einer Linie gar nicht kommen, sondern immer wieder unmittelbar lediglich die
eines Punktes zuläßt.)- , so sehen Sie, daß es
366
auf diese Weise in der Tat bei einem Punkt bleibt; allerdings bei einem, der es
wahrlich in sich hat, der aber, was er alles in sich birgt, als nunmehr
grundsätzlich ermittelter für Reflexion auch Schritt für Schritt noch zu
erkennen gibt. So werden Sie des weiteren sich ohne Schwierigkeit verständlich
machen können, daß es sich bei dem so vorgestellten Punkt zwar nach wie vor
allein um einen ständig andern handeln kann, daß aber die mit ihm zunächst
verbundene Bewegungsart durch dieses strenge Absehen von Linie als Zugleich
entfallen muß. Denn als der durchwegs andere, als welcher er vor solchem
Absehen beim »Ziehen" einer Linie von der Seite ihrer Punktualität für Sie
zum Vorschein kam, war er insofern in Bewegung, als die Linie dabei immer
länger wurde, also in Beziehung auf ihr zunehmendes räumliches Zugleich in
räumlicher und damit äußerer Bewegung. Doch für eben diese Art der äußeren als
räumlichen Bewegung ist durch dieses strenge Absehen von Linie als räumlichem Zugleich
auch jede Möglichkeit einer Beziehung darauf weggefallen. Deshalb kann es sich
dabei jetzt prinzipiell nicht mehr um räumliche als äußere Bewegung handeln,
sondern in der Tat nur noch um zeitliche als ihr entgegen nur noch innere: Als
das Modell für Zeit ist der so vorgestellte Punkt als ständig anderer zugleich
auch als Modell für so etwas wie innere Bewegung aufgefunden; und als eben dies
Modell erlaubt er nunmehr ohne Widerspruch und Dialektik auch den Sinn von Zeit
als eben dieser Art von innerer Bewegung noch begrifflich zu entfalten (6.
Fußnote: Das können Sie sich vorläufig daran verdeutlichen, daß diese nur noch
innere als nur noch zeitliche recht eigentlich Bewegung ist in ihrem
ursprünglichen Sinn von schlechterdings nichts anderem als von Bewegung nur als
solcher selbst. Denn dieser Sinn, den sie durchaus besitzt, schließt jenen
weiteren und anderen noch gänzlich aus, in dem Bewegung dann auch eine meßbare
Geschwindigkeit besitzen muß. Die letztere vermag sie nämlich immer erst als
die von etwas nicht allein in Zeit, sondern auch noch in Raum zu haben, eben
als Bewegung durch den Raum in solcher Zeit wie beispielsweise
"Stundenkilometern" Überhaupt erst dadurch kann Bewegung als
Geschwindigkeit denn auch noch meßbar werden, und das heißt: allein auf solche
Weise, daß Physik dazu rein zeitliche oder rein innere Bewegung selber immer
schon voraussetzt, aber niemals definiert. Vgl. dazu unten S. 382ff. )
Was nämlich im vorigen als Widerspruch
367
und damit als Unmöglichkeit erschien, erweist vielmehr an ihm sich jetzt als
das zwar schwierige, weil komplizierte, doch nicht im geringsten
widersprüchliche Wesen der Zeit. Behalten Sie nur immer klar vor Augen, daß es
sich bei dem so vorgestellten Punkt auf keinen Fall um einen Linienteilungspunkt,
der Linie schon voraussetzt, handelt, sondern um den Punkt, aus welchem Linie
allererst hervorgeht, wenn auch nur, um in demselben Zug wieder in Punkt
zurückzugehen, müßte Ihnen nunmehr deutlich werden : Ohne jeden Widerspruch ist
dieser Punkt ein ständig anderer nicht etwa in dem Sinn, daß nur an Stelle von
ihm und deswegen nur in irgendeinem Abstand zu ihm stets ein anderer aufträte,
dem er wiche und der ihn ersetzte. Solch ein ständig, aber widerspruchsfrei
anderer ist er vielmehr gerade darin, daß er selber auf der Stelle sozusagen
(nämlich ohne äußere, allein in innerer Bewegung) als derselbe stets als
anderer auftritt, der infolgedessen abstandlos, ununterbrochen und mithin
kontinuierlich mit sich selbst, weil aus sich selbst heraus gleichwohl zum ständig
andern wird. Sonach besteht in diesem Fall nicht der geringste Grund für Sie zu
der Befürchtung, daß etwa auch hier sich dies Kontinuum in Diskretion von Punkt
oder unendlich vielen Punkten aufzulösen drohte. Denn zu einem Punkt im Sinne
einer Diskretion in ihm und damit einer Teilung des Kontinuums kann es dabei so
wenig kommen, daß vielmehr der einzigartige und einmalige Fall hier vorliegt,
in dem widerspruchsfrei und im strengsten Sinn Kontinuum selbst Punkt und
umgekehrt Punkt selbst Kontinuum ist. Denn wie Sie gewiß erinnern werden, galt
das vorhin keineswegs in dieser höchsten Strenge. In jenem Fall der Linie als
räumlichem Zugleich dehnt jener Punkt sich zu einem Kontinuum aus, das als
solches selbst durchaus nicht etwa Punkt ist, sondern lediglich punktartig.
Doch nach Ihrem strengen Absehen von Linie als räumlichem Zugleich dehnt dieser
Punkt in diesem Fall sich zwar desgleichen zu einem Kontinuum aus, welches
aber, wenngleich immer wieder anderer, doch immer wieder bloßer Punkt ist und
auch überhaupt nur daran das Kontinuum der Zeit als Nacheinander darstellt.
Statt als jeweils selbiger stets irgendwoher kommend und auch irgendwohin
gehend einem anderen als gleichfalls irgendwoher kommendem und irgendwohin
gehendem diskret zu weichen, kommt und geht er vielmehr auf der Stelle als der
selbige gerade so, daß Punkt hier immer wieder ursprünglich entsteht wie auch
vergeht und immer
368
wieder neu entsteht und damit ebenso Punkt im Kontinuum ist wie Kontinuum im
Punkt und eben darin Ursprung wie auch Wesen jenes Nacheinander Zeit. Bei
dieser Linie nämlich als in einem Zuge ständig aus ihm selbst entstehender wie
in ihm selbst wieder vergehender bleibt es bei bloßem Punkt gerade in dem Sinn,
daß dabei auch nichts anderes als ständiges Entstehen und Vergehen bloßen
Punktes selbst im Gange ist und damit das von Zeit als Nacheinander. Als
solches aber läßt sie sich, das sollten Sie beachten, in der Tat weder mit
Linie noch mit Punkt in jenem Sinn vergleichen, in dem diese sich als
Gegensätze gegenüberstehen, nämlich als Kontinuum und Diskretion einander
ausschließen. - Nicht mit jenem Punkt, der als ein aktualer jene Linie teilt,
aber nur teilen kann, indem er sie bereits voraussetzt. Denn der Punkt, in dem
oder als der Zeit immer wieder allererst entspringt, setzt sie als ein
Kontinuum nicht nur nicht schon voraus, sondern als solches vielmehr immer
wieder allererst aus sich heraus. - Jedoch auch nicht mit jener Linie, die als
aktuale zwar Voraussetzung für ihn, als solche aber keinesfalls wie er auch selber
aktualer Punkt oder Unendlichkeit von aktualen Punkten ist. Der aktuale Punkt
bei Aristoteles, von dem geteilt angeblich Nacheinander überhaupt erst zu
entstehen vermöge, weil es nur bezüglich eines solchen Punktes jeweils auch zu
einem Vorher oder Nachher oder einem Früher oder Später kommen könne, ist
infolgedessen übeflüssig, weil vielmehr gerade umgekehrt als solch ein aktualer
Punkt, nämlich aus ihm als ständig anderem heraus ein Nacheinander allererst
entspringt. Denn als Kontinuum von Punkt als ständig anderem und eben darin
auch als Nacheinander tritt die Zeit sehr wohl als immer wieder aktualer Punkt
auf, wie er aktualer sich kaum denken läßt. Mit Punkt und Linie vergleichbar
ist die Zeit für Sie vielmehr allein in jenem Sinn, in dem der Punkt als
Aufbaustück der Linie selbst zugrunde liegt, indem er sie als ein Kontinuum von
räumlichem Zugleich durch Selbstausdehnung allererst erzeugt. Doch anders als
in diesem Fall des Raumes handelt es sich bei Erzeugung von Kontinuum als
Nacheinander Zeit eben um Selbstausdehnung eigener Art, bei der es nämlich zum
Kontinuum als etwas Anderem zu Punkt noch gar nicht kommt, ja bei Kontinuum als
Punkt und umgekehrt vielmehr noch bleibt. In diesem Sinne der Vergleichbarkeit
von Raum und Zeit jedoch, in dem sie beide als Kontinua auf Punkt als
369
den, wenngleich auf jeweils andere Art, sich selbst ausdehnenden zurückzuführen
sind, setzen sie beide mithin diesen Punkt nicht nur voraus. In eben diesem
Sinn muß vielmehr umgekehrt sich dieser Punkt von beiden auch noch
unterscheiden lassen, eben weil er sich auf diese beiden grundverschiedenen
Arten und deswegen zu zwei grundverschiedenen Kontinua ausdehnen kann.
Ich glaube, daß Prauss hier - reichlich nebenläufig - den Dreh- und
Angelpunkt seiner folgenden Ableitung oder Philosophie formuliert hatte, was
man sich vereinfacht etwa so vorstellen kann: daß sich nämlich mit diesem
Immerwieder
das Kontinuum Zeit ergibt und mit dem Immerwoanders als
Imerwoandershin
das Kontinuum Raum.
Obwohl die Zeit als das Kontinuum des Nacheinander nichts als, wenngleich immer
wieder anderer, aktualer Punkt ist, muß infolgedessen auch in ihrem Fall noch
zwischen Punkt als solchem und als sich zu immer wieder anderem ausdehnendem
ein Unterschied bestehen: denn Punkt als solcher kann sich nicht allein zum
Nacheinander dieser Zeit als des Raumes wie etwa der Linie als Anderem zu
Punkt. Die Verpflichtung aber, diesen Unterschied begrifflich zu entfalten,
offenbart, daß wir trotz aller umfänglichen Reflexion auf Zeit, nein, durch sie
gerade nach wie vor im Mittel- wie auch Gipfelpunkt der bisher von uns
aufgebauten Systematik stehen. Auferlegt sie uns doch nichts geringeres, als
innerhalb des Punktes selbst noch, nämlich zwischen ihm als einerseits
diskretem und als solchem selber anderseits auch noch kontinuierlichem zu
unterscheiden: zwischen ihm als einfachem und doch als solchem selbst auch
ausgedehntem, und dies widerspruchs- und dialektikfrei. Denn spätestens an
dieser Stelle unseres Systems muß eine Frage, die sich Ihnen längst schon
stellen dürfte, unaufschiebbar dringlich werden, nämlich was denn eigentlich
hier unter Punkt verstanden werden soll, und zwar bereits seitdem wir »Ziehen«
jener Linie selbst als eines räumlichen Zugleich nunmehr als ein Sichausdehnen
von Punkt zugrunde legen. Seit jeher nämlich ist es gerade eine - und bis heute
auch noch nicht beantwortete - Frage voller Schwierigkeit, ob so etwas wie
Punkt, selbst wenn es ihn in unserer Welt in irgendeinem Sinne geben sollte,
für uns jemals gegenständlich werden könnte; insbesondere wo es sich dabei um
Punkt im strengsten Sinne handeln soll : um Punkt als idealen, als den wir ihn
in der Tat durchwegs in Anspruch nehmen. Vollends nämlich müßte Ihnen nunmehr
deutlich werden: Was wir dabei zum Gegenstand besitzen, ist in Wahrheit jeweils
nichts als eine Fläche; und nur dadurch steht sie uns für einen Punkt, daß sie,
ob nun gezeichnet oder als gezeichnete bloß vorgestellt, relativ klein ist,
nämlich relativ auf die Umgebungsfläche.
Ende 369
Seite 808
Meinen Schalter, den ich auf der 2. Stufe von mir aus eingebaut hatte, scheine
ich nun wieder abbauen zu können. Er wurde für mich nötig, weil der Begriff
Form und Gehalt wie Gegenform und Gegengehalt bereits in sich enthält, wie
Praus sagte, weil Tisch eben immer zugleich bedeutet: „nicht was
anderes", also „nicht Nichttisch" womit sich die Zugehörigkeit
zu der entsprechenden Anschauung (über meinen Schalter) von selbst ergibt. Nun
aber taucht für Prauss das Problem auf, das für mich noch nicht verständlich
ist, - höchstens darin, daß es da ist, - daß eben auch Begriff und Gegenbegriff
- rot und nichtrot - einer Anschauung und Gegenanschauung - Rot und Nichtrot -
gegenübersteht oder stehen kann, wobei beides durchaus in einem Punkt der 1.
Stufe auch zugleich gegeben sein kann, und dazu kommt nun - nicht ganz klar von
dem anderen Wechsel getrennt, den ich vielleicht als externen Wechsel
bezeichnen soll, wo z.B. rot und grün wie Rot und Grün als Unterschiedliches in
einem Punkt auftreten kann, was dann zugleich auch nichtrot und nichtgrün (als
Begriffe) bzw Nichtrot und Nichtgrün also als vier unterschiedliche
Anschauungen zugleich auftreten könnten, wenn der Gegenstand sich in Bewegung
oder der Gehalt sich in Veränderung oder Bewegung befindet, - wogegen die
bisher erläuterte Beharrlichkeit auf immer die gleiche Affektion bezogen war.
Auch hier hatte ich für mich bereits die Lösung vorausgesetzt, daß die
unterschiedlichen Affektionen bei einer Veränderung durch das Gedächtnis
miteinander verknüpft werden und derart auf 3. Stufe zu einem Gesamtereignis
verbunden und gedeutet werden, wie wir es aus dem alltäglichen Leben kennen,
wie z.B. aus vielen Tagen Krieg oder Streit am Ende „der Krieg" oder
„der Streit" wird, - wobei dann praktisch die Kategorien von Kant
Gedächtnisfunktionen wären.
Aber soweit ist die Herleitung bei Prauss noch nicht gelangt.
Seite 809
Was Kant mit den Kategorien - wie immer er sie gefunden hat - als die
Verstandesstrukturen einer Erkenntnis dahinsetzt, nach denen der Verstand nach
seiner (in der Tat unhaltbaren Auffassung, wie ich Prauss folge;) den
Sinneseindruck verarbeitet oder aufschlüsselt oder formt bzw. versteht, erzeugt
in mir nun gar nicht das Gefühl von Kritik oder Klügersein, sondern im
Gegenteil einen geradezu unheimlichen Respekt vor der Leistung, wie genial,
umfassend und breit Kant dem Kern der ganzen Problematik nahegekommen ist,
wobei mir bei der anstehenden Problematik, die Prauss nun angeht, geradezu
schwindelig wird.
Die beiden ersten mathematischen Kategorien gelten nach Prauss bereits für die ersten beiden Stufen und sind deswegen konstitutiv, die dynamischen Kategorien kommen erst auf der 3. Stufe in Zusammenhang mit Bewegung ins Spiel, was eben eine objektive bzw. objektivierte Zeit voraussetzt, wobei der Zusammenhang von Bewegung und Zeit als Grundstruktur der Zeit oder des Punktes (siehe oben bei Prauss Seite 366 unten und 367; Marginalien Seite 51) nun als Voraussetzung ansteht, auch noch das objektive „Jetzt" erstellen zu können, was bei einer beharrlichen Welt, die immer starr und ohne Ereignis ist, auch noch nicht aktuell wäre. Wo sich nichts bewegt oder verändert, vergeht auch keine objektive Zeit.
Aber es ist bei Prauss keinesfalls das Gedächtnis gemeint, durch das
Veränderung bzw. Bewegung einerseits und Anschauung wie Gegenanschauung
andererseits im Begriff allesamt in einem Punkt - quasi als Rohstoff -
enthalten sind bzw. durch ihn gebildet werden können, - als wenn ich das Hier
eines Vorhins vergleiche mit dem Hier eines Jetzts: angelehnt an Aristoteles
(glaube ich) denkt sich Praus eine Linie, die z.B. zu einem 1. Teil rot ist und
zum anderen 2. Teil blau ist, wobei genau der ideale Punktdes
Aufeinandertreffens auch die logische Voraussetzung besitzt, nämlich ohne
Ausdehnung, wo Rot und Blau zugleich sowohl räumlich wie auch zeitlich
zusammentreffen dann sowohl gemeinsam als Voraussetzung für die Begriffe Rot
und Blau als Punkt der Veränderung von Rot zu Blau wie auch für die räumliche
Vorstellungen Rot und Blau einerseits wie auch für Nichtrot und Nichtblau
andererseits zu bilden und damit auch die richtige Reihenfolge „von Rot
zu Blau" als Veränderung und „von Hier zu Dort" als Bewegung
enthält, - denn in dem idealen Zeitpunkt ist „Vorher Rot und Nachher
Blau" bzw. „erst Hier dann Da" während in der Vorstellung
„hier" Rot und „da" Blau ist.
Natürlich fragt man sich, ob diese geniale Lösung des Problems der Bewegung
durch diese
Verknüpfung der synthetischen Linie von Prauss und der analytischen von
Aristoteles tragfähig ist, oder ob es Prauss nur auf den Nachweis der Denkbarkeit
oder dem Zugang zu einer solchen Denkbarkeit ankommt.
Seite 823
Hier greift Prauss genau diese Problematik auf, dabei muß ich mir nun entweder
das Verb des Prädikats Rutschen als der punktförmige Begriff denken und
(vielleicht) erstmal absehen von dem Subjekt z.B. „Tisch" in dem
Satz „Der Tisch rutscht." oder in dem bisherigen System denken und
beides verbinden in dem Satz „Die ist ein rutschender Tisch.". Man
muß dieses wohl erstmal offen lassen um die Logik des Folgenden verstehen zu
können.
Aber genau diesen Denkansatz bezeichnet Prauss denn auch als Sackgasse, weil damit die Komplexität des Bewegungsprädikats „Rutschen" verdeckt wird, die es von Ruheprädikaten wie »Stehen«, »Liegen«, »Sosein«, »Rotsein« grundsätzlich unterscheidet.
Seite 825 Mitte
Ohne auf die von mir gespürte Problematik zu kommen, geht es Prauss erstmal
darum - wie ja auch die Kapitelüberschrift besagt - den Unterschied von Ruhe-
und Bewegungsprädikat zu zeigen, die in der zusätzlichen Komplexität des
Letzteren besteht, daß sich also das Partizip eines Ruheverbs am Ende durch das
Prädikat einer bestimmten Raumform ersetzen läßt, was bei einem
Bewegungsprädikat nicht geht.
Seite 828, 2. Abschnitt
Die Analyse als Probe ( als Geländer)
Seite 835, 2. Absatz
Hier dürfte auch der Grund, der uralte Grund für diese Sackgasse in Erinnerung
kommen, daß man keineswegs etwa das Subjekt als Begriff und das Prädikat als
die Anschauung verstehen und derart unterscheiden darf; es sind alles Begriffe
bei der Tisch ist rot
(zurück bis Seite 390)Ich glaube, daß Prauss hier - reichlich nebenläufig -
den Dreh- und Angelpunkt seiner folgenden Ableitung oder Philosophie formuliert
hatte, was man sich vereinfacht etwa so vorstellen kann: daß sich nämlich mit
diesem
Immerwieder
das Kontinuum Zeit ergibt und mit dem Immerwoanders als
Imerwoandershin
das Kontinuum Raum.
Seite 808
Meinen Schalter, den ich auf der 2. Stufe von mir aus eingebaut hatte, scheine
ich nun wieder abbauen zu können. Er wurde für mich nötig, weil der Begriff
Form und Gehalt wie Gegenform und Gegengehalt bereits in sich enthält, wie
Praus sagte, weil Tisch eben immer zugleich bedeutet: „nicht was
anderes", also „nicht Nichttisch" womit sich die Zugehörigkeit
zu der entsprechenden Anschauung (über meinen Schalter) von selbst ergibt. Nun
aber taucht für Prauss das Problem auf, das für mich noch nicht verständlich
ist, - höchstens darin, daß es da ist, - daß eben auch Begriff und Gegenbegriff
- rot und nichtrot - einer Anschauung und Gegenanschauung - Rot und Nichtrot -
gegenübersteht oder stehen kann, wobei beides durchaus in einem Punkt der 1.
Stufe auch zugleich gegeben sein kann, und dazu kommt nun - nicht ganz klar von
dem anderen Wechsel getrennt, den ich vielleicht als externen Wechsel
bezeichnen soll, wo z.B. rot und grün wie Rot und Grün als Unterschiedliches in
einem Punkt auftreten kann, was dann zugleich auch nichtrot und nichtgrün (als
Begriffe) bzw Nichtrot und Nichtgrün also als vier unterschiedliche
Anschauungen zugleich auftreten könnten, wenn der Gegenstand sich in Bewegung
oder der Gehalt sich in Veränderung oder Bewegung befindet, - wogegen die
bisher erläuterte Beharrlichkeit auf immer die gleiche Affektion bezogen war.
Auch hier hatte ich für mich bereits die Lösung vorausgesetzt, daß die
unterschiedlichen Affektionen bei einer Veränderung durch das Gedächtnis
miteinander verknüpft werden und derart auf 3. Stufe zu einem Gesamtereignis
verbunden und gedeutet werden, wie wir es aus dem alltäglichen Leben kennen,
wie z.B. aus vielen Tagen Krieg oder Streit am Ende „der Krieg" oder
„der Streit" wird, - wobei dann praktisch die Kategorien von Kant
Gedächtnisfunktionen wären.
Aber soweit ist die Herleitung bei Prauss noch nicht gelangt.
Seite 809
Was Kant mit den Kategorien - wie immer er sie gefunden hat - als die
Verstandesstrukturen einer Erkenntnis dahinsetzt, nach denen der Verstand nach
seiner (in der Tat unhaltbaren Auffassung, wie ich Prauss folge;) den
Sinneseindruck verarbeitet oder aufschlüsselt oder formt bzw. versteht, erzeugt
in mir nun gar nicht das Gefühl von Kritik oder Klügersein, sondern im
Gegenteil einen geradezu unheimlichen Respekt vor der Leistung, wie genial,
umfassend und breit Kant dem Kern der ganzen Problematik nahegekommen ist,
wobei mir bei der anstehenden Problematik, die Prauss nun angeht, geradezu
schwindelig wird.
Die beiden ersten mathematischen Kategorien gelten nach Prauss bereits für die ersten beiden Stufen und sind deswegen konstitutiv, die dynamischen Kategorien kommen erst auf der 3. Stufe in Zusammenhang mit Bewegung ins Spiel, was eben eine objektive bzw. objektivierte Zeit voraussetzt, wobei der Zusammenhang von Bewegung und Zeit als Grundstruktur der Zeit oder des Punktes (siehe oben bei Prauss Seite 366 unten und 367; Marginalien Seite 51) nun als Voraussetzung ansteht, auch noch das objektive „Jetzt" erstellen zu können, was bei einer beharrlichen Welt, die immer starr und ohne Ereignis ist, auch noch nicht aktuell wäre. Wo sich nichts bewegt oder verändert, vergeht auch keine objektive Zeit.
Aber es ist bei Prauss keinesfalls das Gedächtnis gemeint, durch das
Veränderung bzw. Bewegung einerseits und Anschauung wie Gegenanschauung
andererseits im Begriff allesamt in einem Punkt - quasi als Rohstoff -
enthalten sind bzw. durch ihn gebildet werden können, - als wenn ich das Hier
eines Vorhins vergleiche mit dem Hier eines Jetzts: angelehnt an Aristoteles
(glaube ich) denkt sich Praus eine Linie, die z.B. zu einem 1. Teil rot ist und
zum anderen 2. Teil blau ist, wobei genau der ideale Punktdes
Aufeinandertreffens auch die logische Voraussetzung besitzt, nämlich ohne
Ausdehnung, wo Rot und Blau zugleich sowohl räumlich wie auch zeitlich
zusammentreffen dann sowohl gemeinsam als Voraussetzung für die Begriffe Rot
und Blau als Punkt der Veränderung von Rot zu Blau wie auch für die räumliche
Vorstellungen Rot und Blau einerseits wie auch für Nichtrot und Nichtblau
andererseits zu bilden und damit auch die richtige Reihenfolge „von Rot
zu Blau" als Veränderung und „von Hier zu Dort" als Bewegung
enthält, - denn in dem idealen Zeitpunkt ist „Vorher Rot und Nachher
Blau" bzw. „erst Hier dann Da" während in der Vorstellung
„hier" Rot und „da" Blau ist.
Natürlich fragt man sich, ob diese geniale Lösung des Problems der Bewegung
durch diese
Verknüpfung der synthetischen Linie von Prauss und der analytischen von
Aristoteles tragfähig ist, oder ob es Prauss nur auf den Nachweis der
Denkbarkeit oder dem Zugang zu einer solchen Denkbarkeit ankommt.
Seite 823
Hier greift Prauss genau diese Problematik auf, dabei muß ich mir nun entweder das
Verb des Prädikats Rutschen als der punktförmige Begriff denken und
(vielleicht) erstmal absehen von dem Subjekt z.B. „Tisch" in dem
Satz „Der Tisch rutscht." oder in dem bisherigen System denken und
beides verbinden in dem Satz „Die ist ein rutschender Tisch.". Man
muß dieses wohl erstmal offen lassen um die Logik des Folgenden verstehen zu
können.
Aber genau diesen Denkansatz bezeichnet Prauss denn auch als Sackgasse, weil damit die Komplexität des Bewegungsprädikats „Rutschen" verdeckt wird, die es von Ruheprädikaten wie »Stehen«, »Liegen«, »Sosein«, »Rotsein« grundsätzlich unterscheidet.
Seite 825 Mitte
Ohne auf die von mir gespürte Problematik zu kommen, geht es Prauss erstmal
darum - wie ja auch die Kapitelüberschrift besagt - den Unterschied von Ruhe-
und Bewegungsprädikat zu zeigen, die in der zusätzlichen Komplexität des
Letzteren besteht, daß sich also das Partizip eines Ruheverbs am Ende durch das
Prädikat einer bestimmten Raumform ersetzen läßt, was bei einem
Bewegungsprädikat nicht geht.
Seite 828, 2. Abschnitt
Die Analyse als Probe ( als Geländer)
Seite 835, 2. Absatz
Hier dürfte auch der Grund, der uralte Grund für diese Sackgasse in Erinnerung
kommen, daß man keineswegs etwa das Subjekt als Begriff und das Prädikat als
die Anschauung verstehen und derart unterscheiden darf; es sind alles Begriffe
bei „der Tisch ist rot"
Seite 922
Was zuerst wie ein Widerspruch zur Realität gerade des vergangenen Jahrhunderts
"angewandter Aufklärung" erscheint, mit der Mensch, Fauna und Florra
zum Material aus Materie und zur geistlosen Sache erklärt und als solche
behandelt wurde, was aber auch dem primitiven Materialismus zu widersprechen
scheint, als ginge es im Leben um nichts als Sachen, ist gewissermaßen also
eine Fehlfunktion, bei der sowohl die Zeit wie derr Mensch als Sache
objektiviert wird: "Deine Zeit ist abgelaufen."
Seite 928 Mitte
Die ständig zu erfolgende emanzipation zur Wissenschaftliochkeit würde und wird
ohne philosophische Reflektion zum kindischen automatismus der Verleugnung jeder
Subjektivität als etwas Geistiges.
Seite 929
Geist als Teil des Leibes, des Körpers, oder Geist als Teil oder Produkt der
Welt zu denken, war also von Beginn aller Philosophie an ein Fehlansatz, der
die Problematik des ganzen Mittelalters bestimmte und bis heute bestimmt. Der
Geist ist erst verstanden, wenn er als Voraussetzung unserer menschlichen
Existenz und auch der ganzen Welt verstanden ist.
Seite 930
Die drängende Frage, ob Geist nicht nur Zeitform ist, sondern das subjektiv
Zeitliche oder die Zeit nicht selbst bereits Geist ist, stellt Prauss hier
zurück, so als sei beides gemeint;
er verweist hier auf die Absurdität einer apriorischen Aposteriorität" als
die gemeinhin Sprache als immer schon, also als bereits vor dem Auftauchen
eines heutigen Individuums vorhanden gesehen wird, in die ein Mensch
hineingeboren und hineinerzogen und durch die erst ein Mensch zum Denken
gebracht werde.
Sicher hat diese Absurdität etwas Plausibles, insofern ein Kind in die Sprache
der eltern und der sozialen Gemeinschaft hineingeboren wird, weswegen es
unterschiedliche Sprachen und Dialekte gibt, was aber eben nur für die
Verlautbarung von Erkenntnis gelten kann, die man nicht mit der Erkenntnis
selbst und der Begrifflichkeit selbst verwechseln darf, - was eben auch zu der
fehlerhaften Annahme verführt, als sei auch die Erkenntnis in dem Erkannten
immer schon vorgegeben.
Hier zeigt sich nicht nur Prauss als Nichtlinker einer Ideologie, sondern erst
recht die Schwierigkeit, die Ismen und Ideologien samt Ideale immer mit sich
selbst und mit dem einzelnen Subjekt haben, das dabei eben nicht als
Erkennendes sondern als Ungenauigkeit und gar als Hindernis und Störfaktor auf
dem Weg zur Wahrheit empfunden wird, die im Objekt gesucht und dort als
vorhanden vorausgesetzt wird.
Dieser andere Aspekt dieser Schwierigkeit liegt in der Erkenntnis, wenn man das
vorher gegebene nicht als das Verstehen sieht, sondern - wie die Sprache - eben
als vorgegebenes Objekt: Die Vergangenheit kann nicht vor der Erkenntnis,
sonder als Folgerung aus der Erkenntnis des Früheren immer nur nachher
erfolgen.
Seite 922
Was zuerst wie ein Widerspruch zur Realität gerade des vergangenen Jahrhunderts
"angewandter Aufklärung" erscheint, mit der Mensch, Fauna und Florra
zum Material aus
Materie und zur geistlosen Sache erklärt und als solche behandelt wurde, was
aber auch dem
primitiven Materialismus zu widersprechen scheint, als ginge es im Leben um
nichts als
Sachen, ist gewissermaßen also eine Fehlfunktion, bei der sowohl die Zeit wie
derr Mensch als
Sache objektiviert wird: "Deine Zeit ist abgelaufen."
Seite 928 Mitte
Die ständig zu erfolgende emanzipation zur Wissenschaftliochkeit würde und wird
ohne
philosophische Reflektion zum kindischen automatismus der Verleugnung jeder Subjektivität
als etwas Geistiges.
Seite 929
Geist als Teil des Leibes, des Körpers, oder Geist als Teil oder Produkt der
Welt zu denken,
war also von Beginn aller Philosophie an ein Fehlansatz, der die Problematik
des ganzen
Mittelalters bestimmte und bis heute bestimmt. Der Geist ist erst verstanden,
wenn er als
Voraussetzung unserer menschlichen Existenz und auch der ganzen Welt verstanden
ist.
Seite 930
Die drängende Frage, ob Geist nicht nur Zeitform ist, sondern das subjektiv
Zeitliche oder die
Zeit nicht selbst bereits Geist ist, stellt Prauss hier zurück, so als sei
beides gemeint;
er verweist hier auf die Absurdität einer apriorischen Aposteriorität" als
die gemeinhin Sprache
als immer schon, also als bereits vor dem Auftauchen eines heutigen Individuums
vorhanden
gesehen wird, in die ein Mensch hineingeboren und hineinerzogen und durch die
erst ein
Mensch zum Denken gebracht werde.
Sicher hat diese Absurdität etwas Plausibles, insofern ein Kind in die Sprache
der eltern und
der sozialen Gemeinschaft hineingeboren wird, weswegen es unterschiedliche
Sprachen und
Dialekte gibt, was aber eben nur für die Verlautbarung von Erkenntnis gelten
kann, die man
nicht mit der Erkenntnis selbst und der Begrifflichkeit selbst verwechseln
darf, - was eben auch
zu der fehlerhaften Annahme verführt, als sei auch die Erkenntnis in dem
Erkannten immer
schon vorgegeben.
Hier zeigt sich nicht nur Prauss als Nichtlinker einer Ideologie, sondern erst
recht die
Schwierigkeit, die Ismen und Ideologien samt Ideale immer mit sich selbst und
mit dem
einzelnen Subjekt haben, das dabei eben nicht als Erkennendes sondern als
Ungenauigkeit und
gar als Hindernis und Störfaktor auf dem Weg zur Wahrheit empfunden wird, die
im Objekt
gesucht und dort als vorhanden vorausgesetzt wird.
Dieser andere Aspekt dieser Schwierigkeit liegt in der Erkenntnis, wenn man das
vorher
gegebene nicht als das Verstehen sieht, sondern - wie die Sprache - eben als
vorgegebenes
Objekt: Die Vergangenheit kann nicht vor der Erkenntnis, sonder als Folgerung
aus der
Erkenntnis des Früheren immer nur nachher erfolgen.
Band 2, (endlich!)
Die grundsätzliche Frage wird auf die Unterscheidung hinausgehen zwischen einem
physikalischen Geschehen, aber auch zwischen der unbewußten oder unterbewußten
körperlichen Bewegung, - was man z.B. als Künstler als intuitiv, als Stil oder
Duktus
bezeichnen kann, - einerseits, und andererseits der bewußten Handlung aufgrund
einer Absicht.
Natürlich hoffen wir auch auf eine Antwort auf die Frage: Was geschieht bei
jener doppelten
Kausalität von Absicht und Naturgesetz, wenn der Mensch z.B. Evolution nicht
nur geschehen
läßt, sondern bewußt als Handlung selbst vollzirht, wie Hitler mit seinem
Holocoust.
Theologisch gilt dieses zugleich für die Frage der göttlichen Vorsehung, des
göttlichen Willens
oder seiner Handlung und dem menschlichen Folgen, Gehorchen, oder der
menschlichen
Nachhilfe, wie es zur Zeit im Islam zur Diskussion steht. Wir erkennen die
Verwandschaft von
Kunst bzw. Kunsttheorie und Theologie.
Band 2, Seite 1, 1. Absatz
Theorie und Praxis stehen beide als das Subjekt, als das Intendieren dem Objekt
gegenüber;
beide, nämlich Theorie und Praxis werden dadurch Wirklichkeit und Erfolg,
soweit sie das
Objekt als etwas anderes zu beidem verwirklichen.
2. Absatz
Daß Handlungstheorie bislang im Argen liegt, hat seine Ursache genau darin, daß
man den
Unterschied von Theorie und Praxis
Marginalien zu
Band 2 wecheln zur Seite
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